Kapitel 17 - Perfekte Welt

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Ich starre sie nur mit offenem Mund und voller Fassungslosigkeit an. Ich kann es nicht verstehen, wie es möglich ist, dass es solch idiotische Menschen tatsächlich gibt. Was hat sich die Welt hierbei gedacht? Die Muskeln meines Armes spannen sich unkontrolliert an und meine Hand zuckt auf, mit dem Instinkt auf etwas – beziehungsweise – jemanden einzudreschen. Der Wolf in mir tobt und verlangt, den Menschen vor mir zu zerreißen und ich kann es ihm ehrlicherweise kaum verübeln. Gleichzeitig versuche ich meine Wut und das Tier in mir zu bändigen, denn ich spüre die stechenden Blicke der Lehrer und Schüler auf mir.

Leider ist mir, genauso wie ihnen klar, dass ich einen ziemlich sicheren Rausschmiss riskieren würde, wenn ich Jennifer schlagen würde, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Lehrer es mir gar nicht so sehr verübeln würden, wie sie eigentlich sollten. Denn obwohl ich bei ihnen ebenfalls nicht beliebt bin, weiß ich, dass viele Lehrer Jennifer und ihre Art noch anstrengender finden als mich.

Deshalb bleibe ich, unter größter Zurückhaltung und Willenskraft, auf meinen Platz sitzen und starre sie stattdessen nur an. Doch ich lasse meine gesamte Wut, die ich nicht körperlich auslassen darf, in meine Blicke wandern. Ich spüre ein leichtes Brennen, merke, wie meine Augen zu glühen beginnen und verspüre eine merkwürdige Art der Erleichterung. Jennifer schreckt überrascht zurück und starrt mich erschrocken und ängstlich an. Ihre ganze Haltung ändert sich sogleich von überheblich, arrogant und selbstbewusst zu unsicher, ängstlich und verwirrt.

Ich senke meine Stimme, sodass nur noch meine Rudelmitglieder und Jennifer mich hören können und fixiere Jennifer noch einmal scharf mit meinen Blick. „Denkst du wirklich, dass es eine intelligente Idee ist, sich mit mir anzulegen? Sich mit uns anzulegen?" Ich nicke kurz in Richtung meiner Rudelmitglieder, die sich am Tisch versammelt befinden. Alle funkeln Jennifer mit wütenden Gesichtsausdrücken an, sogar Lee, der sonst immer herumzappelt und witzelt, sitzt still und blickt Jennifer mit beinahe ausdrucksloser Miene an. Der ruhige, gelassene Robin muss sich sogar ein Knurren verkneifen und selbst Mike, der sonst immer ein großes Lächeln auf dem Gesicht hat, hat das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzogen, die fremd in seinem Gesicht wirkt.

Ich fahre mit leiser, drohender Stimme fort: „Ich sage dir es nochmal und das wird das letzte Mal sein, doch ich hoffe, dass es nun endlichen in deinen Schädel hineingeht. Ich will nichts von dir, wir sind nicht zusammen und waren es auch nie." Meine Stimme wird immer leiser und zischender. „Vielleicht, wenn du Glück hast, wirst du einmal in deinem erbärmlichen Leben einen Freund finden, der genauso einen schleimigen Charakter hat wie du, damit ihr zusammen abstoßend sein könnt. Doch selbst dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass jemand eine Frau wie dich will." Obwohl ich mir während meiner ganzen Rede große Mühe gegeben hatte, kann ich mir ein leises Knurren am Ende nicht verkneifen.

Jennifer ist blass und ich bemerke, wie ihre Hände leicht zittern, während sie mich groß aufgerissenen, ängstlichen Augen anstarrt. Sie geht langsam, ohne uns aus den Augen zu lassen, rückwärts. Dabei stolpert sie über ihre eigenen Füße und mit dem Rücken gegen einen Tisch, ehe sie fällt. Dieser beginnt zu wackeln und ich sehe, wie in Zeitlupe, wie ein Tablett, das am Rand des Tisches abgestellt wurde, zu wackeln beginnt und schließlich kippt. Das nicht beendete Mittagessen eines Schülers, Spaghetti mit sehr viel Tomatensoße, landet auf dem Kopf von Jennifer und dann in ihrem Schoss.

Sie bleibt kurz benommen sitzen, streicht dann durch ihre, mit Spaghetti und Tomatensoße bedeckten, Haare und betrachtet leicht verwirrt die Soße, die an ihrer Hand kleben bleibt. Sie scheint sich an ihre gegenwärtige Situation zu erinnern und merkt, dass sie praktisch die Aufmerksamkeit jeder einzelnen Person der gesamten Cafeteria auf sich hat. Schneller, als ich es erwartet hätte, rappelt sie sich auf, stößt den Teller von ihrem Schoss und weg von sich und stakst dann, so schnell sie kann in ihren zu hohen Schuhen, aus dem Raum hinaus.

Mate - Schreie ohne VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt