Kapitel 11 - Lachen

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Jamie

Nervös laufe ich in meinem Zimmer auf und ab, während ich meine Finger unsicher miteinander verschränke. Ich warte auf Jack. Er sagte, er wollte heute noch vorbeikommen, doch es bereits fünf Uhr, was für seine Verhältnisse schon eher spät ist. Obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob er heute lange Schule hat. Doch laut seinen Erzählungen sollte er eigentlich schon hier sein, da er bereits seit einiger Zeit frei hat.

Ich habe alle meine Aufgaben bereits erledigt und kann nun nichts anderes tun, als zu warten. Mich hinlegen und lesen, kann ich nun im Moment nicht mehr, da mich die Warterei nervös gemacht habe und es mir nun schwerfällt, mich selbst wieder zu beruhigen. Es ist wie verhext. Wenn ich etwas tue, werde ich nervös und kann mich nicht konzentrieren und wenn ich nichts tue, werde ich ebenfalls ungeduldig. Es ist wie ein ewiger Teufelskreis. Gleichzeitig kann ich mich auf nichts konzentrieren und nichts ist wirklich genug, um den Nebel aus meinem Kopf zu entfernen. Ich gehe auf und ab in meinem Zimmer und gleichzeitig fühlt es sich an, als würde ich mich endlos im Kreis drehen.

Doch bevor sich die Gelegenheit bietet, dass ich noch nervöser werden kann, als ich es sowieso schon bin, klopft es endlich an meiner Zimmertür. Mit schnellen Schritten gehe ich zur Tür und öffne sie forsch. Ich stehe, wie ich es nicht anders erwartet habe, einem grinsenden Jack gegenüber.

„Hi", sagt er mit seinem typischen Grinsen, dass er seine Zähne zeigt und sein Gesicht strahlen lässt. Statt etwas zu erwidern oder zurückzulachen, bleibe ich wie immer stumm und meine Miene regungslos. Innerlich spüre ich jedoch ein seltsames Gefühl, was mich erstaunt. Es fühlt sich warm und angenehm an, doch gleichzeitig ungewohnt.

Ich mache einen Schritt zur Seite um ihm Platz zu machen. Jack geht an mir vorbei und setzt sich wie gewöhnlich auf mein Bett, welches wie immer sauber und gemacht ist. Ich kann es nicht leiden, wenn etwas in meinem Zimmer unordentlich ist. Wenn ich schon keine Kontrolle über mein Leben habe, muss ich wenigstens über diesen kleinen Teil die Kontrolle und die Ordnung behalten. Dann kann ich wenigsten die Illusion wahren, als würde mir nicht mit jeder Sekunde alles aus meinen Händen gleiten.

Ich setze mich ebenfalls auf Bett. Es hat mittlerweile etwas von einer Tradition, dass sich Jack an das Fußende des Bettes setzt und ich es mir auf der anderen Seite bei meinen Kissen gemütlich mache. Dann beginnt Jack wieder zu erzählen. Von seinem Tag in der Schule und von sonstigen Erlebnissen. Er erzählt von der Vergangenheit, aber auch von der Zukunft mit all seinen Träumen und Hoffnungen. Es ist schön, ihm dabei zu zuhören und mir vorzustellen, dass es in einem anderen Leben ähnlich für mich sein könnte.

Jack

Es ist ein tolles Gefühl zu reden und zu wissen, dass jemand zuhört. Es gibt mir das Gefühl, als würde ich ihr tatsächlich wichtig sein. Egal was ich erzähle, noch nie habe ich von Jamie einen negativen Blick erhalten. Sie nimmt alles hin, was ich erzähle und obwohl sie kaum reagiert, bin ich mir sicher, dass sie mir aufmerksam zuhört.

Ihre Aufmerksamkeit und ihre Neugier sind daran zu erkennen, dass sie in den vergangenen Wochen immer näher an mich herangerutscht ist. Unser Abstand hat sich verringert. Sowohl auf körperlicher und auch emotionaler Ebene. Es ist ein tolles Gefühl, doch gleichzeitig wird es dadurch schwerer, ihren eingerichteten Abstand einzuhalten. Mein Wolf will sie markieren, sie lieben und küssen.mEr will sie als seines sehen.

Nicht nur er sehnt sich nach ihr, auch mein menschlicher Teil möchte sie in den Armen halten, sie küssen und vor allem Unheil der Welt beschützen. Ich möchte sie haben, an meiner Seite haben und sie der ganzen Welt zeigen. Doch es ist nicht möglich. Sie ist nicht fähig dazu, und das ist es, was schmerzt.

Im Gegenteil zu Dr. Thompsen habe ich sie noch nicht aufgegeben. Wie könnte ich? Sie ist meine einzige Mate, meine wahre Gefährtin. Von der Sekunde an als ich sie getroffen habe, konnte ich mich nicht mehr von ihr lösen. Und werde es auch nicht mehr können ohne einen unglaublichen Seelenschmerz zu riskieren. Ich brauche sie.

Mate - Schreie ohne VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt