Kapitel 10

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"Es tut mir leid.", murmelte ich leise und sah auf den Boden, da ich mich schuldig fühle.

"Wofür entschuldigst du dich?", fragte er mich ersichtlich verwirrt, sodass ich meinen Kopf hob und ihn ansah.

"Dafür, dass ich dich noch erschöpfter gemacht habe als sonst.", sagte ich leise und spielte mit meinen ineinander verschränkten Fingern rum.

Er lachte kurz. "Ich habe dir das doch angeboten und mir hat's wirklich nichts ausgemacht. Außerdem, wer sonst würde den Einkauf in meinem Hause erledigen? Mit der Möglichkeit bin ich auch für mich einkaufen gegangen.", sagte er lächelnd und zog sein Jackett aus, sodass er nur noch in dem engen, weißen Hemd gegenüber mir saß.

"Du wohnst alleine?", frage ich ihn interessiert und wechselte auch somit das Thema.

"Ja, nachdem ich mit meinem besten Freund eine Immobilienfirma gegründet habe, bin ich bei meinen Eltern ausgezogen.", sagte er plötzlich in einem etwas tieferen Ton, der mich aufhorchen ließ.

Ich beobachtete ihn und dachte über seinen tiefen Ton nach. Hat er denn etwa Probleme mit seinen Eltern? Von außen schaut das gar nicht so aus, als hätte er welche. Aber der äußere Schein lässt täuschen. Zwar bin ich neugierig aber was zwischen ihnen vorgefallen ist, aber ich hielt mich zurück, da mich das nicht interessieren sollte, bin nämlich keine Familienangehörige oder eine Freundin von ihm.

Mit einem Ruck stand ich auf und richtete mein T-Shirt, um ihm einen Kaffee zu machen.

"Was machst du?", fragte er und sah verwirrt zu mir, weswegen ich Lächeln musste.

"Für den Einkauf hast du dir einen Kaffee verdient.", sagte ich lächelnd und lief in die Küche, die sich gegenüber dem Wohnzimmer befindet.

"Nein, dass brauchst du wirklich nicht machen.", hörte ich ihn hinter mir sagen, weswegen ich nur meinen Kopf schüttelte und den Wasserkocher mit Wasser füllte.

Während das Wasser kochte, holte ich schonmal zwei Tassen mit den jeweiligen Unterteller raus und stellte sie neben mich auf die Theke, um sie gleich mit Kaffee zu füllen. Als ich dies gemacht habe, nahm ich den Wasserkocher zur Hand, da das Wasser schon gekocht war. Vorsichtig füllte ich die Tassen und stellte noch Zucker mit auf das Tablett.

Nachdem ich fertig war, trug ich die Tassen vorsichtig in das Wohnzimmer und stellte es auf dem Tisch vor ihm ab, damit er sich seine Tasse nehmen kann.

"Das war zwar nicht nötig, aber Danke.", sagte er dankend und nahm sich eine Tasse mit Zucker.

Ich lächelte nur und nahm mir ebenfalls eine Tasse und setzte mich neben ihm auf das Einzelsofa hin.

Ich trank kurz einen Schluck und widmete mich wieder Cetin, da er nachdenklich auf den Boden starrte.

"Wieso hast du mir deine Nummer gegeben?", fing ich nun an zu sprechen und wartete gespannt auf seine Antwort.

Er sah nun auf zu mir und blickte mir mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck in die Augen.

"Ich hatte komischerweise Angst.", sagte er ehrlich und verschränkte seine Hände ineinander.

"Wovor hattest du denn Angst?", fragte ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Er atmete einmal tief ein und aus und trank aus seiner Tasse. "Davor, dass dir das vielleicht nochmal passiert.", gab er schüchtern von sich, weswegen ich ihn mit großen Augen ansah, da das, was er gesagt hatte irgendwie nicht.. Passte. Ich meine, wir kennen uns nicht? Wieso sagt er dann sowas?

Eine Weile war es still und keiner sagte was, bis ich die Stille mit einem Räuspern unterbrach. "Du brauchst keine Angst um mich haben, ich komme schon alleine zu recht.", sage ich gespielt lächelnd und trank aus meiner Tasse.

Er schüttelte seinen Kopf. "Das kann jeder Zeit noch einmal passieren, Merve aber dann wäre ich nicht bei dir.", murmelte er und ging sich durch seine Haare, die durch die Erschöpfung nicht mehr top gestylt aussahen.

"Nein Cetin, es ist wirklich Okay. Ich werde auf mich aufpassen, mach dir keine Sorgen.", sagte ich und versuchte ihn diesmal zu überzeugen, was jedoch schief lief, da er wieder seinen Kopf schüttelte. Mein Gott, wieso glaubt er mir denn nicht?
Versuche ich hier gerade ihn oder mich davon zu überzeugen, dass sowas nicht wieder passieren wird? Oh man, das ist ja ganz toll, ehrlich. Er soll mir einfach glauben.

Er blickte zu mir und sah mich analysierend mit seinen braunen Augen an, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte und aus meiner Tasse trank, damit er meine Nervosität nicht bemerkt.

"Wie war die Arbeit? Erzähl doch mal ein bisschen etwas über dich.", sagte ich schwer und versuchte so gut es geht das Thema zu ändern, was mir diesmal auch - denke ich - gelang, da er kurz lachte.

"Wie gut du das Thema wechseln kannst.", sagte er grinsend und ich hörte den ironischen Unterton heraus. Na super.

"Aber gut, wie du möchtest. Wir haben heute in einer Konferenz ein neues großes Grundstück für einen idealen Preis gekauft, worauf wir demnächst ein großes Stadion bauen werden.", fing er an zu erzählen und ich ließ ihn keineswegs aus den Augen, da seine Augen beim Reden über seine Arbeit und sein Leben anfingen zu funkeln, was mich faszinierte. Werden meine Augen in einem Jahr genauso funkeln wie meine, wenn ich meine eigene Firma habe und mein Leben gut läuft?

"Und du, was hast du heute gemacht? Erzähl mir mehr über dich.", sagte er lächelnd und holte mich somit wieder in die Realität zurück. Na toll Merve. Da hast du mal die Möglichkeit ihm zuzuhören, wenn er über sich etwas erzählt und du kriegst nur die Hälfte mit. Ganz toll.

"Über mich gibt es eigentlich nichts zu erzählen.", sagte ich und rührte meinen Löffel im Kaffee rum.

"Bestimmt, los komm, erzähl es mir.", forderte er mich auf, wobei ich etwas zu erzählen begann, was er eigentlich schon weiß.

"Ich studiere Wirtschaft in der Universität, die du ja bereits schon kennst, und es ist dort mein letztes Jahr. Habe schon seit langem vor, meine eigene Textilfirma zu gründen.", sagte ich schulterzuckend und trank den letzten Schluck aus meiner Tasse.

"Und dann meint sie, es gäbe nichts über sie  zu erzählen.", sagte er grinsend und stellte die Tasse auf dem Tisch ab.

"Was machen deine Eltern beruflich?", fragte er mich und lehnte sich in den Sitz zurück. Er scheint sich ja wohl wirklich dafür zu interessieren.

"Sie sind in der Türkei, weil mein Vater in einer Firma dort für eine Zeit lang arbeitet.", sagte ich etwas abwesend, da sich meine Eltern seit langem nicht gemeldet haben.

"In welcher Firma?", fragte er nun wirklich interessiert und beugte sich etwas nach vorne.

Ich lächelte kurz. "In einer Immobilienfirma.", sagte ich und sah seine Reaktion, da er große Augen machte und anfing zu grinsen.

"Das wusste ich gar nicht.", gab er erstaunt von sich und grinste mich immer noch mit seinen strahlend weißen Zähnen an.

Ich lachte kurz und strich mir die nervige Strähne aus dem Gesicht. "Kannst du auch gar nicht.", gab ich schüchtern von mir.

Er lachte und schüttelte den Kopf. "Ich sollte jetzt lieber gehen, es ist schon spät geworden.", sagte er und stand auf, wobei ich mich auch erhob.

"Ich würde dir gerne anbieten noch etwas zu bleiben aber du hast noch einen Termin, wie du erwähnt hattest.", sagte ich lächelnd, woraufhin er nickte.

"Da hast du Recht, aber zum Glück habe ich morgen einen Tag frei und kann ausschlafen.", sagte er grinsend und zog sich sein Jackett an.

Ich lächelte nur und begleitete ihn bis zum Flur, wo er sich seinen Mantel und seine Lackschuhe anzog.

"Ich danke dir Cetin.", sagte ich, wobei er sich zu mir umdrehte und mir in die Augen sah.

"Bedank dich nicht immer, sowas mache ich gerne.", sagte er lächelnd und öffnete die Tür.

Als er heraustrat, drückte er auf den Knopf, damit der Aufzug hochfährt. Bis dahin aber drehte er sich zu mir und sah mich an.

"Ich würde mich freuen, wenn wir uns öfters sehen würden."

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt