Kapitel 37

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"Kızım. (Meine Tochter.)", sprach meine Mutter mit Tränen in den Augen aus und ließ ihr Handgepäck auf den Boden fallen, da sie mich anscheinend umarmen wollte. Ich jedoch wich einen großen Schritt nach hinten und schüttelte mehrmals den Kopf.

"Nein, das kann nicht wahr sein.", sagte ich benebelt und glaubte meinen Augen wirklich nicht. Ich sah den wütenden Blick meines Vaters, da ich meine Mutter nicht umarmt habe aber auch mit Recht, denn sie verdienen das nicht. Wirklich überhaupt nicht!

"Habe Respekt, Merve.", sagte er auf einmal, was ich überhaupt nicht verstand. Geht's noch?!

"Ihr seid die letzten, die mir etwas von Respekt erzählen können!", schrie ich die beiden an und kassierte beinahe einen Schlag in's Gesicht von meinem Vater, bis er aber von meiner Mutter aufgehalten wurde.

"Metin, sakın. (Wage es nicht.)", sagte sie indem sie seinen Arm hielt, mit dem er mich wirklich schlagen wollte. Ich glaube das nicht. Er hat wirklich angesetzt, mich zu schlagen. Mir eine Schelle zu geben. Seiner Tochter, die er seit der Geburt nicht einmal berührt hatte, wollte er heute eine Schelle geben. Eiskalt.

"So weit ist es also gekommen, Baba. Das hätte ich nicht von dir erwartet.", sagte ich mit Tränen in den Augen und blickte auf den Boden.

"Ich hätte auch nicht von meiner einzigen Tochter erwartet, dass sie mit dem Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes in einer Beziehung ist.", sprach er plötzlich ein Thema an, was mich starr in seine Augen blicken ließ. Verdammt nochmal! Woher weiß er das?! Er bzw. meine Eltern waren die letzten Monate doch in der Türkei!

Als ich meinen Mund öffnen wollte, lachte er ironisch und lief an mir vorbei in das Wohnzimmer. Meine Mutter schüttelte traurig den Kopf und lief ebenfalls an mir vorbei, hinter ihrem Mann her. Das gibt's doch nicht! Ich hob mein Handy von dem Boden auf, schrieb Aleyna kurz eine SMS, indem ich erwähnte, dass ich ihr alles morgen erzählen würde.

"Setz dich, wir müssen mit dir etwas bereden.", sagte mein Vater und setzte sich neben meine Mutter auf die Couch hin. Außerdem, woher wissen sie bitte wo ich wohne? Ich habe ihnen nicht erzählt dass ich umgezogen wäre oder überhaupt irgendetwas!

"Nein, ich stehe lieber.", sagte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, während sie mich analysierend ansahen.

"Ich halte es kurz und knapp.", setzte mein Vater an und räusperte sich, bevor er das sagte, was mein Leben zerstörte. "Du wirst mit einem Herrn namens Hüseyin heiraten, der in der Türkei wohnt.", setzte er plötzlich an, weshalb mein Unterkiefer nach unten klappte.

"Was?", flüsterte ich und blickte ungläubig in die Augen meines Vaters, die mich leer ansahen. Das kann doch nicht von dem Mann kommen, der mich großgezogen hat! Was hat sich denn bitte in den letzten Monaten geändert?! Nur weil sein Sohn angeschossen wurde und nun im Gefängnis sitzt?! Weiß er das überhaupt?!

"Du hast mich schon verstanden. Du wirst mit ihm heiraten.", sagte er und lehnte sich zurück.

"Nein, das kannst du nicht von mir erwarten, Baba!", sagte ich und wurde von Wort zu Wort lauter. Was fällt ihm eigentlich ein?!

"Keine Widerrede, du wirst es tun.", sagte er und stand auf. Ich schüttelte mehrmals den Kopf und lachte ironisch auf. Es reicht mir jetzt.

"Das kann doch nicht euer Ernst sein! Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?! Zuerst meldet ihr euch monatelang nicht und seid von heute auf morgen in die Türkei geflogen um etwas 'geschäftliches' zu klären-", setzte ich an, aber wurde von meinem Vater unterbrochen, in dem er das bestätigte, womit ich nun endgültig ausrastete. "Erzähl' mir keine Lügen! Verdammt nochmal ich bin kein kleines Kind mehr! Ich weiß doch dass dein Unternehmen nichts mit der Türkei zu tun hat! Es ging um Arda, um deinen Sohn! Um meinen Stiefbruder, der aus der Türkei geflohen ist, um mich zu töten! Er hat mir eine verdammte Waffe an den Kopf gehalten! Er hat versucht mich an einem Abend zu vergewaltigen! Ja, richtig gehört! Mein Stiefbruder! Wie konntest du uns, mir das verschweigen?! Wie?! Hast du denn gar nicht an deine Tochter, an mich gedacht?! Wie es mir in den Monaten ohne euch erging?! Was ich alles erleben musste und alleine auf meinen Füßen stehen musste! Ich hatte nur Cetin, der mich auf den Beinen gehalten hat! Der immer für mich da war! Der sich um alles gekümmert hat! Der Arda zur Strecke gebracht hat! Er lag im Krankenhaus und nun sitzt er hinter Gittern, wo er auch hingehört! Er sitzt im Gefängnis! Sag mir, wie willst du nun damit klar kommen?! Wirst du deine Wut komplett an mir rauslassen?! Wirst du das?! Es reicht! Du hast kein Recht, mir nach Monaten zu sagen, dass ich zwangsverheiratet werden soll, denn dass kannst du vergessen! Ich bin glücklich mit Cetin und das werde ich mir nicht von dir, von euch zerstören lassen!", schrie ich meine Eltern an und verlor, während den letzten zwei Sätzen schon Tränen, die meinen Wangen runterkullerten.

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt