Kapitel 46

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„Was?", kam es leise aus meinem Mund und blickte verwundert in seine Augen. Er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und blickte mir ermutigend in die Augen. „Wir werden das schaffen, Mervem. Vertraue mir.", flüsterte er und nickte mir aufmunternd zu.

Er hat recht. Ich muss hier weg. WIR müssen hier weg. Meine Eltern, bzw. mein Vater...er würde uns verletzen. Er würde wirklich alles in seiner Macht stehende tun, um seine Taten durchzusetzen. Er macht es. Mein Vater würde Cetin verletzen, womit er mich verletzen würde. Ich habe Cetin seit längerem in mein Herz geschlossen. Ich habe ihm mein Herz geöffnet. Ich habe ihm mein Herz und meine Seele überlassen, womit er so vorsichtig, so fürsorglich umgeht. Meine Eltern jedoch, haben alles mögliche kaputt gemacht. Sie haben - seitdem sie aus der Türkei sind - mein Leben zerstört. Sie haben alles erdenkliche im Zusammenhang mit dem Wort ‚Familie' zerstört. Unsere Bindung. Einfach alles. Klar, es tut weh. Wie sollte es auch nicht? Sie wollen mich mit einem fremden verheiraten. Einfach so. Ohne Grund. Sie haben mir verschwiegen, dass mein Vater einen Sohn hat. Dass ich einen Stiefbruder habe, der nun in irgendeiner Zelle verrottet. Cetin, mein Leben, hat recht. Ich muss hier weg.

Ich nickte lächelnd und blickte ihn mit glasigen Augen an. „Ja.", krächzte ich und nahm seine Hand in meine. Sein Gesicht, dass die Hoffnung verloren hatte, strahlte plötzlich, was mein Herz erwärmte.

„Ich liebe dich.", sagte er gefühlvoll und drückte sanft seine Lippen auf meine, weshalb ich den Kuss erwiderte. Ich hatte es vermisst. Seine Nähe, den Kuss. Einfach alles an ihm. Er zog mich zu sich und vertiefte den Kuss, sodass ich in den Kuss hineinlachen musste. „Cetin..", murmelte ich und musste plötzlich lachen. Er zog sich zurück und kratzte sich beschämt den Hinterkopf. „Tut mir leid.  Wenn ich dich sehe, dann brennen bei mir alle Sicherungen durch.", meinte er ehrlich und lächelte mich zurückhaltend an, weshalb ich ihn lachend umarmte.

Dazu sagte ich nichts, da es auch ziemlich peinlich für mich war, zu wissen, dass ich so einen Einfluss auf ihn habe. „Ich liebe dich.", flüsterte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er legte seine starken muskulösen Arme um meinen Rücken und hob mich hoch. „Lass uns unsere Koffer packen und so schnell wie möglich von hier verschwinden.", sagte er und löste sich aus meiner Umarmung. Ich nickte lächelnd und war schon ziemlich aufgeregt. Wie unser Leben danach wohl aussehen wird? In einer anderen Stadt. Mit fremden Menschen.

„Ich werde dich in einer Stunde abholen.", sagte er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mit einem schnellen Gang meine Wohnung. Nun ist es soweit. Ich werde gehen. Ich werde alles hinter mir lassen und wegziehen. Die Uni, Aleyna, und all meine anderen Kollegen. Klar, werde ich sie alle vermissen. Auch Mert. Ja, genau gelesen. Auch ihn. Er war immer bei mir aber nun, nun hat Damla ihn in ihren Krallen. Wieso auch immer. Man würde in hundert Meter Entfernung erkennen, dass sie ihn nicht liebt. Dass sie nichts für ihn empfindet. Keine Ahnung was ihr Plan ist oder ob sie überhaupt einen Plan hat. Wie auch immer. Ich muss meinen Koffer packen!

Schnell lief ich hoch in mein Schlafzimmer und starrte es an. Krass. Ich bin vor kurzem erst hier eingezogen und schon muss ich gehen. Traurig aber zugleich erleichternd, zog ich einen weißen, großen Koffer unter meinem Bett hervor und legte ihn auf das Bett. Ich stopfte alles wichtige in den Koffer. Jeans, T-Shirts, Unterwäsche, usw. In meine schwarze Handtasche steckte ich mein Handy, Geldbeutel und meine Autoschlüssel rein. Ich werde es vermissen, nicht mehr meinen Audi A5 fahren zu können. Leider. Traurig nahm ich mir meine Zahnbürste-& Pasta mit in den Koffer und verlor wieder einige Tränen. Mein Leben hat sich so verändert. Unglaublich. Wie konnte das bloß passieren? Wie? Was habe ich falsch gemacht? Ist das ein Test? Was muss ich tun?!

Ich wischte mir die Tränen weg und rappelte mich auf. „Das schaffst du, Merve. Das musst du.", redete ich mir immer wieder ein und schloss meinen vollen Koffer. Ich blickte auf die Uhr und merkte, dass ich noch Zeit hatte, weshalb ich mir meine Autoschlüssel holte und die Wohnung verließ. Ich kann nicht gehen, ohne mich von Aleyna verabschiedet zu haben. Sie wäre sehr enttäuscht von mir. Was sie wohl dazu sagen wird? Wird sie mich vermissen? Wird sie sich melden, wenn ich hier weg bin? So viele Fragen..

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt