Kapitel 45

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•Merve's Sicht•

Es ist soweit. Wo ich bin ? In meinem Wohnzimmer. Mit wem? Mit meinen ‚Eltern'. Und Hüseyin. Ja, richtig gelesen. Hüseyin, der ‚zukünftige Ehemann'. Wo Cetin ist? Habe keinen Schimmer. Wieso er gegangen ist? Weiß ich nicht. Aber ich tippe darauf, dass es irgendwas mit Damla zu tun hat. Wie immer. Er hatte so ein Hass auf sie, als ich es ihm erzählt hatte. Wohin soll er denn sonst hingehen.

Plötzlich hörte ich wie eine Tür aufging und mein Auge fiel auf den Flur. Mein Herz pochte schnell und für einen Moment hoffte ich einfach nur, dass es nicht Cetin ist. Er soll den Anblick nicht sehen. Wie ich dazu gezwungen wurde, mich neben ihn zu setzen. Wie er mich eklig anstarrt. Einfach alles.

Doch er war es. Wie gedacht. Ich stand sofort auf und sah, wie er mit großen Augen durch den Raum blickte. Am Ende blieb sein Blick bei mir hängen und ich erstarrte. Seine Augen. So verletzt. So wütend. Er darf das nicht sehen. Nicht er. Er verdient es nicht. Es tut mir leid, Cetin.

„Mervem.", flüsterte er und sein Blick huschte neben mich. Auf Hüseyin. Ein sehr giftiger Blick, den ich bei Cetin bisher noch nie gesehen hatte. Hüseyin, der keine Miene verzog stand auf und fasste mich plötzlich an meiner Hand, die ich im versuchte zu entziehen. Meine Eltern... von Ihnen möchte ich erst gar nicht anfangen, so geschockt wie die ausschauen.

„Was macht er denn hier?", fragte mein Vater ärgerlich und stand sofort an.

„Lass mich los.", flüsterte ich zu Hüseyin und versuchte meine Hand zu befreien. Er aber grinste Cetin nur an. Was sein Fehler war.

Cetin sah auf unsere Hände und somit war es auch vorbei. Sein Blick verfinsterte sich und er blickte ihn mit einem tötenden Blick an. „Fass sie nie wieder an.", brummte Cetin und schubste Hüseyin so nach hinten, dass er auf das Sofa fiel und perplex nach oben, zu meinem Vater sah. So typisch. Er sucht Hilfe bei meinem Vater.

„So weit seid ihr also schon.", meinte mein Vater und klatschte sich einmal in die Hände. Was meint er ?!

Cetin zog mich zu sich und hielt mich fest an meiner Hand. Ziemlich fest. Seine Wut, ist unbeschreiblich in dem Moment.

„Habt ihr es schon getrieben?!", schrie mein Vater plötzlich durch die Wohnung und sah mich mit abwertenden Blicken an. Vor Schock hielt ich mir die Hand vor dem
Mund und bekam Tränen in den Augen. Das ist doch wohl nicht sein ernst!!

„Metin!", schrie nun meine Mutter und sah mich traurig an.

„Wie kannst du nur so etwas denken, Vater?!", schrie ich nun und merkte, wie die ersten Tränen meinen Wangen runterflossen.

„Er hat den Schlüssel deiner Wohnung verdammt, wie soll ich nicht an so etwas denken?!", schrie er nun und kam auf mich zu. Cetin stellte sich sofort vor mir und blickte auf meinen Vater herab.

„Wenn sie ihr noch einmal näher kommen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass sie mitsamt ihrer Frau und diesem Mann in die Türkei abgeschoben werden. Für immer.", drohte Cetin gefährlich meinem Vater, was mir ziemlich neu war.

Mein Vater verstummte und ging einen Schritt nach hinten. „Das kannst du nicht machen.", sagte meine Mutter nun mit Tränen in den Augen und blickte über Cetin, zu mir. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf und zeigte damit, dass ich ziemlich enttäuscht von Ihnen bin. Hüseyin rappelte sich wieder auf und sah Cetin an. „Du bist also der jenige, der alles für Merve machen würde. Tja, mein lieber Freund, da sind wir schon zu zweit.", meinte er frech und setzte sich gemütlich wieder auf die Couch.

Cetin atmete tief eine und aus und hielt mich fest. „Cetin.", flüsterte ich und er drehte sich zu mir um. „Nicht, weine nicht. Alles wird gut, ich verspreche es.", flüsterte er so leise, dass ich Angst hatte, dass man es trotzdem hören könnte. Was will er tun?

Mein Vater war so ruhig, bis er sich zu meiner Mutter und Hüseyin umdrehte. „Wir gehen.", meinte er monoton und lief an uns beiden vorbei. Hüseyin stand sofort auf und schaute meinem Vater fragend hinterher. Meine Mutter verließ sofort danach auch das Wohnzimmer und schrie nach meinem Vater. Typisch, Mutter. Sie hat schon immer auf meinem Vater gehört. Sich sooooo um ihn gesorgt.

Cetin wollte auf Hüseyin losgehen, bis ich ihn davon abhielt. „Nicht.", flüsterte ich und hielt ihn an seinem Arm zurück.

„Wir sehen uns, Merve.", meinte Hüseyin und lief an uns vorbei. Dabei stieß er gegen die Schulter von Cetin, was er mit Absicht gemacht hatte. Cetin atmete wütend aus, riss sich plötzlich von mir los und lief ihm hinterher. „Cetin!", schrie ich und lief ihm ebenfalls hinterher bis ich die Tür zufallen hörte. Hüseyin war weg und Cetin stand genau vor der geschlossenen Tür. Ich atmete laut aus und lehnte mich an die Wand und blickte ihn an. Es ist alles meine Schuld. Alles.

Ich hörte ihn atmen. Laut. Unregelmäßig. Wütend. Sauer. Aggressiv. So habe ich Cetin, meinen Freund, noch nie erlebt. Wirklich nie. Nach ein paar Sekunden Stille schlug er plötzlich mit seiner rechten Faust gegen die Tür und drehte sich zu mir um. Ich zuckte auf und blickte ihn mit großen Augen an. Mein Herz schlug schnell. Zu schnell. Vor Schreck und Angst.

„Cetin..", wollte ich mit dem Satz anfangen, aber wusste in dem Moment nicht, was ich sagen sollte. Er hat recht. Mit allem was er macht und sagt. Er hat so verdammt recht.

„Es tut mir leid.", flüsterte ich und ließ mich die Wand runter gleiten. Ich setzte mich auf den Boden und zog meine Knie an mich. „Es tut mir so leid.", flüsterte ich immer wieder und fing an zu weinen. Ja, schon wieder.

„Nein, Mervem.", sagte er und kniete sich vor mich hin. Er fasste mir an die Knie und sah mir in die Augen. Es tat so weh, ihm in seine Augen zu schauen. „Es ist nicht deine Schuld. Auf keinen fall. Bitte weine nicht.", flüsterte er und wischte mir mit seiner Hand die Tränen an meinen Wangen weg. „Ich kann nicht, Cetin. Es tut so weh.", sagte ich weinend und hielt mir dabei meine Hand an mein Herz. Er sah mich nur an und senkte seinen Blick.

Ich sagte danach auch nichts mehr und sah nur zu ihm. Wie er seinen Kopf gesenkt hielt und keinen mucks von sich gab. Ich liebe ihn so sehr. Wirklich so sehr. Ich kann es einfach nicht in Worte fassen. An jenem Tag, an dem er mir begegnet ist, danke ich Allah (Gott) vom ganzen Herzen, dass er ihn geschickt hat. Nur ihn. Cetin, meinen Freund. Mein Leben.

Als ich tief in meinen eigenen Gedanken versunken war, hörte ich plötzlich seine ernste und tiefe Stimme etwas sagen, womit ich in 10 Jahren nicht gerechnet hätte.

„Lass uns von hier verschwinden, Mervem. Nur du und ich. Lass uns von dieser Stadt und den Menschen verschwinden."

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt