Kapitel 15

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Nach seinen Worten blieb ich mit dem Rücken zu ihm stehen und atmete einmal tief ein und aus.

"Cetin, bitte.", gab ich zitternd von mir und lief einfach weiter, in das Haus hinein, zu dem Aufzug. Hinter mir jedoch, hörte ich schnelle Schritte, weshalb ich mich umdrehte und in das ernste und angespannte Gesicht von Cetin sah.

"Vergiss es.", sagte er, als der Aufzug kam. Ich ignorierte ihn einfach und stieg ein, was mir Cetin auch nach machte. Geht's noch? Wieso lässt er das denn nicht einfach sein? Ich kann und werde ihm nichts erzählen!

Als der Aufzug endlich an meinem Stockwerk stehen blieb, stieg ich aus und sperrte immer noch mit zitternden Händen meine Wohnungstür auf und zog dabei meine Ballarinas aus.

"Merve.", sagte Cetin meinen Namen nun etwas lauter und schlug die Tür hinter sich zu, währenddessen ich meinen Mantel und meine Tasche auf dem Einzelsofa fallen ließ.

Ich fuhr mir einmal über das Gesicht und lief im Wohnzimmer auf und ab.

"Cetin, bitte lass mich alleine.", sagte ich flehend und drehte mich zu ihm um, da er mit langsamen Schritten auf mich zukam.

Er schüttelte seinen Kopf. "Ich merke doch, dass es dir nicht gut geht. Erzähle es mir.", forderte er mich nun auf, wobei ich den Kopf schüttelte.

"Nein, mir geht es gut, du kannst nun gehen.", sagte ich kopfschüttelnd und wartete auf ein Zeichen von ihm, dass er gehen wird. Aber nein. Nichts. Er rührt sich nicht vom Fleck. Er macht einfach keine Anzeichen zu gehen.

"Merve, du wirst mir jetzt sagen, was in der Shishabar passiert ist, oder ich-", setzte er schon etwas wütend an, als ich vor Wut die Kontrolle verlor und laut schrie.

"Oder was? Wirst du mir dann etwas antun, nur weil ich es dir zur deiner eigenen Sicherheit nicht sagen möchte?! Cetin, ich kann und möchte es dir nicht sagen! Verstehe es doch endlich! Du bist nicht mein Vater, mein Bruder und auch nicht mein Freund, der mir etwas zu sagen hat, hast du mich verstanden?", kam es wütend aus mir heraus, wobei ich unbewusst mit jedem Wort näher an ihn heran trat, was er auch bemerkt hatte, da er mich stumm und etwas überrascht ansah.

"Wenn du jetzt nichts mehr zu sagen hast, dann bitte ich dich, meine Wohnung zu verlassen.", kam es noch schwach aus mir heraus, als ich mich plötzlich vor Erschöpfung auf das 3er Sofa fallen ließ.

"Merve.", sagte er besorgt und kniete sich vor mich hin, damit wir auf Augenhöhe waren. Er hob seine Hand und zögerte etwas, da er anscheinend - denke ich zumindest - meine Haare aus dem Gesicht streichen wollte. Er traut sich nicht, was ich auch vollkommen verstehe. Aber er tat es. Er tat es wirklich. Er strich mir vorsichtig die Haare aus dem Gesicht - hinter mein Ohr.

"Ich werde nicht gehen, du siehst gar nicht gut aus.", sagte er ernst und blickte mir in die Augen, weshalb ich den Blick senkte und auf meine Füße sah.

"Ich hole dir ein Glas Wasser.", sagte er und stand auf, um in die Küche zu laufen.

Als er gegangen ist, ertönte wieder der SMS Ton meines Handys, das mich etwas aufschrecken ließ. Was wenn es wieder der Psycho ist? Aus Angst, sah ich mich im Wohnzimmer um, was eigentlich sehr dumm ist, da er hier nicht sein kann. Die Tür war abgesperrt.

Da das Einzelsofa direkt neben dem 3er Sofa ist, streckte ich mein Arm aus und griff nach meiner Tasche. Als ich sie hatte, nahm ich mein Handy und entsperrte es mit dem Code, damit ich die 3. Nachricht lesen konnte.

'Ich würde es ihm auch nicht erzählen, Merve. Wer weiß, was noch passieren könnte, wenn er geht.'

Die Nachricht las ich mir noch einmal durch und schmiss mein Handy vor Wut und Angst auf den Boden, wo auch Cetin schon in's Wohnzimmer kam. Er sah zuerst auf das Handy, das vor seinen Füßen lag, danach zu mir. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ist er anscheinend sehr verwirrt, was auch verständlich ist, da ich es ihm nicht erzählen kann. Ich habe einfach Angst, dass ihm und den anderen wegen mir etwas passiert. Das könnte ich mir niemals verzeihen. Aber.. Der Psycho beobachtet mich. Wie.. Wie kann das sein? Durch die Fenster nicht, da die Rollos unten sind. Das geht einfach nicht. Ich kapiere es nicht.

"Hier.", sagte er und reichte mir das Glas, das ich dankend annahm und daraus trank. Danach stellte ich das Glas auf den Tisch und verbarg meinen Kopf in meine Hände und atmete tief ein und aus, um bloß nicht wieder in Tränen auszubrechen, bis aber ein Handy anfing zu klingeln.

"Es ist Aleyna.", hörte ich Cetin sagen, der dafür sorgte, dass ich zu ihm aufschaute.

"Was?", fragte ich verwirrt und sah zu seiner Hand, in der er sein Handy hielt.

"Sie macht sich sicherlich Sorgen um dich.", murmelte er und ging an sein Handy, als ich dann auch schon Aleyna's besorgte und beunruhigte laute Stimme hörte.

"Ich bin bei ihr, mach dir keine Sorgen... Alles Okay... Werde ich auf jedenfall machen... Gute Nacht.", sagte er am Handy und drehte sich wieder zu mir um.

"Sie hat sich Sorgen gemacht.", sagte er wie vermutet und setzte sich zu mir.

"Merve bitte, rede mit mir. Erzähl' es mir.", sagte er nun sanft und legte seine Hand auf meine Schulter, was mir ein beruhigendes Gefühl verschaffte.

Als ich nichts dazu sagte, seufzte er und nahm seine Hand wieder von meiner Schulter. Der Psycho ist bzw. war hier. In meiner Wohnung. Er kann mich hören. Egal was ich sage oder tue, er verfolgt mich wirklich immer noch auf Schritt und Tritt. In meiner Wohnung kann ich nicht mehr alleine bleiben. Nach dieser Nachricht, die er mir vor kurzem geschickt hat, bin ich hier nicht mehr sicher. Gott weiß, was er machen wird, wenn ich noch einmal alleine bleibe. Daran will ich erst gar nicht denken! Oder.. Nein. Das, was ich denke ist unlogisch. Er würde mich doch überall finden, so wie er drauf ist. Was will er eigentlich von mir? Ich kenne ihn gar nicht! Er ist einfach, von der Straße ein dahergelaufener Typ, der mich grundlos belästigt! Aber wieso? Es muss doch einen Grund geben, den er mir leider nicht genannt hat. Damals am Abend. Aber.. Ich kann doch Cetin fragen, ob er für eine Nacht, bei mir..bleiben möchte? Oder nicht? Das wäre zu schnell. Und auch nicht angepasst. Nein, dass würde er auch niemals akzeptieren.

"Merve-", setzte er nach einer kurzen Zeit wieder an, bis ich ihn unterbrach und meine Gedanken leider laut aussprach.

"Bleibe heute bei mir. Bitte.",

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt