Kapitel 61

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Was. Das kann nicht sein. Das kann nicht sein! Da will mich doch jemand verarschen?! Ich drehte mich hastig um und versuchte jemanden in der Dunkelheit zu erkennen. Jemand spielt eindeutig mit mir. Wer macht sowas?! Mein Handy vibrierte erneut und ich las die Nachricht sofort.

„Du wirst mich nicht finden, meine Liebe. So wie das letzte mal... Pass bloß auf, mit wem du zusammen bleibst."

Wer zum Teufel ist das?! „Hallo!", schrie ich durch die Straßen und hörte meine eigene Stimme leiser werden. Meine Hände zitterten weiterhin, so wie mein Körper jetzt auch. Vor Angst. Vor Wut. Vor dem Unwissen. Keinen Augenblick später, rannte ich die Straße runter zu dem Parkplatz. Ich muss hier weg. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Ich schaffe es nicht. Plötzlich spürte ich beim Rennen ein ziehen an meinem linken Fuß, weshalb ich umknickte und vor Schmerz aufschrie. Ich landete sturstracks auf der Straße, da ich vom Fußgängerweg fiel. Meine Fuß schmerzte, welchen ich mit einer Hand hielt. Außer Puste, erblickte ich ein Fahrzeug mit LED-Lichtern auf mich zufahren. Das ist meine Rettung! Ich hob meine Arme und wedelte mit diesen rum, damit er mich erkennt. Wobei der Fahrer mich sowieso erkennen wird. Denke ich. Ich merkte jedoch, dass der Fahrer nicht langsamer fuhr, sondern im selben Tempo weiter. Was zur.. Oder ist das etwa der jenige, der mir die SMS geschickt hat?! Ist es die Person?! Will er mich nun endgültig umbringen?!

Hektisch versuchte ich vom Boden zu kommen, jedoch schaffte ich es nicht. Ich konnte zwar aufstehen, aber nicht auf den Fuß treten. Ich glaube er ist verstaucht. Ich merkte schon, wie mir einige Tränen aus den Augen liefen. Wieso? Wieso muss das mir wieder passieren? Durch die grellen Scheinwerfer, hielt ich mir die Arme vor das Gesicht und bewegte mich nicht mehr. Ich versuchte grad noch so auf einem Bein stehen zu bleiben. Es ist vorbei. Ich hörte zwei quietschende Reifen, die zum Stillstand kamen. Das Auto hielt an. Es ist nicht der Unbekannte! Doch meine Rettung! Ich nahm meine Arme vor meinem Gesicht und sah, wie ein Mann aus dem Auto stieg. Cetin? Ist es Cetin?

„Cetin?", fragte ich ihn mit krächzender Stimme und erblickte ihn. Meinen Freund. Meinen Helden. „Mervem! Was ist passiert?! Wer hat dir das angetan? Geht es dir gut?", fragte er und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Er merkte, dass ich nur auf einem Bein stand und nahm mich auf seine Arme. Er trug mich zu seinem Auto und legte mich hinten auf die Rückbank. „Wir fahren ins Krankenhaus.", sagte er ernst und fuhr los. Ich strich mir meine Tränen weg und beobachtete Cetin, wie er mit angespannter aber dennoch besorgter Miene ins Krankenhaus fuhr. „Was ist passiert?", fragte er mich ein zweites Mal. Was soll ich ihm jetzt antworten? Soll ich ihm das erzählen? „"Ich..ich habe wieder solche Nachrichten erhalten.", flüsterte ich und schloss dabei meine Augen, da alle Erinnerungen wieder hochschossen. Alles, was mir von Beginn an passiert ist, kam wieder in meine Gedanken. „Was für Nachrichten, Merve?", fragte Cetin nun ernst und sah mich durch den Rückspiegel an. Ich brachte es einfach nicht über meine Zunge, diese Sätze auszusprechen, da es mir so unrealistisch vorkam. Alles beginnt wieder von vorne. Alles. Wir haben umsonst so hart gekämpft. Umsonst.

„Die Nachrichten von meinem Stiefbruder.", flüsterte ich und weinte. Ich weinte nun endgültig. Das reicht. Ich kann nicht mehr. „Das kann nicht sein, ich habe vor einer Woche noch mit dem Gefängnis geredet, in welches er gebracht wurde, er sitzt noch dort. Und zwar für eine lange Zeit.", sagte er ernst und blickte mir durch den Rückspiegel in die Augen. Ich sah, wie er traurig wurde und mich flehend ansah. Ich soll nicht weinen. Das will er. Aber wie soll ich das nicht tun? Wie? Woher kommen dann die Nachrichten? Einfach so aus dem nichts? Verarscht mich jemand? Wer soll es dann sein? „Wir reden später, zuerst müssen wir dich in ein Krankenhaus bringen. Ich kann dich nicht mehr so sehen, es schmerzt.", flüsterte er und verkrampfte sich etwas, da er das Lenkrad härter hielt. Als wir endlich am Krankenhaus ankamen, fuhr er direkt an den Eingang der Ambulanz und stieg aus. Er öffnete die Hintertür und nahm mich wieder auf seine Arme. Er trug mich in das Krankenhaus rein, wo dann auch schon Ärzte auf mich zu kamen. Meine Augen wurden schlapp, durch das Geweine, weshalb ich nicht mehr konnte. Ich konnte sie nicht mehr offen halten. „Cetin.", flüsterte ich nur noch erschöpft und sah zuletzt sein besorgtes Gesicht, welches mich ansah. „Es wird alles gut, Mervem.", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Das war's. Danach sah ich nur noch schwarz.

Mein Held - KahramanımWo Geschichten leben. Entdecke jetzt