„„Mister Hunter.“ Zu allem Überfluss streckte sie mir höchst professionell ihre Hand entgegen. „Guten Abend.“ Na ob sie mich morgen früh auch so höchst professionell begrüßen würde, wenn sie nackt neben mir aufwachte?“
- Elijah Hunter
Willkommen verschwendete Zeit, dachte ich mir, als ich durch die schweren Türen des Schlosshotels trat. Es war jetzt exakt 21 Uhr Abends und vor mir erstreckten sich ungefähr 30 Stunden Freizeit.
Und da Freizeit für mich ein Synonym von Verschwendung war und ich nebenbei bemerkt nichts mehr hasste, als Verschwendung, würde dies wohl das längste Wochenende aller Zeiten werden. Nicht zu vergessen, dass meine Schwester heiratete und mein zukünftiger Schwager... Naja...
„Da bist du ja!“ Rief eben erwähntes Biest und kam einmal quer durch die Lobby auf mich zu gerannt. Nicht um mich zu begrüßen, nein, dass wäre ja auch nach einer Woche des Nichtsehens nahezu übertrieben. Sondern um dafür zu sorgen, dass ich mich auch an unsere Abmachung hielt. „Handy, Laptop, Pad, Pager und alles womit du sonst arbeiten könntest. Na los, gib schon her.“
„Fallen MacBooks unter Laptops? Eigentlich sind sie ja fast schon etwas vollkommen Eigenständiges, findest du nicht?“
„Her damit, Eli.“ Sie streckte fordernd ihre Hände aus und nach einigem Zögern gab ich ihr meine Laptoptasche, in der so gut wie alles drinnen war. Dann reichte ich ihr auch noch mein Handy und wollte gar nicht an die vielen verpassten Anrufe, Mails und SMS denken, die Sonntag darauf wären. Über Weihnachten war das schon immer der Horror. Aber jetzt? An einem ganz normalen Wochenende? Ich wäre zugespamt.
Aber weil ich meine kleine Schwester liebte und morgen ihr großer Tag war und wir das vertraglich alles so festgesetzt hatten, gab ich es ihr. Als Mann musste man zu seinem Wort stehen und zu seiner Unterschrift erst recht.
Sobald sie mich aller brauchbaren Gegenstände entledigt hatte, schenkte sie mir das erste Lächeln an diesem Tag und da keine Frau auf dieser Welt ein hübscheres Lächeln besaß als meine kleine Mitchi, war alles schon nur noch halb so schlimm.
Für dieses Lächeln würde ich alles tun, sogar mit ansehen, wie sie morgen diesen Trottel heiratete, für den sie einfach viel zu gut war. Aber da sie für so ziemlich jeden Mann auf diesem Planeten zu gut war, war es wenigstens eine kleine Erleichterung, dass sie sich einen Trottel ausgesucht hatte, der genauso gut wie ich wusste, dass er sie nicht verdient hatte. Wenn wir zwei uns auch selten in sonst irgendwas einig waren, darin stimmten unsere Ansichten vollkommen überein. „Die Jungs sind alle im Poolraum und kippen sich einen hinter die Binde. Du kannst aber auch mit zu den Tanten kommen. Wir diskutieren gerade, wer von euch Kerlen der größte Nichtsnutz ist. Bis jetzt liegt Exonkel Jim vorn, aber das kann sich ja noch ändern.“
„Ich packe aus und kippe mir dann auch einen hinter die Binde.“ Beschloss ich, denn auch wenn ich so ziemlich alle in der Familie liebte, wollte ich mir den ohnehin verdorbenen Abend von diesem aufgescheuchten Hühnerhaufen aus Tanten, Omas, Freundinnen, Cousinen und so weiter nicht noch mehr verderben lassen. „Alles okay bei dir?“
„Bis jetzt ja, ich glaube morgen geht die große Panik los, aber jetzt will ich erst mal noch ein bisschen Spaß haben.“
„Gut, dann werde ich mir morgen im Poolzimmer auch einen hinter die Binde kippen.“ Mir graute es jetzt schon davor, wie sie sich morgen aufführen würde, meine Kleine. Wahrscheinlich würde sie wüten wie es sonst nur Hurricanes schafften und eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
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Die Summe des Glücks
RomanceFrage: Mit welchen drei Worten könnte man Elijah Hunter am Besten beschreiben? Antwort: Das ist eine Fangfrage. Dazu ist mindestens ein Fünfhundertseitiges Buch nötig und selbst dann, bleiben da immer noch scheiße viele Fragen offen. Wer ist der Typ...