Punkt 33 der Tagesordnung

5.2K 170 14
                                    

Im Leben hatte man gelegentlich einen Kater. Passierte meistens wenn man am Tag davor einen zu viel über den Durst trank und dann ein bisschen zu wenig schlief. Man hing am nächsten Tag etwas durch, aber der Kopfschmerz war nichts was man nicht mit ein paar Aspirin in den Griff bekommen könnte.

Dann konnte man einen KATER haben. Einem ging es total elend, man konnte sich nicht entscheiden was am meisten wehtat, Kopf, Gelenke, Magen... Man bekam die Augen kaum auf, wollte den ganzen Tag im Bett liegen und weder Zähneputzen, noch eine Dusche halfen dagegen das man sich dreckig fühlte.

Und dann... Dann gab es einen !!!KATER!!!.

Das war die Art, gegen den nur eine Kugel in den Kopf helfen würde. Es tat sogar weh einfach nur zu blinzeln und sobald irgendwer auch nur im Flüsterton sprach, war der Kopfschmerz mit einer Axt gleichzusetzen, die einem den Schädel spaltete.

Und das war im Flüsterton...

Wenn allerdings eine schrille, hohe Kinderstimme in einer Lautstärke brüllte, die nicht einmal ein Superballsieg der 49ers gerechtfertigt hätte, dann wollte man sich die Axt selbst in den Schädel treiben, in der Hoffnung dass es danach vorbei wäre.

„Onkel Eli! Onkel Eli! Onkel Eli! Wach auf! Du musst aufwachen hat Tante Feli gesagt! Ich muss in die Schule und du musst mir Geld geben! Wegen dem Ausflug! Tante Feli hat gesagt du gibst mir das!“

Das Weibsbild wollte mich umbringen, oder?! Nicht nur, dass sie Jamie das Geld auch allein hätte geben können, es gab sicher auch noch tausend nettere Möglichkeiten mich zu wecken, als mir den Jungen auf den Hals zu hetzen.

„Und Tante Feli hat gesagt, dass du gestern viel zu viel Schnaps getrunken hast und ich deswegen ganz laut schreien soll, damit du mich auch verstehst! Sie hat gesagt, du hörst nicht gut, wenn du zu viel getrunken hast, weil auf sie hast du gestern nämlich auch nicht mehr gehört, hmhm...“

Na herzlichen Dank.

Dafür würde das Miststück bluten, dem Jungen auch noch zu sagen das er extra laut schreien sollte.

Ich kugelte mich stöhnend und ächzend herum, während das Bett unheilvoll zu wackeln begann, als Jamie rauf kam und anfing wie wild herum zu hüpfen. Durch das ganze Rumgehopse ging es an meinem Ende des Bettes rauf und wieder runter und ich dankte meiner Freundin für diese Erfahrung. So mussten sich Leute fühlen, die einen Schlaganfall mitten während einer Achterbahnfahrt hatten.

Ich schaffte es unter riesiger Anstrengung mich herum zu wälzen und stöhnte schmerzhaft auf, als ich versuchte meine Augenlider nach oben zu bekommen. Selbst das tat weh. Jamie hielt bei meinem Stöhnen innen, ließ sich auf alle Viere fallen und beugte sich ganz interessiert nach vorn, um mich besser beobachten zu können. Dabei rückte er seine Brille kurz zurecht und verstärkte nur noch den Eindruck als wäre er ein Professor und ich die außerirdische Lebensform die es zu untersuchen galt. „Und hat sie dir auch gesagt, dass du auf dem Bett rumhüpfen sollst?“

Jamie nickte bereits. „Hm, hat sie. Sie meinte, davon kommt dein...“ Er runzelte leicht die Stirn, als versuchte er sich zu erinnern. „Dein Kreislauf kommt davon wieder in Schwung, hat sie gesagt.“

Widerliche, hinterhältige Fotze.

Mein Gott, ich war dabei mich ernsthaft zu verlieben, oder?!

„Gib mir eine Viertelstunde, damit ich meine Kräfte sammeln kann um aufzustehen.“

Jamie nickte, brachte sein Gesicht noch näher an meins und zog die Nase kraus. „Du stinkst ganz schlimm, Onkel Eli. Hast du nicht gewusst, dass man sich einmal am Tag waschen muss?! Und Zähne geputzt hast du bestimmt auch nicht, obwohl man das sogar drei Mal am Tag machen muss! Drei Mal! Ansonsten kommt Karies und das ist gar nicht gut, weißt du? Wir können immer zusammen Zähneputzen, wenn du willst... Ich kann dir zeigen wie das geht, damit du keine schlechten Zähne bekommst...“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt