Punkt 18 der Tagesordnung

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 "Elijah Hunter, der ansonsten ja undurchschaubar war, war gerade so vorhersehbar wie irgendwie ein junger Teenager, der ein Mädchen zum Filme gucken zu sich einlud." 

                                                  - Felicitas

Elternsprechtag.

Elternsprechtag.

Elternsprechtag.

Das Wort routierte nur so in meinem Kopf und ich konnte mich gerade so darauf konzentrieren, das Messer in meiner Hand gleichmäßig auf und wieder ab zu bewegen, ohne mir dabei noch einmal in den Finger zu schneiden. Mittlerweile hatte ich zwei angeschlagene Finger vorzuweisen, die mit Pflastern umwickelt waren.

„Feli? Alles in Ordnung?“ Fragte Fin mit extra ruhiger und gefühlvoller Stimme nach, was mir nur zeigte, wie ich gerade auf ihn und Hales wirken musste. Die beiden saßen am Tresen, bewegten sich so wenig wie möglich und sahen der bekloppten Frau mit dem unordentlichen Pferdeschwanz, den Soßenflecken auf dem T-Shirt und dem Handy am Ohr dabei zu, wie sie aus einer wundervoll aufgeräumten Küche ein Schlachtfeld machte.

Ich war wie eine Colaflasche in die man eine Hand voll Mentos packte und so wie meine Freunde mich anguckten, wussten sie ganz genau, dass ich bald hochgehen würde.

Aber scheiße, ich war nicht... Das ging doch nicht... Das...

Nein.

Ihm vertrauen? Ja, schön und gut.

Mich bei ihm unterhaken, mich mit ihm besaufen, ihm ein paar Kleinigkeiten aus meiner Gefühlswelt erzählen, jeden Sonntag mit D und ihm Mittag essen und danach entspannt auf dem Sofa die ganze Arbeit erledigen, die während der Woche liegen geblieben war? Ja, auch das war schön und gut.

Mich zum Abschied küssen lassen und mit ihm zusammen auf Elternsprechtage gehen? Nein.

Das war zu viel des Guten, wirklich.

Und vorhin?! Vertrauen sie mir? Vertrauen sie mir wirklich?!

Ja, aber würde es ihn stören auch mal ein bisschen mehr über seinen Scheißplan zu sagen und mich nicht im Dunkeln stehen zu lassen? Warum hatte ich gestern auch meinen Mund aufgemacht, bitte schön? Nichts sagen, Fresse halten und ich hätte dieses unangenehme Gespräch vorhin nicht mit erlebt und sicher nicht obendrein auch noch den zweiten Kuss in zwei Tagen bekommen. Das ging so nicht.

Und das Thema mit der Wichsvorlage?! Das geisterte mir immer noch im Kopf rum, erst recht nachdem ich heute Morgen in seinem verfickten Scheißbett aufgewacht bin und... Mann, als ich gerafft hatte wo ich gerade eigentlich war, war ich so schnell aus diesem Bett draußen, dass man meinen könnte es hätte mich gebissen.

Und ihm dann unter die Augen zu treten hatte sich angefühlt, als hätte ich gestern irgendwas falsch gemacht, so peinlich war mir das alles. Aber ich hatte nicht falsch gemacht! Er hatte was falsch gemacht! Er! Nicht ich! Mir müsste daran überhaupt gar nichts peinlich sein, wirklich nicht.

Naja, bis auf die Unterwäschshow im Bad und die Erklärung meines Gefühlslebens, aber das war nichts im Vergleich zu dem was er getan hatte. Und er? Machte sich mittlerweile darüber lustig!

Und das mir jetzt ständig alle Hunters sagten, ich würde zur Familie dazu gehören, das machte es nicht besser. Eher schlechter. Denn ich hatte schon eine Familie. Eine Familie die ich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte und die...

„Sonnenschein?“ Fragte Fin dann wieder nach, so als hätte ich ihn beim ersten Mal nicht gehört. Hatte ich.

Ich hatte es nur eben auch vorgezogen nicht zu antworten. „Alles in Ordnung.“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt