Punkt 35 der Tagesordnung

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Ich hatte es satt.

Ich hatte Architekten satt. Ich hatte den Sand satt. Ich hatte die Baustelle satt. Die Sonne. Das Hotel. Die Innenarchitekten. Die Künstler. Die teilnehmenden anderen hohen Tiere von Hunter Enterprises Inc. Ich hatte sogar die Dolmetscher satt. Und den Bauleiter, obwohl Fin von allen wohl am wenigsten dafür konnte.

Überhaupt konnte hier kaum irgendwer oder irgendwas auch nur im entferntesten etwas dafür, dass ich alles satt hatte.

Denn das was ich vor allem satt hatte, war der Geschäftsführer und mein Boss und mein Freund und der größte Oberarsch der Welt.

Weil man das halt so macht!

Was bildete er sich eigentlich ein, hm?! Er machte mir schöne Augen, schöne Geschenke, sagte süße Sachen und schon hatte er mich am Haken, einfach weil man das eben so machte?

Was zur Hölle noch mal ging in seinem Kopf vor?! Das ich so ein billiger Bimbo war der sich kaufen ließ und der einfach alles machte, was er einem sagte und befahl, weil man das als Mädchen nun einmal so machte, wenn man mit einem reichen und mächtigen Mann zusammen war? Hatte der sie noch alle? Langsam glaubte ich ja wirklich, dass er derjenige war, der eine Therapie nötig hatte und nicht ich.

„Miss Cannon? Felicitas?“ Luke sah mich fragend an und streckte mir eine Hand entgegen um mir einen besonders hohen Absatz hinunter zu helfen, auf dem immer noch die Treppe fehlte.

„Danke.“ Nuschelte ich und lief dann weiter brav hinter dem Rest der Gesellschaft hinterher. Fin erklärte gerade was alles noch gemacht werden musste, wie wir im Zeitplan lagen, welche Schwierigkeiten sich ergeben hatten und eben einfach alles was man sonst noch so zu einer Baustelle wissen musste. Mittlerweile krochen wir schon gut und gerne vier Stunden durch den Sand und Schmutz und ich hatte es ernsthaft satt.

„Mr. Hunter müsste mit dem Fortschritt zufrieden sein, meinen sie nicht?“ Versuchte sich Luke im Smalltalk, doch leider hatte ich das eben auch satt.

Komplett satt was Mr. Hunter betraf, vielen Dank. „Mit was und mit was er nicht zufrieden ist, ist mir im Moment herzlich egal. Sagen sie mal... Dieser Spitzname... Geht der wirklich auf ihre Kappe?“

Luke schrumpfte unter meinem Blick zusammen und da hatte ich die Antwort doch schon. „Es war nur ein Scherz, Felicitas, das müssen sie mir glauben und damals... Na damals hatte ich keine Ahnung, dass... Es tut mir leid, wirklich.“

„Schon gut.“ Ich war im Moment ohnehin so angepisst auf Elijah, dass ich gar keine Kapazitäten mehr hatte um noch auf irgendwen anders angepisst zu sein.

„Es ist einfach so, dass das halbe Büro irgendwann schon mehr Angst vor ihnen hatte, als vor Mr. Hunter und sie haben gescherzt, wer von ihnen beiden denn nun schlimmer ist und dann -“

„Schon gut, Luke. Wirklich.“

„Ich würde sie als Entschuldigung gern zum Essen einladen, wenn sie heute Abend noch nichts vorhaben. Wir könnten im Hotel einen Happen essen und dabei die wichtigen Punkte noch einmal durchgehen, bevor wir uns morgen im Meeting den Wölfen zum Fraß vorwerfen.“ Bot er an und grinste ein bisschen verschmitzt, als ich ihn böse anfunkelte. „Nur ein Geschäftsessen, wirklich. Ich setz es auf die Spesenabrechnung.“

Als würde es das irgendwie zu einem Geschäftsessen machen. Die Spesenabrechnung. „Ja, natürlich. Gern.“ Eigentlich war ich ja mit Hales und Fin verabredet gewesen, aber Haley hatte keine der besonders angenehme Schwangerschaft und lag im Moment mit Krämpfen im Bett, weshalb Fin gefragt hatte, ob es okay wäre wenn wir das verschieben würden. Er wollte Haley im Moment einfach nicht allein lassen und...

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt