Punkt 10 der Tagesordnung

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"Im Moment war der Mann so schwach und hilflos wie ein Hundewelpe, da wussten sogar meine Fluchtinstinkte, dass sie sich im Moment ruhig zurück lehnen konnten."

                                   - Felicitas, die Krankenschwester

Schwarz, groß, heiß und stark.

Nein, damit beschrieb ich nicht, wie ich mir einen Liebhaber vorstellte.

Kaffee, das war das Thema um das es hier ging..

Denn nach dieser Nacht war Kaffee das, was ich wirklich am meisten auf der Welt gebrauchen konnte.

Und auch wenn Elijahs Küchenschränke nichts als gähnende Leer beinhalteten, so hatte er doch eins im Überfluss. Nämlich Kaffeepulver.

Ich stand also hier in dieser vollkommen überdimensionierten Chrom und Marmor Küche, die wohl größer war als die, mancher Restaurants und fragte mich zum wiederholten Male, ob Elijah nicht doch ein bisschen größenwahnsinnig war. Sein Monstrum von einem Haus glich von der Größenordnung her eher dem Buckinghampalace als einem Einfamilienhaus. Als Alexej mich gestern nach dem MM hierher gefahren hatte, hatte mein Mund gefühlte 30 Minuten lang offen gestanden, so gewaltig war dieses Ding von außen erschienen.

Naja, bis wir dann ins Wohnzimmer kamen und ich Elijah halbtot unter einem Haufen Decken entdeckt hatte. Er war nicht einmal mehr ansprechbar gewesen, so hohes Fieber hatte er gehabt. Sein Privatarzt war am Nachmittag vorbei gekommen und hatte reichlich Rezepte für ihn ausgestellt.

Nebenbei spielten in der Firma alle verrückt, denn seit der Gründung war es nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass der Boss krank war. Weder Elijahs Vater noch Eli hatten sich jemals einen Tag wegen Krankheit nicht blicken lassen und das da jetzt alles durcheinander lief, war nur logisch.

Und die Nacht? Es war nicht unbedingt bequem unter Hundert Kilo schwitzendem Mann zu schlafen. Mir war es ohnehin ein totales Rätsel, wie ich überhaupt hatte einschlafen können. Im einen Moment dachte ich mir noch, dass es jetzt Zeit war aufzustehen und mich auf dem Sofa hinzulegen und im nächsten klingelte das Handy und weckte mich auf.

Aber scheiße, Elijah hatte mir einfach nur leid getan. Ich würde niemals im meinem Leben den Anblick vergessen, wie er da vor der Kloschüssel gehockt hatte. Der große, mächtige Elijah Hunter, auf einmal völlig schutzlos und elendig, vollkommen allein und im Fieberwahn auch noch von Alpträumen geplagt.

Ich kannte mich mit Alpträumen nur zu gut aus, wusste ganz genau wie grässlich es war, danach aufzuwachen und erst mal zwischen Realität und Traum unterscheiden zu müssen. Und wie miserabel man sich danach fühlte. Und wie wenig man nach so etwas allein sein wollte.

Da hätte ich ihn nicht mal allein lassen können, wenn er mir dafür noch mehr von dieser leckeren Schokolade geschenkt hätte...

Es war gerade kurz vor acht, als die Haustür klappte und ich mich fragte, wer mich hier denn jetzt schon wieder überraschte. Gestern hatte ich einen ziemlich schreckhaften Zusammenstoß mit Elijahs Haushälterin gehabt, die auf einmal einfach vor mir gestanden hatte.

Wozu er eine Haushälterin beschäftigte, war auch eine Frage, auf die wohl nicht mal er selbst eine Antwort hatte. Der Kerl war niemals zu Hause, konnte hier demnach auch keinen Dreck machen und die Haushälterin? Die verdiente einen Spitzenlohn – wie sie mir schmunzelnd gestanden hatte – um hier und da mal ein bisschen Staub zu wischen. Er hatte ihr sogar mal erlaubt, dass sie ihre Familie hier einquartieren dürfen, als diese zu Besuch kamen und Urlaub?! Klar, da stellte er ihr Zimmer in seinen Hotels zur Verfügung.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass wir – also die Haushälterin und ich – über zwei vollkommen verschiedenen Menschen geredet hatten.

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt