Punk 31 der Tagesordnung

5.5K 169 31
                                    

Ich würde nicht anfangen zu flennen.

Ich würde mir nicht die Augen ausweinen.

Ich würde nicht Rotz und Wasser zu heulen.

Und ich würde mich ganz sicher nicht irgendwelcher Selbstmitleidsscheiße hingeben, denn immerhin hatte ich es ja verdient.

Ich hatte selbst Schuld an der ganzen Scheiße und Eli konnte ich auch keinen Vorwurf machen. Wegen nichts und wieder nichts. Es war eines der ersten Dinge gewesen, die er überhaupt jemals zu mir gesagt hatte, war mir die Nacht über irgendwann eingefallen. Das er es hasste angelogen zu werden und ja, welcher Mensch hasste das nicht?!

Im Endeffekt hätte mir klar sein müssen, dass er es ohnehin irgendwann herausfinden würde, denn... Ach, ich wusste nicht einmal wo ich anfangen sollte die Gründe dafür aufzuzählen, warum es dumm gewesen war. Er war zu intelligent und durchschaute mich einfach viel zu leicht, als das er es nicht bemerkt hätte. Lügen kamen meistens irgendwann raus. Die Lügen waren dumm und nicht besonders gut durchdacht gewesen.

Das mir gerade Nagellack dass Genick brechen würde, hatte ich allerdings nicht erwartet und das ich darüber immer noch fluchen konnte, ließ mich über mich selbst den Kopf schütteln.

Meine Beziehung hatte einen ganz gewaltigen Knacks wegen dieser Lügen bekommen, einen Riss den ich verursacht hatte und den ich zu verantworten hatte. Und ich hatte nichts besseres zu tun als mich darüber zu ärgern wie leicht ich beim Lügen zu erwischen gewesen war.

Jetzt... So am Tag danach an meinem Schreibtisch sitzend und mit nichts anderem beschäftigt als die Dubaibudgets noch einer abschließenden Prüfung zu unterziehen, fielen mir nicht einmal mehr die Gründe ein, warum ich ihn wegen dieser Psychiatersache überhaupt angelogen hatte.

Irgendwas damit, dass ich mir vor ihm nicht schwach vorkommen wollte und er sich keine Sorgen um mich machen sollte. So was in der Art. Allerdings... Tja, es war besser als schwach dazustehen, als eine verkommene Lügnerin zu sein, oder?!

Und... Scheiße, wenn er es wirklich schon seit der Pediküre gewusst hatte, dann... Dann hatte er während der letzten Wochen wirklich viel Zeit gehabt sich widerliche Gründe für meine Lügen auszumalen. Aber er hatte mir ja nicht einmal was unterstellt. Er hatte sogar gesagt, dass er nicht glaubte dass es sich dabei um einen anderen Kerl handelte und das er trotz der Lügen noch so ein Vertrauen in mich hatte...

Arschtrittgefühl. Ein ganz gewaltiges Arschtrittgefühl schlich sich da bei mir ein. Außerdem wäre ich wohl nicht so... naja, nennen wir es mal vernünftig an die Sache rangegangen, wenn es umgedreht gewesen wäre. Wenn er mich belogen hätte. Was hätte ich getan?! Wahrscheinlich wäre ich vollkommen ausgetickt und hätte ihm eine Affäre unterstellt. Warum log man in einer Beziehung auch ansonsten den Partner darüber an, wo man sich gerade aufhielt, hm?!

Als es schließlich halb zwölf wurde, es gerade ruhig im Büro war und ich es einfach nicht weiter aufschieben konnte, stand ich seufzend auf. Wenn ich es noch länger vor mir herschieben würde, würde alles nur noch schlimmer werden und das Loch in der stabilen Außenwand unserer Beziehung war nun wirklich schon groß genug. Und diese Wand würde nur noch mehr bröckeln, wenn ich mich jetzt nicht gleich darum kümmern würde, es irgendwie wieder in Ordnung zu bringen.

„Eli? Können wir reden?“ Ich ging in sein Büro, sah das er gerade seinen Laptop mit abschließender Geste zu klappte und strich mir über die Arme, einfach weil mir unter seinem Blick verdammt kalt wurde. Gestern Nacht hätte es nichts gebracht ihm irgendwas erklären zu wollen, denn da war er zu wütend gewesen um mir zu zuhören. Er war mir über den Mund gefahren, hatte mir nicht einmal eine Minute Zeit eingeräumt mich zu erklären und hatte mich jedes Mal unterbrochen, sobald ich auch nur drei zusammenhängende Worte gesagt hatte. Er war einfach zu wütend gewesen und... Tja, wenn er so war, dann neigte er nicht unbedingt dazu einem zu zuhören, erst recht nicht, wenn man Dinge zu sagen hatte, die er nicht hören wollte. Und heute Morgen hatte sich einfach keine Zeit finden lassen, keine freie Minute und ihn aus irgendeinem Meeting zu zerren, war auch keine Möglichkeit. Aber jetzt gerade hatten wir ja Zeit und -

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt