Punkt 34 der Tagesordnung

4.4K 169 15
                                    

„Wie geht es deiner Freundin? Felicitas?“

Nachdem du sie geküsst hast?! Wundervoll, ganz ausgezeichnet. Könnte gar nicht besser sein. Ihr hat der Kuss nichts ausgemacht, aber du solltest dich besser fragen wie es dir gleich ergeht, wenn ich dir meinen Squash-Schläger über den Kopf ziehen.

Anstatt das aber Michael O'Kelly zu sagen, biss ich die Zähne zusammen und wischte mir mein verschwitztes Gesicht mit einem Handtuch ab. Squash war endlich mal eine Sportart die ich verkraften konnte, ganz im Gegensatz zum langweiligen Tennis und dem noch langweiligerem Golfen. „Wunderbar. Sie ist im Moment in Dubai und beaufsichtigt den Fortschritt meines neuesten Hotels. Wir wollen im September eröffnen.“ Und Feli würde schon dafür sorgen, dass diese Deadline eingehalten werden würde.

„Nun, meine Frau... Du weißt ja wie Frauen sind, die interpretieren oftmals Kleinigkeiten über und alles... Aber sie meinte, dass Felicitas zum Ende des Abends einen weniger begeisterten Eindruck gemacht habe.“

„Kann man ihr das bei meinem Zustand verdenken?“ Fragte ich scherzend nach und erinnerte mich einmal mehr daran, dass ich diesen Mann eigentlich mochte. Auch wenn er meine Freundin geküsst hatte, ich mochte ihn. Vielleicht wäre es besser sich in dem Fall hier auf etwas zivilisiertere Weise zu rächen, als ihm eine runterzuhauen. Ich könnte einfach mal seine Frau küssen, zum Beispiel. Wenn es Feli nichts ausmacht wenn andere Männer sie küssten, wird es dem Miststück wohl auch nichts ausmachen, wenn ich einfach andere Frauen küsste, oder?!

Michael lachte ein bisschen, sackte erschöpft seufzend auf einer Bank zusammen und fing auch an sich sein Gesicht abzuwischen. „Ja, das kann man ihr nicht verdenken, aber es ging wohl um etwas anderes... Francine meinte, sie hätte sie gerade zu einem Treffen ihres... Kunstvereins oder so etwas eingeladen und dann wäre sie auf einmal aufgesprungen und davon gerannt als wäre der Teufel hinter ihr her.“

„Kunstverein?“ Na wenn da mal nicht etwas bei mir klingelte, dann wusste ich es auch nicht.

„Hm, es war glaube ich der Kunstverein.“ Michael zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Wasser. „Kann natürlich auch einer der anderen tausend Vereine gewesen sein, in denen sie ist. Diese Frau hat einen volleren Terminkalender als ich und das obwohl sie allerhöchstens vier Stunden am Tag arbeitet. Aber... Was beschwere ich mich?! Solange sie andauernd beschäftigt ist, beschwert sie sich wenigstens nicht darüber, dass ich andauernd beschäftigt bin.“

„Francine sitzt vielen dieser Vereine und Komitees vor, nicht wahr?“ Und es machte weiter Klick-Klick-Klack, während noch ein paar mehr Schlösser aufgemacht wurden und ich langsam zumindest einen Teil von Felis durchgeknallter Hasstirade verstand. Da kam also das mit der Kunst und den Komitees her.

„Ja, tut sie... Du musst wissen... Als ich Francine kennenlernte... War sie gerade mit Ashley schwanger. Ihr Freund hatte sie verlassen und sie hatte zwei Jobs um das Geld für die Entbindung aufbringen zu können. Sie arbeitete nachts in irgendeiner Bar als Kellnerin. Hochschwanger. Ich will gar nicht wissen, was das für Qualen gewesen sein müssen, aber sie zog es durch. Zu Kellnern und schwanger zu sein ist getrennt schon anstrengend, aber zusammen?! Ich saß da, sah ihr zu und war so... gefesselt von ihrem Anblick, dass ich nicht eher aus diesem Laden raus bin, als das sie mich rausgeworfen hat.“

Francine O'Kelly? Eine Kellnerin?! Na wer hätte das gedacht?! „Und dann hast du diese Schwangere einfach mit nach Hause genommen und geheiratet?“ Fragte ich lachend nach, denn so eine Kurzschluss-Aktion traute ich ihm ohne weiteres zu. Ich wusste es auch nicht, aber dieser Kerl trug Spontanität auf eine ganz neue Ebene.

„Ja, so in etwa könnte man es wohl beschreiben.“ Lachte Michael auf und trank einen Schluck von seinem Wasser. „Auf jeden Fall hat sie sich ziemlich an dieses Luxusleben gewöhnt und anstatt in Doppelschichten zu kellnern, verbringt sie jetzt den Großteil ihres Tages damit gesellschaftliche Arbeit zu leisten. Ich glaube, darüber hat sie mit Felicitas geredet. Über diese Komitees und alles.“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt