Punkt 16 der Tagesordnung

8.3K 192 33
                                    

"Sie sehen also, Masturbation ist quasi nichts anderes als Nahrung zu sich zu nehmen. Befriedigung der Grundbedürfnisse."

        -  Elijah Hunter

Ich hatte eine Heidenpanik davor, was jetzt kommen würde. So wie sich ihre Augen wieder weiteten, befürchtete ich schon, dass ein neuer Schwall Tränen aus ihr heraus kommen würde. Und so bezaubernd sie auch mit diesen riesigen, glänzenden Augen und den rötlichen Wangen aussah, das würde ich nicht durchstehen.

Da würde ich mich lieber von diesem Krankenhaus stürzen, als mir das noch mal mit ansehen zu müssen.

Frauen weinten nun mal. Die weinten statistisch gesehen 4 Mal so viel Männer und ich hatte in meinem Leben schon genügend weinende, schluchzende, rotzende, schniefende Mädchen gesehen, dass man meinen könnte, ich wäre ein bisschen abgehärtet. Na gut, Mitchs Tränen waren okay, bei Rosa wusste ich auch wie ich damit umgehen sollte, aber Felicitas?

Eine weinende Felicitas, mit diesen mitternachtsblauen Augen? Wenn ihr hübsche, glitzernde Tränen über die Wangen liefen und sie endlich mal diese komplette Eisfassade abgelegt hatte? Wenn da hinter nichts mehr zum Vorschein kam, außer einer tieftraurigen Frau? Und sie obendrein auch noch Hollywoodtränen heulte und sich nicht mal ein bisschen die Nase hochzog?

Da wäre jeder Mann einfach nur überfordert und wüsste nicht, was er tun sollte. Da konnte man von Beruf aus Professioneller Taschentuch-Reicher, oder In-Den-Arm-Nehmer sein, das würde niemanden kalt lassen.

Aber dann, zum Glück für mich und meine schwachen Nerven, reckte sie ihr stolzes Kinn in die Höhe. „Könnten wir uns auch einfach besaufen? Also, wenn wir uns verabschiedet haben? Mitch sieht ohnehin so aus, als würde sie gleich ohnmächtig werden und... Aber wenn sie hier bleiben wollen, ist das auch okay. Ich finde schon irgendeinen Barkeeper, der sich anhört wie Scheiße mein Leben im Allgemeinen und im Besonderen ist.“

Und da wollte ich sie doch glatt einmal mehr küssen. Besaufen wollte sie sich? Bitte, immer her mit dem Schnaps, wenn sie dadurch ein bisschen glücklicher wäre, dann würde ich vorher auch noch mal schnell nach Mexiko rüber jetten, um ihr originalen Tiquila zu besorgen. So viel Zeit musste sein. „Der arme Barkeeper wäre am Ende wahrscheinlich depressiv. Na los, aber ich glaube, wir sollten vorher noch mal einkaufen gehen. Ich habe nämlich nichts zu Hause.“

„Wie nichts? Sie haben da eine Bar stehen, die ist größer als meine Küche und letzten Sonntag war die noch voll.“

„Ja, mit Rum, Scotch, Whisky, Cognac, Wodka... Aber Tiquila habe ich keinen da.“ Und da sie den am liebsten mochte, wäre es also sinnvoll noch mal los zu gehen und außerdem... „Ich habe auch nichts zu essen da und so wie ich sie kenne, kriegen sie Hunger, sobald sie den Alkohol nur schief angucken.“ Da schmunzelte sie mich ein bisschen an, genau so wie vorhin im Flugzeug. „Na los, lassen sie uns gehen...“ Wir guckten auf dem Weg nach unten noch mal schnell ins Zimmer rein, wo Fin gerade den Alleinunterhalter für Mitch und die kleine Lyona – Lilly hörte sich einfach besser an – gab und suchten uns dann den nächstbesten Supermarkt. War auch gar nicht so schwer, keine 500 Meter vom Krankenhaus entfernt war schon einer.

„Unsere ganzen Klamotten? Taschen, Laptops, und so weiter?“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt