„Was ist denn hier passiert?“ Omi drückte mich kurz an sich, strich mir die Haare aus der Stirn, wie sie es immer tat und beäugte dann neugierig den Fernseher, der komplett unbrauchbar an der Wand hing. Dem Chaos im Wohnzimmer hatte Felicitas sich letzte Nacht wohl noch angenommen, denn davon war weit und breit nichts mehr zu sehen.
Der Fernseher war also das einzige, was noch von ihrem kleinen Vulkanausbruch gestern zeugte. Mein schöner Flatscreen... Total zerstört und mausetot. „Hm, meine Assistentin hat mit einer Whiskeyflasche danach geworfen, weil sie sauer auf mich war.“
Da wo die meisten Menschen wohl schockiert drein geblickt hätten und mir versichert hätten, dass das alles andere als akzeptabel war und ich meine Assistentin ganz dringend entlassen müsste, da schmunzelte meine Omi nur. „Und hatte sie denn einen triftigen Grund so sauer auf dich zu sein?“
„Mehr oder weniger.“ Als ihr Schmunzeln von einem strengen Blick ersetzt wurde, zog ich eine Grimasse. Vor der Frau hatte ich noch nie irgendwas verheimlichen können. Die war wie ein Bluthund. Sobald die eine Lüge witterte, konnte man sie nicht mehr von der Spur abbringen. „Na gut, sie hatte einen Grund sauer zu sein. Einen triftigen.“
„Und welchen?“
Ich hustete, zog mir die Decke ein bisschen enger um die Schultern und warf noch einen Blick in Richtung Fernseher. Sie hatte das Ding wirklich in der Mitte erwischt, volle Breitseite. Kaum zu glauben, dass sie so gut zielen konnte. „Naja, ich hatte Besuch und das hat ihr nicht gefallen, weil sie wollte, dass ich mich den ganzen Tag lang ausruhe.“
„Aha.“ Omi warf noch einen Blick in Richtung Fernseher. „Und wie viel Besuch hattest du?“
Mist! Die wusste auch immer die richtigen Fragen zu stellen. „Mmh... 15 Leute vielleicht. Wir haben ein bisschen Playstation gespielt.“
„Ein bisschen?“
„Ein bisschen lange.“ Gab ich dann doch zu und hasste mich selbst dafür. Mann, einfach den Mund halten und gar nichts sagen wäre besser für mich und meine Gesundheit.
„Aha.“ Omi stützte sich auf ihren Knien ab und stand seufzend auf. „Also... Du gehst jetzt ins Bett und ich bringe dir einen Tee.“
„Ich kann doch auch hier unten -“ Oha. Da guckte sie aber böse. Und weil meine Omi wirklich ganz böse gucken konnte und mir bei dem Blick immer noch die Nackenhaare zu Berge standen, stand ich leise meckernd – so leise das sie es nicht hörte – auf und ging durch die Küche in Richtung Bett. Pops hatte mittlerweile alle Taschen reingebracht und sah mich wenig mitleidig an. Kein Wunder, der bekam diesen bösen Blick ja auch schon seit etlichen Jahren zu spüren, da freute es ihn wahrscheinlich riesig, wenn endlich auch mal wer anders dran war.
Ich legte mich also ganz brav in mein Bett und dachte mir, dass es mit Feli doch ein bisschen einfacher gewesen war. Die hatte mir wenigstens erlaubt auf dem Sofa zu liegen, anstatt hier oben in meinem Zimmer.
Wenigstens gab es hier einen funktionierenden Fernseher, das war so ziemlich das einzigst Positive, was sich finden ließ. Hätte Feli mitbekommen wie lange ich gestern noch Fernseh geguckt hatte, würde dieser Apparat sicherlich auch schon nicht mehr leben. Wahrscheinlich hätte sie dieses Mal meine Erstausgabe von der Alte Mann und das Meer hineingeworfen...
Aber... meine Fresse.
Wie sie gestern da gestanden hatte? In ihrem ja eigentlich so strengem Outfit? Ihr Haar in einem festen Knoten? Ihre ganze Pose total abgeklärt und distanziert? Da war es mir kalt den Rücken gelaufen, so furchterregend hatte sie ausgesehen.
Allerdings waren dann da ja noch ihr flammender Blick gewesen, die hitzige Wut, die ihre Wangen leicht rot gefärbt hatte und die Flasche Whiskey in ihrer Hand. Ich hatte mich gar nicht entscheiden können, ob ich jetzt lieber in mein Bett flüchten sollte, so wie alle anderen es auch getan hatten, oder ob...
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Die Summe des Glücks
RomanceFrage: Mit welchen drei Worten könnte man Elijah Hunter am Besten beschreiben? Antwort: Das ist eine Fangfrage. Dazu ist mindestens ein Fünfhundertseitiges Buch nötig und selbst dann, bleiben da immer noch scheiße viele Fragen offen. Wer ist der Typ...