Und der letzte Teil vom Prolog - so 11 bis 8 Wochen vorher

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„Nicht mal der weltbeste Schokomuffin war es wert. Und das sollte schon was heißen, wo ich doch erst neulich zur Landesvorsitzenden der ASS gewählt worden war. Der Anonymen Schokosüchtigen.“

                                                                                       - Felicitas Cannon

„Wenn du schwanger bist und in Schwangerschaftsurlaub gehst... Und dann auch noch ein Jahr Mutterschutz hinten dran hängst, dann habe ich ungefähr 15 Monate am Stück lang nichts zu tun.“ Erklärte ich Mitch aka. Le Boss gerade, als wir auf dem Weg zur Kantine waren. „Und mir bekommt es absolut nicht, 15 Monate lang nichts zu tun zu haben.“

„Du willst doch nicht kündigen, oder?“ Anscheinend eine totale Horrorvorstellung für sie. „Ich komme ja auch wieder und wenn du dann nicht mehr da bist, dann kann ich mir gleich eine Kugel in den Kopf jagen.“ Sie nickte immer wieder höflich, als uns im Flur die Kollegen – oder in ihrem Falle Angestellte – über den Weg liefen. Die meisten kamen gerade vom Mittag zurück und es hatte fast den Anschein, als hätte Mitch eine epileptische Störung, so oft musste sie nicken.

„Nein, nicht kündigen. Aber mir für die Zeit eine befristete Stelle suchen, so dass ich nicht vollkommen nutzlos zu hause rum sitze.“

„Ich zahle dir dein Gehalt auch weiter, wenn du willst, könntest du also auch mal frei machen und dich so richtig erholen. Ty ein bisschen ehrenamtlich in der Stiftung helfen und schön jeden Abend um 5 Zuhause sein.“ Sie ließ es klingen, als wäre es eine wahre Traumvorstellung.

„Was soll ich denn jeden Abend um 5 zu hause? Da kann ich -“ Das und das darauffolgende Wort betonte ich besonders doll, nur um meinen Punkt zu verdeutlichen. „- mir ja gleich eine Kugel in den Kopf jagen.“

„Aber du musst mir versprechen, dass du zurück kommst und dir dein neuer Job nicht besser gefällt, als dein alter. Los, versprich!“

Darüber konnte man ja nur den Kopf schütteln. „Versprochen. Ich suche mir einfach den ätzendsten Boss der Welt.“ Aber es fühlte sich gut an, von seinem Boss so geschätzt zu werden. So sehr, dass sie mir solche Versprechen abnahm. „Hey! Hat dein bekloppter Bruder nicht gerade eine Stelle frei? Nach einem Jahr mit dem, da veranstalte ich dir, wenn du zurück kommst, eine ganze Parade.“ Ich hatte Mitch so ziemlich genau erzählt, was da auf ihrer Hochzeit vorgefallen war und sie stimmte mir voll und ganz zu, dass ihr Bruder wie der König der Flachwichser verhalten hatte.

Mitch grinste sich eins zurecht. Die wusste doch schon wieder etwas, dass ich nicht wusste. „Maggy will in der Tat in Rente gehen und sucht eine Nachfolgerin.“

Maggy war seine PA und wohl das kleine Zahnrädchen im ganzen System der Firma, ohne das sich gar nichts mehr drehen würde. Ich hatte selbst schon oft genug mit ihr telefoniert und mit ihr Absprachen getroffen um zu wissen, wie kompetent die Frau eigentlich war. Außerdem bewunderte ich sie allein dafür, dass sie es mit dem Vollidioten aushielt. „Danke, aber nein danke. Da arbeite ich lieber für Mr. Gaber bis seine PA wiederkommt, die bekommt jetzt auch bald ihr Baby und das würde zeitlich passen.“

„Den ollen Grabscher?“ Rief Mitch empört, als wir zusammen mit einigen anderen in den Fahrstuhl stiegen. Die meisten anderen trauten sich nicht einen Mucks zu machen, so eine Präsenz hatte Mitch. Und sie guckten auch ein bisschen komisch, denn die Chefin so was sagen zu hören, war für die meisten schon was besonderes. „Da bekomm ich von dem ganzen Stress, den ich dann habe noch Frühwehen oder so was. Ich würde den ganzen Tag nur rum rennen und mir vorstellen, wie er dir am Arsch rumfummelt, wenn du vorbei gehst. Wir suchen dir jemand anderes. Es sei denn, du willst es nicht doch mal mit dem ollen Sklaventreiber aufnehmen. Er hat auch seine netten Momente, weißt du? Immer eine Minute lang, wenn die Bears gewinnen. Zehn Minuten zu Weihnachten, wenn er ein Geschenk bekommt, dass ihn gefällt. Und fast eine halbe Stunde, wenn sich eins seiner Investitionsgeschäfte bezahlt gemacht hat und er morgens mit seinem Finanzfutzi telefoniert, der ihm sagt, er habe mal wieder eine ganze Million geschäffelt.“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt