Punkt 1 der Tagesordnung

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„... aber ein Schluck Weißwein? Ja, das hatte auch einen gewissen Stil, nicht wahr?“

                                                                  - Elijah Hunter

Freitag, ein Tag vor Haleys Hochzeit mit dem Hippie

Ich betrat die Wohnung mit dem Zweitschlüssel, den mir Mitch freundlicherweise für diesen kleinen Überraschungsbesuch geliehen hatte. Alexej positionierte sich mit verschränkten Armen vor der Tür, auch wenn es dem Russen wohl tausend Mal lieber gewesen wäre, die frohe Botschaft selbst zu überbringen.

Tja, leider ging es hier aber nicht um das Geschäft, sondern um die Familie und solche Angelegenheiten sollte man als Mann selbst regeln. Das Schloss knackte leise, als ich den Schlüssel drehte, aber ich machte mir keinerlei Sorgen, dass unser Gast mich hörte. Ich wollte es ja sogar. Was wäre ein Besuch, ohne das der Gastgeber davon wusste?

Einbruch. Und das lag nun wirklich unter meinem Niveau. Ich betrat die hübsche kleine Wohnung und sofort wurde mir ein Problem ganz besonders bewusst. Überall lag weißer Teppich. Hier im Flur und soweit ich sehen konnte auch im Wohnzimmer, dass sich daran anschloss.

Hauptsache das Mädchen wäre wenigstens so clever gewesen, nicht auch noch in der Küche welchen auszulegen, aber bei Haley wusste man ja nie. Im Gegensatz zu Mitchi war sie ein richtiges Mädchen und die kamen bekanntlicherweise auf die verrücktesten Ideen. Die Tür fiel mit einem leisen Klappen hinter mir ins Schloss, doch es reichte, dass mein Gastgeber es hörte. Sofort wurde im Wohnzimmer der Fernseher leise gestellt und eine männliche Stimme ertönte: „Haley? Schatz? Bist du schon wieder zu hause?“

Als ich nicht antwortete, sondern mich gelassen im Flur umsah, ertönte ein Rascheln. Er stand vom Sofa auf und die leisen Schritte durch das Wohnzimmer wurden fast vollständig vom Teppich verschluckt. Überall erkannte man, wem diese Wohnung gehörte. Hier ein paar kunterbunte Blumen, dort moderne Bilder an den Wänden, hier alte Möbel und überall lagen Bücher herum. Wirklich überall. Sogar zwischen ein paar Pomps die am Boden standen, steckte eine ziemlich zerfledderte Ausgabe von Stolz und Vorurteil.

Ich dachte an das Mädchen, dem diese Wohnung gehörte, erinnerte mich daran wie sie von einem sommersprossigen Mädchen mit Brille und Zahnspange zu einer wunderschönen Frau geworden war und bekam es mit dem Hass zu tun. Purer, bösartiger Hass.

Und er war auf den Mann gerichtet, der jetzt im Durchgang zum Flur erschien. Er war dünn, in Freizeitklamotten, trug eine runde Brille und sah alles in allem genau nach dem Versager aus, der er nun einmal war. Daran konnte man nichts beschönigen. Hätte sie sich doch nur für Fin entschieden, dachte ich mir. Dann müsste ich jetzt nicht die halbe Nacht damit zubringen mal ein ernsthaftes Wort mit dem kleinen Scheißer zu reden, der ernsthaft dachte, dass keiner hinter sein kleines Geheimnis kam. Und das es keinen gab, der sich der Sache annahm.

„Wer sind sie?“ Fragte er mit schräg gelegtem Kopf und musterte mich von oben bis unten.

Ich steckte beide Hände in die Taschen um ein bisschen harmloser auszusehen. „Elijah Hunter.“ Sagte ich und verzichtete ausnahmsweise mal auf die Mafiosonummer und entgegnete nicht so etwas wie: Dein schlimmster Alptraum, muahahaha...

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt