Punkt 8 der Tagesordnung

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„Oh Gott, warum mussten wir fliegen? Warum konnten wir nicht Autofahren? Oder Zug? Oder zu Fuß gehen, Inlineskaten, Skateboarden, Rollstuhlfahren, Trempen, Panzerfahren, Fahrradfahren, kriechen, irgendwas das man auf dem Erdboden tat. Denn so weit oben in der Luft, bestand ja nicht mal die kleinste Chance, dass der Erdboden sich auftun und mich verschlucken könnte."

- Felicitas (die ihren eigenen Nachnamen langsam nicht mehr kannte)

Irgendetwas stimmte heute nicht. Irgendetwas stimmte heute so was von überhaupt nicht, dass mir ein bisschen unwohl wurde, als Elijah mit diesem eiskaltem Blick in den Augen durch die Fahrstühltüren trat und aussah als wollte er nicht einfach nur irgendwem den Kopf abreißen, sondern mir persönlich.

„Guten Morgen, Mister Hunter."

„Sparen sie sich das. In mein Büro und zwar sofort!" Das letzte Wort stieß er laut hervor, so dass ich zusammen zuckte. Seinen Zorn gegen einen selbst gerichtet zu haben war doch etwas vollkommen anderes, als ihn einfach nur mit ansehen zu müssen. Es war...

Scheiße, was war passiert? Hatte ich gestern irgendetwas getan, oder gesagt? Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Vielleicht wegen den Verträgen, die ich genehmigt hatte? Vielleicht aber auch... Nein, mit dem Handkuss hatte das doch sicher nichts zu tun, oder? Ich verstand nur Bahnhof, als ich ihm ergeben folgte und weiter rätselte, was ich falsch gemacht hatte. Gestern noch halbwegs zutraulich und heute wie ein bissiger Puma, bei dem einem nichts weiter übrig blieb, als sich zu wünschen, dass er einem die Kehle nicht raus riss.

Die Tür schlug mit einem Knall hinter mir zu und obwohl der Raum so groß und geräumig war, fühlte ich mich eingeengt, sodass ich kaum noch atmen konnte. Er nahm mir sprichwörtlich die Luft zum Leben, dieser Mann. „Setzen!" Befahl er und ich machte, dass ich schnell in einen Besucherstuhl vor dem Schreibtisch kam. Ich hatte hier noch nie gesessen, wirklich noch niemals und mit jeder Sekunde die verstrich, wurde ich nervöser.

Nein, das war untertrieben. Mit jeder Sekunde wuchs meine Angst exponentiell an. Und der Dreckskerl wusste das ganz genau, denn er ließ sich verdammt viel Zeit sein Jackett über die Stuhllehne zu hängen, sich die Krawatte abzunehmen, seine Manchettenknöpfe zu lösen und schließlich seine Hemdsärmel hochzuschieben...

Dieses Ritual was er da hatte, dieses Ausziehen, hatte ich gestern noch halbwegs... nett anzuschauen gefunden. Aber heute? Da machte es mir Angst. Warum zog er sich verdammt noch mal aus?

Und wenn ich schrie, würde mich dann jemand hören? War um diese Uhrzeit an einem Montag Morgen überhaupt schon jemand außer ihm und mir im Gebäude? Ich bezweifelte es. Ich war auf mich allein gestellt, wenn er versuchen würde mir etwas an zu tun.

„Haben sie Angst vor mir?" Fragte er mit fast schon liebevoller Stimme nach und ich wusste nicht, ob ich weglaufen sollte, oder ihn das noch wütender machen würde. Als ich ein schwaches Nicken zu Stande brachte, einfach weil mir die Tränen kommen würden, wenn ich ein Wort sagte, lächelte er zufrieden. „Das ist auch gut so."

Scheiße... „Bitte..." Flüsterte ich und spürte tatsächlich Tränen hochsteigen, während er hinter seinem Schreibtisch hervor kam und noch einschüchternder wirkte, als der Mann, dem ich meine Angst zu verdanken hatte. Scheiße, mir kroch die nackte Panik den Nacken hinauf, als er hinter mir stand, eine Hand auf meiner Stuhllehne legte und mich so vollkommen einengte, dass ich... Ich... Ich vor blanker Angst und Panik nicht mehr klar denken konnte. All meine Sinne nahmen nur noch diesen übermächtigen Mann wahr. Die Luft war erfüllt von seinem Geruch. Auf meiner Haut spürte ich seine Köperwärme. Meine Augen sahen nur noch seine kräftigen Hände, mit denen er mir Gott weiß was antun könnte. Meine Erinnerungen versorgten mich nur noch mit dem Bild, wie er auf diesem Laufband lief, damals auf Mitchs Hochzeit. Wenn er sich entschlossen hatte diese ganzen Muskeln gegen mich einzusetzen, dann hatte ich keine Chance. Gar keine Chance. Und ich wusste ja bereits aus meinen einschlägigen Erfahrungen, dass weder bitten noch betteln noch flehen half, wenn Männer sich erstmal entschlossen -

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt