"Die waren wie ein riesiger Schwarm Heuschrecken. Fegten über schönes, grünes Land hinweg und ließen nichts als abgestorbene Bäume und Ödland zurück."
- Elijah Hunter
„Hunter." Das kam nicht ganz so forsch und bestimmt aus meinem Mund wie ansonsten immer, also räusperte ich mich erst einmal und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Scheißhandy. Wie spät war es eigentlich schon wieder?
„Smith hier."
Oh, nicht der schon wieder. „Nach gestern habe ich keine Lust mehr auf sie." Erklärte ich dem Kerl, woraufhin der Wichser nur leise lachte. Der hatte mich tausende Male angerufen, wollte dies und das und jenes, hatte hier noch ein Problem angebracht, da noch ein Problem und wollte einfach keine Ruhe geben.
„Oh, das was ich zu sagen habe, wird sie interessieren, vertrauen sie mir. Da sind sie danach glatt froh, dass ich sie geweckt habe."
„Ich war schon seit einer Ewigkeit wach." Widersprach ich und kämpfte mich aus meinen Bettdecken, um meinen geschundenen Körper langsam aber sicher in eine aufrechte Position zu bringen. Scheiße, diese Schulter brachte mich noch um. „Ist ja schließlich auch schon um... halb 9." Halb 9? Ich schlief niemals solange.
Kein Wunder dass ich mich so groggy fühlte, ich hatte mich ganz eindeutig überschlafen. Ich ließ meinen Kopf auf den Schulter kreisen und machte mich auf dem Weg runter in die Küche. Hauptsache es gab irgendwo Coffein. „Also, dann erzählen sie mir mal ihre Neuigkeiten. Haben sie denn gestern alles erledigt, was sie noch tun sollten? Oder haben sie es sich schon wieder bei Kaviar und schönen Frauen gemütlich gemacht?"
„Kaviar und schöne Frauen..." Schnaubte er entrüstet. „Und nochmal, ich heiße Smith und nicht Bond, das vergessen sie irgendwie immer."
Ich kam die Treppe runter und mir wurde gleich klar, dass ich heute anscheinend der einzige war, der mal ausgeschlafen hatte. Felicitas hatte ihr eigenes Handy am Ohr und machte sich schon wieder in meiner Küche zu schaffen, als gebe es kein Morgen, während John mit Sam am Tresen saß, Kaffee schürfte und tratschte. Irgendwo im Wohnzimmer plärrte schon der Fernseher in einer Lautstärke, die mich doch glatt denken ließ, dass wirklich ein Löwe irgendwo hinter mir stand. Von Liz und ihrem mexikanischen Spielzeug fehlte jede Spur, während Ty es anscheinend geschafft hatte mal einen Fuß aus dem Krankenhaus raus zu setzen und gerade draußen stand, um eine zu paffen. Und wo waren die Großeltern?! Ebenfalls keine Spur von der buckeligen Verwandtschaft, aber das war vielleicht auch ganz gut so.
„Jaja, nun sagen sie mir schon, das gestern alles ohne Probleme verlaufen ist und ich in der Angelegenheit nicht noch mehr Stress haben werde." Mir reichte das langsam. Einen Köder beim Angeln auszuwerfen war bedeutend einfacher als im echten Leben mal einen dicken Fisch fangen zu wollen.
Als Felicitas mich meckern hörte, warf sie mir ein kurzes Lächeln über die Schulter zu und holte sich sofort eine Tasse aus einem meiner Hängeschränke. Als sie dann auch noch rüber zur Kaffeemaschine ging und mir einen eingoss, fragte ich mich, womit ich das denn schon wieder verdient hatte. Normalerweise konnte ich so etwas selbst tun, zumindest wenn wir zu Hause waren und nicht im Büro.
„Nein, es gibt da noch ein paar Kleinigkeiten, die mir gestern so durch den Kopf gegangen sind und über die wir uns noch unterhalten müssen. Wie gesagt, ihr Plan ist und bleibt scheiße. Das einzige was sie damit bewirken werden, ist ihr Ego ein bisschen zu streicheln." Das durfte ich mir schon seit gestern von ihm anhören. Aber meine Fresse, ich hasste es nun mal, wenn ich nicht das Sagen hatte. Wenn ich die Dinge nicht kontrollierte. Das war wie in einem Zug mit kaputter Bremse zu sitzen und das auch noch zu wissen. Der große Crash würde kommen und alles was man tun konnte, war seinen letzten Kaffee auszutrinken und darauf zu warten dass man mit Hundertfünfzig Sachen gegen eine Betonwand pallte.
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Die Summe des Glücks
RomanceFrage: Mit welchen drei Worten könnte man Elijah Hunter am Besten beschreiben? Antwort: Das ist eine Fangfrage. Dazu ist mindestens ein Fünfhundertseitiges Buch nötig und selbst dann, bleiben da immer noch scheiße viele Fragen offen. Wer ist der Typ...