Punkt 2 der Tagesordnung

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„Elijah Hunter hieß so, weil er normale Menschen zum Frühstück verspeiste und danach nicht mal einen Zahnstocher brauchte um sich die Knochenstücke aus den Zähnen zu pulen.“ - Felicitas Cannon

Der Wecker klingelte um halb 6 Uhr früh, aber leider umsonst. Denn ich war schon seit zehn Minuten wach, hatte bereits meine Zähne geputzt und mir Klamotten für den Tag rausgelegt. Als ich das dumme Ding ausgeschaltet hatte, ging ich in die Dusche und machte mich auf einen langen Tag gefasst. Das Wochenende war erstaunlich unruhig gewesen, voller Hoch und Tiefs und ich spürte das samstägliche und sonntägliche Saufgelage, dass meine Chefin zu Ehren ihrer besten Freunde veranstaltet hatte, immer noch in meinen Knochen. Die Hochzeit fiel aus, das Paar war nach Jahren des Hin und Hers endlich zusammen und auch wenn ich mich so sehr für Fin und Haley freute, dass ich auch das ganze Wochenende über ein Lächeln auf den Lippen hatte... Dann hatte ich im Moment doch andere Probleme. Meine Chefin-

Oder besser gesagt, vorübergehende Exchefin, denn Mitch war schon seit zwei Wochen im Mutterschutz und würde nach der Geburt erstmal ihre Mutterrolle ausleben, hatte mich gerade zu gedrängt den Job bei ihrem doofen Bruder anzunehmen. Ich konnte immer noch nicht wirklich fassen, dass ich mich da von ihr habe einlullen lassen. Aber ich hatte den Job angenommen.

Und auch wenn das bedeutete, dass man für den grässlichsten Mann des Planeten Erde arbeiten musste, dann musste ich da halt mal durch. Versprochen war immerhin versprochen, da konnte mein Fluchtinstinkt mich nerven wie er wollte. Und ganz ehrlich? Am anderen Ende der Welt - da wollte ich jetzt nämlich am Liebsten sein - herrschte beschissenes Wetter. Zumindest laut Google.

Aber dem Typen konnte man ja in den meisten Fällen noch weniger trauen, als der Tageszeitung... Vielleicht war das Wetter da also doch nicht soooo schlecht. Wie teuer so ein Flug wohl wäre?

Kneif gefälligst die Arschbacken zusammen! Ermahnte ich mich selbst und warf mir im Spiegel einen vorwurfsvollen Blick zu. Andauernd so ein kindisches Gehabe! Außerdem wäre die Arbeit die ich schon in meinen neuen Job gesteckt hatte, dann völlig umsonst.

Während der letzten zwei Wochen hat mich Maggy in alles Wichtige eingewiesen, dass ich wissen musste. Weswegen ich heute auch so in Eile war, denn Montags, stand immer das Montagsmeeting an. Was einem ja schon alles sagte, was man wissen müsste. Man traf sich montags und hielt ein riesiges Meeting ab.

Und wer hatte die ganze Arbeit, dieses Meeting zu organisieren, jeden zu informieren, das Protokoll zu führen, an Essen und Getränke zu denken und natürlich auch noch die ganze Nacharbeit? Genau, die persönliche Assistentin des Chefs, die ja ich war. Zumindest vorübergehend.

Pünktlich um halb 7 verließ ich meine Wohnung, so dass ich zehn Minuten später aus dem Fahrstuhl stolpern und meinen neuen Arbeitsplatz in Beschlag nehmen konnte. Persönliche Gegenstände hatte ich keine mitgebracht, aber dafür hatte ich den Auftrag mich auf Lebenszeit um Maggys Orchideen zu kümmern. Die Frau hatte echt ein Händchen für die Dinger und mich mit sehr genauen Anweisungen versorgt, wie, wann und wo ich die Teile gießen musste.

Aber machten wir uns nichts vor, sie würden trotzdem eingehen.

Ich hatte gerade mein Mailpostfach geöffnet und wollte alles nach Wichtigkeit sortieren, als das Telefon klingelte. Ganz automatisch nahm ich den Hörer ab und sagte das, was ich schon während der letzten zwei Jahre immer wieder hineingeträllert hatte. „Hunter Enterprises, Büro von Michelle Hunter-Bennet, Miss Cannon am Aparat, was kann ich für sie tun?“

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt