Punkt 30 der Tagesordnung

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„Ich fahre noch kurz bei Steve vorbei. Auf einen Kaffee. Anscheinend geht es ihm gerade im Moment total beschissen.“

Und was in aller Welt ging es sie an, wenn es Steve dem verschissenen Weinkenner schlecht ging? Das würde ich gern mal wissen. Mir ging es auch schlecht. Mir ging es im Moment verdammt schlecht, vor allem weil ich nicht wusste, ob sie wirklich zu Steve fuhr, oder ob sie mich schon wieder anlog. „Fährt Alexej dich?“

„Nein, ich nehm den BMW.“ Feli warf mir ein kurzes Lächeln über die Schulter zu und trank dann den letzten Schluck Kaffee aus, bevor sie die Tasse im Geschirrspüler verstaute.

Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was mir lieber war. Das sie wirklich zu Steve dem Nachbarn fuhr und ich meine Eifersucht während der nächsten Stunden händeln musste, oder das sie mich wieder anlog und irgendwas anderes tat, worüber sie mir nichts sagte. Da sie sich nicht von Alexej fahren lassen würde, tippte ich einfach mal auf zweitens. „Mir würde es besser gehen, wenn du einen der Russen mitnimmst, Darling.“ Und außerdem könnten die mir dann sagen, was du den ganzen Tag lang so treibst.

„Dir würde es besser gehen, wenn mich ein Seal-Team in den Supermarkt begleiten würde.“ Scherzte sie und kam samt ihrer Tasche rüber, um die Tschüss-Runde zu drehen. Jamie und D bekamen einen Kuss auf die Wange und ich einen auf den Mund, bevor sie dann mit aufgesetztem Lächeln davon tänzelte.

Das Verlangen mich in ein Auto zu setzen und ihr unauffällig hinter her zu fahren, war extrem groß. So verdammt groß, dass ich mich kaum davon abhalten konnte, um ehrlich zu sein. Ihr einfach hinterher spionieren und rausfinden was es mit ihrer ganzen Lügerei auf sich hatte. Oder aber Smith darauf ansetzen, dass er es heraus fand.

Allerdings... Hatte sie schon einmal einen Mann gehabt, der sie stalken ließ und wenn ich das jetzt auch tun würde, dann fände sie am Ende vielleicht noch, dass ich kein Stück besser war. Das ich ihr ebenfalls keine Freiheiten und keine Geheimnisse gestattete und erst recht keine Privatsphäre in der sie tun und lassen konnte, was sie wollte.

Na gut, sie konnte nicht alles tun und lassen, was sie wollte, denn wirklich alles würde ich ihr nicht durchgehen lassen.

Allerdings war es unwahrscheinlich, dass sie einen anderen hatte und sich heimlich mit ihm traf, denn so war sie einfach nicht. Feli würde so etwas niemals tun.

Aber ganz egal wie oft ich mir das auch ins Bewusstsein rief, da gab es einen ziemlich abgefuckten Teil in meinem Kopf, der mir immer wieder das Bild ins Gedächtnis rief, wie sie so nahe an Luke gestanden und ihn angelächelt hatte. Zum Glück war der Scheißer gerade in New York, ansonsten würde ich vollkommen am Rad drehen.

„Onkel Eli?“

„Hm, Kumpel? Was gibt’s?“

„Wenn Tante Feli weg ist... Vermisst du sie dann? Dad hat gesagt, er vermisst Mom auch, als ich ihm erzählt habe, dass ich sie manchmal vermisse und du guckst ganz traurig. Willst du Fernsehen? Davon wird man wieder ein bisschen fröhlich, hmhm...“

Ich wollte vor allem meiner Freundin hinterher fahren und nach gucken was sie gerade so trieb.

Und mit wem.

Scheiße, bei dem Gedanken fühlte ich mich noch mieser, als ohnehin schon. Sie durfte Geheimnisse haben. Sie musste mir nicht über jede einzelne Minute ihres Tages Bericht erstatten. Sie durfte Dinge ohne mich machen. Und sie hatte ein Anrecht auf ein bisschen Zeit allein.

Aber warum musste sie mich bitte schön anlügen?!

Könnte sie nicht einfach sagen, dass sie ein bisschen Zeit für sich brauchte und mir so ungefähr sagen, wo sie die verbrachte, damit ich mir nicht endlos Gedanken machen musste, warum sie mich anlog?!

Die Summe des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt