Der Winter naht

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Der November neigte sich dem Ende und der Dezember kam. Wie gewohnt brachte dieser Monat Stürme und Regenschauer mit sich. Ich war immer seltener draußen auf dem Schlossgelände unterwegs und die meiste Zeit verbrachte ich zusammen mit Hermine, da Ron wieder gut Freund mit Harry war. Zwar redeten mein Bruder und ich wieder miteinander, doch die Stimmung zwischen uns war noch immer angespannt und wurde auch nicht dadurch besser, dass ich Cedric so gut wie jeden Tag sah und begrüßte. Nachdem er sich von seinem Kampf mit dem Drachen vollständig erholt hatte, hatte ich mich bei ihm für meine nicht gerade aufmunternden Worte entschuldigt. Cedric tat es mit einer wegwischenden Handbewegung ab.
"Ist doch Schnee von gestern." Ich lächelte ihn dankbar an.
"Apropos Schnee", sagte ich. "Sieht so aus, als würde es bald schneien."
Und tatsächlich: Am nächsten Morgen waren Hogwarts' Ländereien mit einer weißen Schneeschicht überzogen und die Decke der Großen Halle verriet uns, dass feine Flöckchen draußen herabschwebten. Und so machte der Vormittag des Montages keinen Spaß, denn die Gryffindors waren die ganze Zeit draußen. Nach einer Stunde Ginsterbüsche beschneiden in Kräuterkunde gingen wir hinunter zu Pflege magischer Geschöpfe, wo Hagrid uns schon erwartete. Als auch schließlich die Slytherins da waren, verkündete Hagrid: "Ich weiß nicht, ob sie 'nen Winterschlaf halten, aber ich hab hier mal 'n paar Kisten ... 'N Versuch kann ja nix schaden!"

Ohne groß etwas dagegen zu sagen, gesellte ich mich zu Dean und Seamus, da Hermine, Harry und Ron schon eine Dreiergruppe bildeten. Selbst zu dritt war es schwer die Kröter dazu zu bringen in die Kisten zu gehen und gerade, als ich genervt meinen Zauberstab zog und das Vieh mithilfe des Wingardium Leviosa in die Kiste befördern wollte, gab es einen lauten Knall und zwei Kisten explodierten. Die Knallrümpfigen Kröter, die darin gefangen gewesen waren, wüteten jetzt im Kürbisbeet. Anscheinend hielten sie keinen Winterschlaf.

"Wetten Trelawney sagt wieder deinen Tod voraus?", feixte Ron und sah Harry an. Ich ging neben den beiden her, in Richtung Wahrsagen. Auch wenn ich mich zu Zeit mit meinem Bruder nicht ganz so gut verstand (was zum Teil an Sirius lag, zum anderen wahrscheinlich an Cedric), redeten wir, wenn Ron oder Hermine in der Nähe waren. Ohne uns groß darüber zu verständigen, waren Harry und ich uns einig, dass die zwei nicht mitbekommen sollten, dass wir immer noch zerstritten waren.
"Nicht zu vergessen, dass Trelawneys inneres Auge auch gerne sieht, wie ich entführt werde", sagte ich und lachte über sie und nach wenigen Augenblicken stimmten auch Ron und Harry ein.
Natürlich bestätigten sich Rons Vermutungen, doch Harry und ich taten die Vorhersagen von Professor Trelawney jeweils mit einem herzhaften Gähnen ab.
"Wenigstens hat die alte Fledermaus uns diesmal keine Hausaufgaben aufgehalst", sagte ich nach einer Stunde in dem parfümierten Raum, voller Vorfreude auf das Abendessen.
"Das kannst du laut sagen", erwiderte Ron, den das dämmrige Licht in Professor Trelawneys Klassenzimmer ganz schläfrig gemacht hatte.
"Vielleicht lieber nicht!", zischte eine Stimme neben uns. Ich fuhr herum und erkannte Lavender und Parvati, die mich und Ron missbilligend ansahen. Abwehrend hob ich die Hände, auch wenn ich nichts zu meiner Verteidigung zu sagen hatte.
"Hört mal, Mädels", meinte Ron nun neben mir und schlug einen weisen Tonfall an. "Wahrsagen ist einfach ein bescheuertes Fach –"
Weiter kam er nicht, denn die beiden hatten sich wütend schnaubend umgedreht und Ron hatte ihre Haare voll ins Gesicht bekommen. Harry bemühte sich stark sein Lachen zu verbergen, was jedoch erfolglos blieb – genau wie bei mir.
"Haha", gab Ron trocken zurück.
"Na kommt, lasst uns von hier verschwinden.", sagte ich und zog Harry und Ron von dem Wahrsagenklassenzimmer weg. "Sonst verhungere ich noch."

In der Großen Halle war schon viel los und ich konnte nur schwer Fred und George ausmachen, die mir glücklicherweise einen Platz frei gehalten hatten. Harry und Ron ergatterten die zwei Plätze uns gegenüber. Letzterer sah am Tisch rauf und runter und fragte schließlich: "Wo ist Hermine? Ich kann sie nirgends finden."
"Professor Vektor behält sie bestimmt noch im Unterricht", meinte ich und wandte mich wieder den Zwillingen zu, die mir gerade von ihrer Zauberkunststunde erzählten, in der Professor Flitwick ihnen den Wachstumszauber gezeigt und sich selbst als lebendiges Beispiel vorgeführt hatte.
"Das hat sie aber noch nie gemacht", erwiderte Ron, bevor George wieder mit seiner Geschichte fortfahren konnte.
"Sie verspätet sich nur, Ron", sagte Harry geistesabwesend, sein Blick ruhte irgendwo am Ravenclawtisch.
Ich nickte zustimmend. "Du kennst Hermine doch. Bibliothek hier, Hausaufgaben da."
Ron schien nicht überzeugt, aber er hielt den Mund.
"Also, wie groß war Flitwick am Ende?", fragte ich Fred und George.
"Als erstes hat es nicht geklappt und der Arme war ganz aus dem Konzept", grinste George.
"Und so haben George und ich es probiert und konnten sein Wachstum nicht mehr stoppen. Angelina sagt er ist im Krankenflügel und lässt sich von Madam Pomfrey umsorgen", vollendete Fred die Geschichte, während Harry, der ebenfalls zugehört hatte, und ich lachten.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt