Auf dünnem Eis

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Als ich am Montagmorgen hinunter in die Große Halle zum Frühstück ging, fing mich Draco vor der großen Marmortreppe ab und zog mich an einem Arm beiseite. Als er stehen blieb, riss ich mich los und warf ihm einen wütenden Blick zu. Er ignorierte mich und sagte: „Umbridge lässt ausrichten, dass wir direkt nach dem Unterricht zu ihrem Büro kommen sollen."

Ich seufzte. „Was ist mit dem Abendessen?"

Draco verdrehte die Augen. „Denkst du eigentlich nur ans Essen?"

Empört zog ich eine Augenbraue nach oben und stolzierte an ihm vorbei. In der Großen Halle winkte ich kurz Harry, Ron und Hermine zu, und setzte mich dann gegenüber Fred und George auf die Bank.

„Wir haben gehört, du hast dir schon wieder Nachsitzen eingehandelt?", meinte George und warf mir einen amüsierten Blick zu.

„Ich dachte, wir hätten dir gesagt, du sollst auf dich aufpassen", sagte Fred. Er schob seinen Teller von sich und sah mich vorwurfsvoll an. Ich hielt seinem Blick eisern stand und wandte mich schließlich ab, um nach dem Müsli zu greifen.

„Ich passe ja auf mich auf", sagte ich schlussendlich. „Ich kann wirklich nichts dafür, dass diese alte Kröte mir Nachsitzen gegeben hat."

Die Blicke der Zwillinge flogen zu den verheilten Narben auf meinem Handrücken, die den Satz Ich werde tun, was man mir sagt bildeten.

Ich ließ den Tag nur schwer über mich ergehen. Im Unterricht konnte ich mich kaum konzentrieren und in Wahrsagen schläferten mich das Knistern des Kaminfeuers und die parfümschwere Luft beinahe ein. Als ich zur letzten Unterrichtsstunde Umbridges Klassenzimmer betrat, saß sie schon hinter ihrem Pult und lächelte mich an, als wäre ich eine besonders saftige Fliege. Ich schüttelte mich und ging zu meinem gewohnten Platz in der letzten Reihe. Während ich auf Harry, Ron und Hermine wartete, nahm ich schon einmal das Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste hervor und schlug es auf einer beliebigen Seite auf. Der Unterricht kam mir vor wie eine Ewigkeit und mir blühte auch noch das Nachsitzen. Bei diesem Gedanken kribbelten mir schon die verheilten Narben. Als es klingelte, drehte sich mir der Magen um und langsam packte ich das Lehrbuch wieder in meine Tasche. Ich verließ das Klassenzimmer ehe Umbridge auch nur aufgestanden war.

„Kommst du?", fragte Hermine und blickte mich auffordernd an, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich muss direkt zum Nachsitzen. Zu der alten Schreckschraube", fügte ich gedämpft hinzu und warf Umbridge einen Blick zu.

„Was ist mit dem Abendessen?", fragte Hermine entsetzt.

Ich zuckte mit den Schultern. „Tja, das habe ich mich auch schon gefragt. Keine Sorge, ich gehe später an der Küche vorbei und hole mir etwas."

Hermine nickte. „Viel Glück", sagte sie und zog eine Grimasse, dann lief sie hinter Harry und Ron zur Großen Halle.

Als ich bei Umbridges Büro ankam, wartete dort bereits Draco, der mit geschlossenen Augen gegen die Wand lehnte. Ich räusperte mich und stellte mich ihm gegenüber.

„Geht es dir gut, Rachel?", fragte er auf einmal und sah mich an. „Du bist ziemlich blass."

„Ja, alles gut", erwiderte ich genervt. „Freust du dich schon auf die Narben?"

Höhnisch grinsend zog er seine Augenbrauen nach oben und griff nach meiner Hand und betrachtete den Handrücken. Nach einer Weile ließ er sie los und seufzte, als Umbridge um die Ecke bog.

„Miss Potter, Mr Malfoy", begrüßte sie uns und öffnete die Tür. „Setzen Sie sich."

Sie zeigte auf zwei Tische, die vor ihrem Schreibtisch aufgestellt waren. Auf ihnen lag ein Blatt Pergament und eine schwarz-rötliche Feder, die mir allzu bekannt war. Ich schluckte und ließ mich auf einen Stuhl sinken. Draco und ich tauschten einen Blick, ehe er sich schließlich auch hinsetzte und zu Umbridge sah. Diese lächelte uns süßlich an und deutete auf eine Teekanne, welche vor ihr stand. „Tee?", fragte sie.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt