Loyalität und Vertrauen

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Die Dai-Llewellyn-Station war klein und ein wenig schäbig. Es gab nur ein einziges schmales Fenster hoch oben in der Wand gegenüber der Tür. Das meiste Licht kam von Kristallsphären voller Kerzen, die oben an der Decke schwebten und wie Seifenblasen aussahen.

Auf der Station lagen nur drei Patienten. Mr Weasley lag im hinteren Bett unter dem kleinen Fenster. Er lag auf mehrere Kissen gestützt und las den Tagespropheten. Als wir auf ihn zugingen, hob er den Kopf und strahlte seiner Familie entgegen.

"Hallo!", rief er und warf die Zeitung beiseite. "Bill ist gerade zurück zur Arbeit, du hast ihn leider verpasst, Molly. Aber er meinte, dass er später noch bei euch vorbeischaut."

"Wie geht's dir, Arthur?", fragte Mrs Weasley und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Du siehst immer noch ein bisschen kränklich aus."

"Oh, mir geht's bestens", sagte Mr Weasley. "Wenn Sie nur den Verband abnehmen könnten, ich würde glatt nach Hause gehen."

"Wieso können sie ihn denn nicht abnehmen, Dad?", fragte Fred.

"Nun ja, jedes Mal, wenn sie's versuchen, blute ich wie ein Schwein. Anscheinend hatte diese Schlange ein ziemlich ungewöhnliches Gift in den Zähnen gehabt, wodurch die Wunden sich nicht schließen können. Sie sind sich aber sicher, dass sie ein Gegengift finden werden. Bis dahin muss ich stündlich diesen Blut bildenden Trank nehmen. Der junge Zauberer dahinten, den hat's aber viel schlimmer erwischt", sagte Mr Weasley, senkte die Stimme und nickte zu dem elend aussehenden Patienten hinüber. "Er wurde von einem Werwolf gebissen, der arme Kerl. Dagegen gibt es überhaupt kein Heilmittel."

"Einem Werwolf?", fragte Mrs Weasley erschrocken. "Sollte er dann nicht lieber in einem Einzelzimmer liegen? Hier ist es doch nicht sicher."

"Es sind noch zwei Wochen bis Vollmond", sagte Mr Weasley. "Die Heiler haben heute Morgen mit ihm gesprochen und wollten ihm klar machen, dass er auch jetzt noch ein ziemlich normales Leben führen kann. Aber er wollte nichts davon wissen. Und die Frau dort drüben" – er deutete auf das letzte  belegte Bett, nahe der Tür – "die will den Heilern nicht verraten, von was sie gebissen wurde, deshalb glauben wir, dass es etwas gewesen sein muss, mit dem sie rechtwidrig im Gange war. Was auch immer es war, es hat ihr ein hübsches Stück aus dem Bein gerissen. Es riecht ganz übel, wenn sie die Bandagen abnehmen."

"Erzählst du uns jetzt mal, was passiert ist?", unterbrach Fred seinen Vater und erntete einen bösen Blick von Mrs Weasley.

"Aber das wisst ihr doch schon", meinte Mr Weasley und lächelte Harry an. "Es ist ganz einfach – ich hatte einen anstrengenden Tag, bin eingenickt, etwas hat sich angeschlichen und mich gebissen."

"Steht im Propheten, dass du angegriffen wurdest?", wollte George wissen und griff nach der Zeitung.

"Nein, natürlich nicht", sagte Mr Weasley ein wenig grimmig. "Das Ministerium will doch nicht verbreiten, dass eine Riesenschlange mich –"

"Arthur!", fuhr Mrs Weasley warnend dazwischen.

"- sich – ähm – auf mich gestürzt hat", schloss Mr Weasley, doch Ron und Harry wechselten einen unsicheren Blick.

"Wo warst du denn, als du angegriffen wurdest, Dad?", meinte Ginny, die über Georges Schulter in den Tagespropheten spähte.

"Das geht nur mich etwas an", sagte Mr Weasley und nahm George die Zeitung aus der Hand. "Als ihr reinkamt, habe ich gerade von dem Typen gelesen, der hinter den spuckenden Toiletten steckt? Erinnert ihr euch noch, die vom Sommer? Willy Widdershins. Einer seiner Flüche ist wohl schief gegangen und sie haben ihn neben einer Toilette gefunden, bewusstlos, ganz bedeckt in –"

"Wenn du sagst, dass du im Dienst warst, was hast du dann gemacht?", fragte Fred und beugte sich interessiert nach vorne. Doch Mrs Weasley sagte erzürnt: "Du hast deinen Vater gehört! Darüber reden wir hier nicht! Erzähl weiter von Willy Widdershins, Arthur."

"Die Anklage wegen den Toiletten wurde tatsächlich fallen gelassen! Könnt ihr das glauben? Ich kann nur vermuten, dass da Gold im Spiel war."

"Du hast sie bewacht, stimmt's?", fragte George mit gesenkter Stimme. "Die Waffe?"

"Das Ding, hinter dem Du-weißt-schon-wer her ist?", sagte Fred.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt