In der Klemme

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Am nächsten Morgen saß ich während des Frühstücks bei Fred und George, die noch bis spät in die Nacht ihre Hausaufgaben erledigt hatten und nun entsprechend müde waren. Ich griff gerade nach einer Ausgabe des Tagespropheten, als ich erschrocken auf die Titelseite starrte. Dort prangten zehn Schwarzweißfotos, von denen neun das Gesicht eines Zauberers zeigten, das zehnte das einer Hexe.

MASSENFLUCHT AUS ASKABAN
MINISTERIUM BEFÜRCHTET, BLACK KÖNNTE
»MAGNET« FÜR VORMALIGE TODESSER SEIN

Antonin Dolohow, verurteilt wegen brutalen Mordes, lautete die Bildunterschrift unter dem Abbild eines Zauberers mit fahlem Gesicht und spöttischem Blick.
Augustus Rookwood, hieß es unter einem pockennarbigen Mann mit fettigem Haar, verurteilt, weil er Geheimnisse des Zaubereiministeriums an Ihn, dessen Name nicht genannt werden darf, verraten hat.

Mein Blick wanderte weiter zu dem Bild der Hexe, die ich erst ein paar Momente später erkannte. Es war Bellatrix Lestrange, doch Askaban hatte die einst hübsche Black ihrer Schönheit beraubt. Ihr Haar hing zottelig und ungepflegt wie ein Vorhang vor ihrem Gesicht, unter ihren schweren Lidern blickte sie hasserfüllt zu mir auf und ihre Lippen umspielte ein überhebliches Grinsen.
Bellatrix Lestrange, verurteilt wegen Folter verbunden mit dauerhafter schwerer Gesundheitsschädigung von Frank und Alice Longbottom.

Augenblicklich schaute ich zu Neville, der entgeistert auf die Zeitung starrte und seinen Becher mit Kürbissaft umgeworfen hatte. In der Großen Halle erhob sich nun ein erschrockenes Gemurmel und ich bemerkte, dass viele Schüler verängstigt zum Lehrertisch hochsahen.

Ich schob Fred und George den Propheten hin und deutete auf die Schlagzeile. „Sie machen mal wieder Sirius dafür verantwortlich."

George blickte kurz zu der Kette, die mein Pate mir geschenkt hatte und ich seit kurzem immer trug. „Dumbledore hat Fudge davor gewarnt, dass so etwas passiert. Jetzt steht er dumm da und muss die Schuld jemand anderem geben."

Ich zog die Zeitung wieder zu mir und las den Bericht über den Massenausbruch aus Askaban. Zehn weitere Todesser hatten Voldemorts Reihen verstärkt und der Prophet schrieb einzig über die Zusammenhänge mit Sirius' Ausbruch.

Nach dem Frühstück trafen Fred, George und ich auf Hagrid, der gerade durch die Eingangshalle gestampft kam. Er sah noch immer so schlimm aus wie an dem Tag, als er von den Riesen zurückkehrte und Harry, Ron, Hermine und mir davon erzählte.

„Alles klar bei euch, ihr drei?", fragte er, als wir vor ihm zum Stehen kamen und ihn angrinsten.

„Ja", sagten die Zwillinge. „Aber wir müssen jetzt gleich los zum Unterricht. Wir sehen uns, Hagrid!"

Die zwei verabschiedeten sich noch von mir und liefen dann los in Richtung Zaubertränke.

„Geht's dir gut, Rachel?", fragte Hagrid und musterte mich besorgt durch seine geschwollenen Augen. Ich nickte knapp.

„Kannst ja Harry und den andren ausrichten, dass ihr mich nach Einbruch der Dunkelheit nich'  mehr besuchen kommen könnt", sagte er und versuchte halbherzig gute Laune vorzutäuschen.

„Ich werde Harry, Hermine und Ron gar nichts ausrichten", erwiderte ich. „Wieso können wir dich nicht mehr besuchen? Auch nicht mit dem Tarnumhang?"

Hagrid schüttelte den Kopf. „Bin auf Bewährung."

„Du bist auf Bewährung?", wiederholte ich ungläubig. Finster warf ich einen Blick zurück zum Lehrertisch, von wo aus Umbridge mich anlächelte.

„Ja", sagte Hagrid. „Hab nichts andres erwartet, um die Wahrheit zu sagen. Du hast's vielleicht nich bemerkt, aber diese Inspektion is' nich allzu gut gelaufen, ... jedenfalls", seufzte er schwer, „was is' denn los zwischen Harry und dir?"

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt