Nur beinahe furchtlos

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Auch am Dienstag bekam Hermine weiterhin Hasspost, doch sie öffnete sie nicht mehr. Allerdings konnte sie gegen die Heuler so gut wie nichts tun.
"Das ebbt irgendwann ab", sagte ich zu ihr. "Irgendwann wächst Gras darüber."
"Wann ist denn irgendwann?", erwiderte sie und starrte grimmig auf die ungelesenen Briefe.
"Drei, vier Wochen", sagte ich schulterzuckend. "Als der Artikel über Cedric und mich erschien, hat es auch nicht viel länger gedauert."
"Und die Hufflepuffs hassen dich immer noch."

Harry und Ron verfolgten mit zusammengezogenen Augenbrauen unser Gespräch und murmelten sich nur gegenseitig etwas von wegen 'Mädchenkram' zu.
Ich warf einen raschen Blick zum Tisch der Hufflepuffs hinüber. Als ein paar das bemerkten, stießen sie ihren Nachbarn an und deuteten mit griesgrämigen Mienen zu mir rüber.
"Die werden das erst im nächsten Schuljahr vergessen, wenn Cedric von Hogwarts abgegangen ist", sagte ich und zog eine Grimasse.
"Potter", hörte ich plötzlich eine strenge Stimme und Harry und ich wirbelten herum. Es war McGonagall. "Es geht um die dritte Aufgabe des Trimagisches Turniers."
Ich wandte mich wieder meinem Frühstück zu.
"Sollten wir nicht erst einen Monat vor der letzten Aufgabe gesagt bekommen, was wir zu tun haben?", fragte mein Bruder.
"Nun – ja, Potter, aber angesichts der – besonderen Umstände", Professor McGonagalls Mund wurde zu einem Strich, "haben die Richter beschlossen die Champions früher darüber zu unterrichten. Morgen Abend um neun Uhr am Quidditchfeld wird Mr Bagman Ihnen die Aufgabe erläutern."
Harry nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte und McGonagall rauschte wieder an uns vorbei.

Erst als wir auf dem Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste waren, fiel mir ein, dass ich am Mittwochabend mit Sirius verabredet war. Das war nicht gut... Das war ganz und gar nicht gut. Nervös biss ich auf meiner Unterlippe herum und überlegte fieberhaft, wie ich mich aus dem Schloss schleichen konnte, ohne dass Harry oder sonst jemand es bemerken würde.

"Miss Potter!", knurrte jemand und ich fiel erschrocken aus meinen Gedanken. Professor Moody fixierte mich mit seinem normalen und seinem magischen Auge, was keineswegs angenehm war. Es fühlte mich, als würde er mich röntgen.
"Sie sind dran", sagte er schließlich und deutete mit seiner vernarbten Hand auf den Kreis, den die Schüler gebildet hatten. Wir nahmen immer noch die Unverzeihlichen Flüche durch und Moody ließ es sich nicht nehmen den Imperius weiterhin an uns auszuprobieren.
Ich verkniff mir ein genervtes Seufzen und trat einen Schritt nach vorne. Harry war mittlerweile Meister darin den Fluch abzuschütteln und ich rangierte dicht hinter ihm, aber manchmal gelang es mir nicht.
»Imitiere ein Eichhörnchen«, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf sagen. »Spring auf den Tisch!«

Mit einem kurzen Zögern trat ich einen Schritt vor und wollte, die Hände an meine Wangen und die Vorderzähne vorgestreckt, zu einem Sprung ansetzen, als mich etwas zurückwarf und ich unsanft auf dem harten Boden landete.
Ein eisiges Kribbeln durchfuhr mich und mir wurde kurz schwindlig, dann kamen Harry und Ron sofort auf mich zu und halfen mir auf. Ich rieb mir meinen Rücken und nahm dann meine Tasche. "Mir reicht es erstmal", sagte ich und ging dann mit großen Schritten aus dem Klassenzimmer heraus.

Als ich am Abend am Raum für Zaubertränke ankam, erwarteten mich schon Snape und Malfoy.
"Da Sie uns nun endlich mit ihrer Anwesenheit beehren, Miss Potter", schnarrte Snape, "können wir ja gehen."
"Gehen? Wohin gehen?", fragte ich, doch Snape rauschte schon an mir vorbei und Malfoy zog mich mit.
"Könntest du mir vielleicht antworten?", fuhr ich ihn an und riss mich im nächsten Moment von ihm los, als ich bemerkte, dass ich das nicht sofort getan hatte.
"Ich weiß nur, dass wir in den Verbotenen Wald gehen", sagte er und blickte stur geradeaus.
"Was sollen wir denn da machen?", hakte ich leise nach.
"Das, Miss Potter", antwortete Snape und ich konnte hören, dass sich sein Mund zu einem bösartigen Grinsen verzog, "wird Ihnen Hagrid erklären."
Ich sah zu Malfoy rüber, doch er blickte immer noch stur geradeaus.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt