Die Rückkehr

560 25 0
                                    

Am Sonntagabend vor der Rückkehr nach Hogwarts peitschte der Regen gegen das Wohnzimmerfenster der Weasleys und ich saß unter einer Decke zusammengerollt in einem Sessel. Ich war tief in meine Gedanken versunken und das stetige Umblättern der Bücherseiten von Hermine ließ mich langsam in einen leichten Schlummer gleiten. Ich dachte daran, was Draco mir in der Nacht von der Quidditchweltmeisterschaft im Wald gesagt hatte. Was hatte er damit gemeint, die Todesser wären wegen mir gekommen? Sie wollten mich töten, hatte er gesagt. Aber wieso? Weil ich Harrys Schwester war? Und wenn sie mich töten würden... dann wäre das eine Art Botschaft an Harry, dass er schon lange nicht mehr sicher war.

Ich atmete schwer aus und sah meinen Bruder an. Er saß vor mir auf dem Boden und polierte angestrengt seinen Feuerblitz. Räuspernd richtete ich mich auf, beobachtete ihn und fragte mich, ob seine Narbe möglicherweise wieder wehgetan hat. Trotzdem wollte ich ihn nicht danach fragen, und so wickelte ich mich einfach fest in die Decke ein und starrte in das Feuer im Kamin. Nach wenigen Sekunden flogen meine Gedanken wieder zu Malfoy zurück. Er hatte mich beim Vornamen genannt, obwohl wir eigentlich Erzfeinde sein müssten. Eigentlich. Was war der Grund dafür?

„Rachel?"
Mein Kopf schnellte herum und ich bemerkte, dass Ron mich ansah. „Ja?", fragte ich.
„Wir gehen nach oben", sagte er und warf einen Blick zu seiner Mutter, „Ob wir beim Packen auch nichts vergessen haben."
„Oh", machte ich. „Ja, klar." Dann stand ich auf und legte die Decke zurück auf den Sessel. Ich folgte dem Rothaarigen nach oben, er ging in sein Zimmer, in dem schon Harry war und ich ließ mich auf mein Matratzenlager in Ginnys Zimmer fallen, auf dem auch noch Hermine schlief. „Über was redet ihr?", fragte ich und sah meiner besten Freundin dabei zu, wie sie noch einmal ihren Koffer durchging, während Ginny auf ihrem Bett saß und eine Liste von Hogwarts in der Hand hatte. Sie antwortete: „Warum auf Hermines Liste steht, dass sie ein festliches Abendkleid braucht und auf meiner nicht... Zeig mal deine her."
„Ich würde sie dir ja geben, wenn ich wüsste wo sie ist. Aber ich habe auch ein Kleid gebraucht – wobei mir einfällt, dass ich keins gekauft habe."
„Dafür hast du dir Honig gekauft."
„Wo ist sie überhaupt?", fragte ich und setzte mich wieder gerade auf. Honig war eine kleine grau weiß schwarz gescheckte Katze mit treuen, tiefblauen Augen. Ich hatte sie mir in der Winkelgasse gekauft, als ich allein mit Mrs Weasley und Hermine dort war, um die Schulsachen für uns zu besorgen.
„Eben war sie noch unten, aber ich glaube sie ist mit Fred und George hoch.", sagte Hermine, die ihren Koffer wieder geschlossen hatte und sich nun neben mich auf die Matratze sinken ließ.
Ich stand auf. „Ich gehe sie holen."

Honig hatte es sich in Freds Koffer gemütlich gemacht (der ein einziges Durcheinander war) und ich musste sie erstmal aus einer Socke befreien, bevor ich das Zimmer der Zwillinge wieder verlassen konnte und die zwei sich blitzartig erneut über ein Stück Pergament gebeugt hatten. Bestimmt heckten sie irgendwas aus und ich würde sie morgen im Hogwarts-Express danach fragen, denn schließlich war ich diejenige gewesen, die die letzten zwei Würgzungen-Toffees vor Mrs Weasleys Entsorgungstechniken bewahrt hatte.

Am nächsten Morgen lag düstere Stimmung in der Luft, denn nun waren die Sommerferien endgültig vorbei und das vierte Schuljahr begann. Der Regen, der noch immer gegen die Fensterscheiben klatschte, weckte mich sehr früh und egal wie oft ich versuchte noch ein paar kostbare Stunden Schlaf zu bekommen, klappte es nicht und so stand ich auf. Honig hatte in meinen Armen geschlafen und ich legte sie nun vorsichtig zu Hermine, die noch schlief. Ich zog aus meinem (zugegeben großen) Koffer eine schwarze Hose und ein rotes Sweatshirt, das ich schnell anzog. Normalerweise zogen wir erst im Zug unsere Schuluniformen an. Danach schlich ich leise aus dem Fuchsbau und setzte mich in den Hinterhof der Weasleys. Ich wollte den Sonnenaufgang sehen.

Nach einiger Zeit (mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen), es musste ungefähr 8 Uhr sein, hörte ich wie die Hintertür auf und wieder zuging. „Hier bist du! Wir haben dich schon überall gesucht!" Es war Fred. Ich lächelte. „Jetzt hast du mich ja gefunden. Gibt's Frühstück?"
Er nickte und ich folgte ihm nach drinnen in die Küche, wo es nach frischem Toast und warmer Schokolade roch. Hermine und Ginny waren noch nicht da, aber mein Bruder, Ron und George saßen bereits am Tisch. Fred, hinter mir, drängelte sich an mir vorbei und schnappte sich im Gehen eine Scheibe Toast.
„Schon so früh auf, Rachel?", fragte mein Bruder und hielt mir ein Toast hin, das mit Marmelade bestrichen war.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt