Die Narbe

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Ein Blitz. Grünes Licht. Unerträgliche Schmerzen. Tiefste Dunkelheit. Ich wurde immer weiter nach unten gezogen und konnte der erdrückenden Stille nicht entkommen. In meinem Herzen loderte ein Feuer und verbrannte mich. Ich wollte schreien, weinen, den Schmerzen entgehen, doch es kam kein Laut aus meiner Kehle und keinen Finger konnte ich rühren.
Und dann – in der erdrosselnden Stille – hörte ich das stetige Schlagen meines Herzens. War ich nicht tot? Hatte Voldemort mich nicht getötet?
Ich schlug meine Augen auf. Um mich herum war alles weiß. War ich doch tot? Hatte ich die Schmerzen nicht überstanden? Langsam gewöhnten sich meine Augen an das blendende Licht. Ich blinzelte noch ein paar Mal, dann konnte ich erkennen, dass ich einen Raum mit mehreren Reihen weißen Betten lag; ich musste im Krankenflügel sein.

"Rachel?", fragte jemand und ich wandte meinen schmerzenden Kopf. Mrs Weasley saß zwischen dem Bett, auf dem ich lag, und einem anderen. Neben ihr erkannte ich Fred, der mich besorgt musterte.
Doch mein erster Gedanke war mein Bruder.
"Harry", brachte ich mit gebrochener Stimme hervor. Mein Hals kratzte.
Leise stand Mrs Weasley auf und drückte mich mit sanfter Gewalt zurück auf mein Bett.
"Nein, nein", keuchte ich. "Wo ist mein Bruder?"
"Er liegt direkt neben dir, mach dir keine Sorgen. Es geht ihm gut, aber ihr braucht dringend Schlaf", erklärte sie. "Harry und du habt in dieser Nacht viel durchgemacht."

"Was – Was ist passiert?"
Neben Fred, der von seinem Stuhl aufgestanden war, sich neben mich auf das Bett gesetzt hatte und mich nun weiter mit betrübtem Blick ansah, tauchten Ron, Hermine und Bill auf.
"Bitte sagt mir was passiert ist", flehte ich und sah sie an.
Hermine hatte Tränen in den Augen, Ron vermied es meinem Blick zu begegnen.
"Hier, nimm noch einmal von deinem Trank", meinte Mrs Weasley, ohne auf meine Frage einzugehen, doch ich verweigerte es aus der Schale zu trinken, die sie mir hinhielt.
Unter Schmerzen setzte ich mich auf und erkannte einen großen, schwarzen Hund, der neben dem Bett meines Bruders saß und mich besorgt ansah. Sirius.

Ein Stich in der Nähe meines Herzen ließ mich zusammenzucken, bevor ich etwas zu Sirius sagen konnte. Keuchend ließ ich einen leisen Schmerzensschrei erklingen und fasste mir ans Herz.
Nun schluchzte Hermine.
"Könnte mir bitte jemand sagen, was passiert ist!", bettelte ich. Mir stiegen Tränen in die Augen, vor Schmerzen oder vor Trauer, ich wusste es nicht.
Vor mir erschien Madam Pomfrey, die mich anherrschte mich wieder hinzulegen, doch sie wurde von den lauten Stimmen McGonagalls und des Ministers unterbrochen.

"Sie hätten es niemals ins Schloss bringen dürfen! Wenn das Dumbledore erfährt –", rief die Lehrerin. Die Tür zum Krankenflügel flog auf und mein Bruder schreckte hoch. Herein kam der Zaubereiminister Cornelius Fudge, gefolgt von Professor McGonagall und Snape.
"Wo ist Dumbledore?", fragte er barsch.
"Er ist nicht hier", sprach Madam Pomfrey erzürnt. "Das ist schließlich ein Krankensaal, Minister."
Die Tür öffnete sich erneut und Dumbledore trat ein. Kurz ließ er seinen Blick über mich und Harry gleiten, der sich mittlerweile wieder seine Brille angezogen hatte und sich genau wie ich in seinem Bett aufgesetzt hatte.
"Was ist passiert?", fragte Dumbledore scharf und sah abwechselnd von Fudge zu McGonagall.
"Als wir Fudge mitteilten, dass wir den Todesser gefangen hätten, der für die Geschehnisse in dieser Nacht verantwortlich war, glaubte er wohl, dass seine Sicherheit gefährdet sei. Er bestand darauf einen Dementor mitzunehmen. Er brachte ihn in das Büro, wo wir Barty Crouch festhielten", erklärte Snape.
McGonagalls Wangen zierten hektische rote Flecken, als sie rief: "Dieses Ding hat sich sofort auf ihn gestürzt und – und –"
Ich verstand gar nichts mehr. "Barty Crouch?", fragte ich verständnislos. "Wieso wurde Mr Crouch festgehalten?"
"Du vergisst, dass Barty Crouch tot ist, Rachel", sagte Dumbledore und trat auf mich zu. "Sein Sohn ist der Todesser, der für all die schrecklichen Dinge, die passiert sind, verantwortlich ist."
Ich öffnete meinen Mund, um weitere Fragen zu stellen, doch der Schulleiter hob die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Fudge.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt