Die Prüfungen

103 9 1
                                    

Die Freude über den Pokalsieg der Gryffindors verflog schnell, da die ZAG-Prüfungen unmittelbar bevorstanden. Die Lehrer wiederholten nun innerhalb von wenigen Stunden die Themen, von denen sie glaubten, dass sie am wahrscheinlichsten in den Prüfungen drankämen. Oft blieb ich bis spät in die Nacht auf, um mich durch meine Mitschriften von fünf Schuljahren zu arbeiten. Mir platzte bald der Kopf von den vielen Zaubersprüchen, Sternenkonstellationen und Zaubertrankzutaten.

In einer Verwandlungsstunde teilte Professor McGonagall uns die genauen Termine der Prüfungen mit und erklärte, dass sich die ZAGs auf zwei Wochen verteilen würden. In jedem Fach gab es eine theoretische und eine praktische Prüfung. Außerdem warnte sie uns, dass die Prüfungspergamente magisch gegen Betrugsversuche abgesichert waren und es nicht gestattet war, Glückszaubertränke zu benutzen.

Mittlerweile traf ich regelmäßig auf Draco und wir verabredeten gemeinsame Zeiten, um in der Bibliothek zu lernen. Manchmal schafften wir es, uns hinter einem verwaisten Regal zu treffen, damit keiner von unseren Freunden uns sah. Während des Unterrichts spürte ich immer seine Blicke auf mir, die mir ein wohliges Kribbeln den Rücken hinunterjagten. Wenn ich ihm auf den Gang begegnete, warf ich ihm ein Lächeln zu, und wann immer Draco mich alleine vorfand, gab er mir einen flüchtigen Kuss.

Unsere erste Prüfung, Theorie der Zauberkunst, war für einen Montagmorgen angesetzt. Während des Frühstücks bekam ich kaum etwas runter und musste mich zusammenreißen, um nicht über meinen Notizen einzunicken. Als die anderen Schüler zu ihrem Unterricht gingen, mussten die Fünftklässler vor der Großen Halle warten. Mit zitternden Händen ging ich in Gedanken erneut alles durch, was ich gelernt hatte, bis wir gebeten wurden, wieder in die Große Halle zu kommen. Die Haustische waren verschwunden, stattdessen standen nun viele kleine Tische in Reihen hintereinander. Ich setzte mich neben Hermine, die mir einen nervösen Blick zuwarf.

Professor McGonagall, die am Lehrertisch stand, ein Stapel Ersatzfedern neben ihr, kippte mit einem Schwung ihres Zauberstabs ein großes Stundenglas um und sagte: „Sie können anfangen."

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das Prüfungsblatt vor mir umdrehte und auf die Fragen starrte. Nicht nur einmal bekam ich Panik, da ich die Antwort nicht auf Anhieb wusste, doch als ich nach zwei Stunden die Große Halle verließ, hatte ich ein gutes Gefühl. 

„Nun, war doch nicht allzu schlimm, oder?", fragte Hermine, die mit besorgtem Gesichtsausdruck die Fragen auf ihrem Prüfungsblatt durchging. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich beim Aufheiterungszauber alles hingeschrieben habe, was die Prüfer verlangen, aber ich hatte einfach keine Zeit mehr. Wie lief es bei euch?"

„Ich denke, es war ganz gut", antwortete ich. „Hauptsache ich bestehe."

„Der Meinung bin ich auch", sagte Ron und fuhr sich durch die Haare, offensichtlich erleichtert, dass die erste Prüfung rum war. 

„Aber bei Frage dreiundzwanzig –", setzte Hermine an, aber Ron unterbrach sie: „Das hatten wir doch schon ... wir kauen hinterher nicht noch mal jede Prüfung durch, okay?"

Sie verdrehte die Augen und steckte schließlich das Prüfungsblatt weg. Am Nachmittag erwartete uns die praktische Prüfung in Zauberkunst. Nach dem Mittagessen mussten wir in der kleinen Kammer neben der Großen Halle warten, bis wir in kleinen Schülergruppen aufgerufen wurden. Nach ungefähr zwanzig Minuten betrat Professor Flitwick die Kammer und rief: „Patil, Padma – Patil, Parvati – Potter, Harry – Potter, Rachel."

„Viel Glück", murmelte Ron und klopfte meinem Bruder auf den Rücken. 

In der Großen Halle wurde ich von Professor Flitwick an eine ältere, streng wirkende Prüferin verwiesen, die sich jedoch als sehr freundlich entpuppte. Am Tisch neben mir wurde gerade Draco geprüft, der seine Sache jedoch ziemlich gut erledigte. Sobald er seine Prüfung beendet hatte, zwinkerte er mir zu und verließ dann die Große Halle. Meine Prüferin lächelte mir aufmunternd zu und forderte mich dann auf, die Teetasse, die vor ihr stand, unbeschadet schweben zu lassen und dann wieder auf den Tisch zu stellen. Alles in allem lief es ziemlich ordentlich, jedoch hatte ich beim Wachstumszauber einer Schnecke den Zauberstab ein wenig zu heftig geschwungen und die Schnecke hatte ungefähr die Größe eines Pferds angenommen, ehe ich wieder die Kontrolle darüber übernehmen konnte. 

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt