Tick, Tack

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"Wieso trägst du einen Hufflepuff-Schal?"
Ich schreckte auf, meine Hände wanderten automatisch hoch, um den Schal abzunehmen. Es war nun erst einen Tag her seit Cedric mich zum Weihnachtsball eingeladen hatte und die Ferien rückten näher. Ich kam gerade von draußen, wo ich mir mit ihm eine ordentliche Schneeballschlacht geliefert hatte, und wollte mich nun im Gemeinschaftsraum der Gryffindors aufwärmen.

Ron und Harry sahen mich neugierig an, woraufhin ich mich auf einen Sessel neben ihnen fläzte. Den nassen Mantel warf ich über die Lehne, der Schal folgte ihm. "Ich wollte ihn eigentlich Cedric zurückgeben."
Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich, dass Ron meinem Bruder einen vorsichtigen Blick von der Seite zuwarf, doch er bewahrte seine steinerne Miene bei. Nur seine Feder kratzte ungewöhnlich laut über das Pergament hinweg. Ein kleines Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, das ich schnell versteckte, als Ron sich mir zuwandte.

"Harry und ich brauchen immer noch eine Tanzpartnerin", erklärte er und räusperte sich. "Hast du noch ein paar Namen für uns?"
"Die Maulende Myrte?", fragte ich und bemühte mich ernst zu bleiben, doch schon kurz darauf brach ich ein prustendes Gelächter aus. Mein Bruder, sowie sein bester Freund, stierten mich wütend an.
"Tut mir leid.", sagte ich grinsend, klang aber überhaupt nicht danach.

"Ich habe gehört, dass Mary Pop – äh, Pepperfield – noch frei ist", meinte ich schließlich. In den Augen der Jungs keimte Hoffnung auf.
Harry fragte als erster. "Was ist ihr Fehler?"
"Sie ...", ich suchte nach dem richtigen Wort, "Sie steht einzig und allein auf Dean. Solange sie noch denkt, dass sie mit ihm auf den Ball gehen könnte, habt ihr keine Chancen bei ihr."

"Adriana White?"
"Vergeben."
Ron überlegte kurz. "Lillian Carter?"
"Selbst die Drittklässlerinnen aus Slytherin würden nicht mit euch zum Ball gehen, Jungs."
"Wo sie Recht hat, hat sie Recht", murmelte Harry. "Eve Midgeon?"
"Sie ist die Zwillingsschwester von Eloise Midgeon – und niemand will mit einem Mädchen tanzen, das wie Eloise Midgeon aussieht."
"Dann bleibt wohl doch nur Myrte", stellte Ron trübselig fest.

Ich hatte für ein paar Minuten meine Ruhe und wäre beinahe auf dem Sessel eingeschlafen, als Hermine in Begleitung von Fred und George in den Gemeinschaftsraum reingeschneit kam. "Na, hast du Cho gefragt, Harry?"
Interessiert schlug ich meine Augen auf und setzte mich so hin, dass ich alle genau beobachten hatte. Ron, der überraschenderweise schnell in ein Buch sah. Hermine, die ihn keines Blickes würdigte. Harry, der bei dieser Frage errötete. Fred und George, die mich keines Blickes würdigten.
"Wie steht's mit dir, Rachel?", wandte Hermine sich nun mir zu und ich sah sie an. "Hast du mittlerweile eine Begleitung?"

"Ähm", machte ich. Fred und George gaben auf und sahen mich nun doch an. Ich hatte noch keinem von diesen Personen, meinen Freunden, erzählt mit wem ich den Abend des Weihnachtsballs verbringen würde. Anscheinend war der Zeitpunkt dafür jetzt da. "Ich gehe mit Cedric Diggory."

Hermine warf mir einen streng räsonierenden Blick zu, der dem von McGonagall um nichts nachstand. Ron und Harry waren sämtliche Gesichtszüge entglitten, während Fred und George ihre mehr schlecht als recht beisammen hielten. "Können wir kurz reden, Rachel?", fragte Hermine und ehe ich antworten konnte, packte sie mich am Arm und zog mich hoch in unseren Schlafsaal.
"Wieso, Rachel?", sagte Hermine schneidend und achtete nicht darauf, dass Parvati und Lavender im Raum waren. "Wieso gehst du mit Diggory zum Ball?" – Die beiden quietschten interessiert auf – "Dir ist doch klar, dass dein Getue Harry schon lange nicht mehr ärgert, oder?"
"Merlin, Hermine! Jetzt halt mal die Luft an!", unterbrach ich sie barsch und riss mich aus ihrem Griff los. "Denkst du, ich habe das geplant? Ich hatte keine andere Wahl! Herrgott, verschwindet doch mal!"
Lavender und Parvati, die ihre Ausgabe der Hexenwoche beiseite geschoben hatten, um Hermines und meiner Diskussion zu folgen, warfen mir einen empörten Blick zu, bevor sie den Schlafsaal verließen.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt