Weihnachten auf der geschlossenen Station

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Während der nächsten Tage herrschte eine harmonische Stimmung im Hauptquartier des Ordens, vor allem, da Hermine zusammen mit Ginny und Ron meinem Bruder ein wenig Verstand eingeflößt hatte. Harry schien nun wieder ganz der Alte zu sein und so schmückten wir das Haus von oben bis unten; selbst die ausgestopften Elfenköpfe entlang der Treppe trugen falsche Bärte und Nikolaushüte. Im Salon stand ein großer Weihnachtsbaum, der mit echten Feen geschmückt war, und verdeckte einen Großteil des Familienstammbaums der Blacks.

Als ich geholfen hatte den Baum festlich zu schmücken, hatte ich mich nicht davon losreißen können und verfolgte die Stammlinien so lange, bis ich auf Draco Malfoy traf. Seine Tante war Bellatrix Lestange, die Cousine von Sirius. Ich war lange in Gedanken bei Draco, tat vor den anderen jedoch normal und summte sogar ein paar Weihnachtslieder mit. Draco und ich hatten seit meiner Abreise keinen Kontakt mehr gehabt und mir wollte dieser verfluchte Kuss auf dem Bahnsteig in Hogsmeade nicht aus dem Kopf gehen.

Ich wusste, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, vor allem nun, da der Orden ein Auge auf mich hatte. Wenn ich bei Draco war, dann war ich anders und ich konnte mir selbst nicht sicher sein, ob ich ihm nicht aus Versehen etwas verraten würde. Sein Vater war schließlich ein Todesser, das hatte ich mit eigenen Augen gesehen. Natürlich vertraute ich Draco nicht vollkommen, aber trotzdem musste niemand von meiner Verbindung mit ihm wissen.

Wenn ich wieder in Hogwarts wäre, dann würde ich auf Snape Acht geben und in den Zaubertrankstunden würde ich mich nun noch mehr zurückhalten müssen. Keine Treffen mit Draco in der Bibliothek, kein Kontakt außer beim gemeinsamen Patrouillieren der Gänge. Hierbei ging es nicht um mich, es ging um die Loyalität zu meinem Bruder und zum Orden. Und wenn ich dies eben nur beweisen konnte, indem ich dem Slytherin den Rücken kehrte, dann würde ich dies tun.

Als ich am Weihnachtsmorgen aufwachte, strahlte Hermine mich an und wünschte mir "Frohe Weihnachten".

"Frohe Weihnachten", sagte ich und beäugte fröhlich den kleinen Stapel Geschenke am Fußende meines Bettes. Langsam arbeitete ich mich durch meine Geschenke. Hermine schenkte mir einen magischen Hausaufgabenplaner, der, wenn man ihn aufschlug, schlaue Sprüche klopfte wie "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!". Von Ron bekamen Hermine und ich jeweils ein Parfum, das eine starke blumige Note hatte. Harry schenkte mir ein Haufen Schokolade und ein Buch über Flüche, das ich interessiert durchblätterte. Von Mr und Mrs Weasley bekam ich den üblichen Pullover, den ich auch sogleich anzog. Fred und George schenkten mir eine riesige Packung ihrer Scherzartikel, mit denen ich schon Pläne für Umbridge und Snape schmiedete. Dann entdeckte ich am Boden der Schachtel noch eine kleinere Box, die ein schlichtes, silbernes Armband enthielt, welches die Initialen  R F G eingraviert hatte. Ich lächelte und stülpte das Armband über mein Handgelenk. Es passte perfekt.

Sirius' Geschenk war in einer kleinen Box verstaut, die ich langsam öffnete. Zum Vorschein kam ein verzierter, alter Bilderrahmen mit einem Foto, das meine Eltern und mich als Baby zeigte. Lily und James winkten fröhlich in die Kamera und es war, als würden sie mich direkt ansehen.
Ich stellte das Bild auf meinen Nachttisch und ging zu meinem Koffer. Während ich auf einem Schokofrosch von Harry herumkaute, suchte ich nach der Kette, die Sirius mir im vergangenen Jahr geschenkt hatte. Tatsächlich lag das zerdrückte Päckchen mit dem Brief und der Kette noch immer in den Tiefen meines Koffers. Ich nahm die Kette mit der kristallenen Schneeflocke als Anhänger und hing sie mir um den Hals.

Hermine und ich machten uns zusammen auf den Weg zu Harry und Ron, die ebenfalls schon ihre Geschenke ausgepackt hatten. Wir wünschten einander fröhliche Weihnachten und bedankten uns für die Geschenke. Nach einiger Zeit apparierten Fred und George mit einem lauten Knall mitten in den Raum hinein, sodass Hermine vor Schreck aufschrie.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt