Zwischen den Zweilen

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Harry kam erst am nächsten Morgen beim Frühstück dazu mir zu erzählen, was nach meinem Verschwinden in Zaubertränke vorgefallen war, da ich mich beim Abendessen nicht hatte blicken lassen. Schließlich wusste nun die ganze Schule, dass ich in den Genuss gekommen war Wellhornschneckenschleim in meinen Haaren zu haben.
"Weißt du, Harry, ich habe wirklich dringendere Probleme als diese Sache zwischen Karkaroff und Snape", sagte ich matt und zog den Haferbrei zu mir heran. "Vielleicht waren sie einfach mal ein schwules Pärchen."
Er sah mich unbeeindruckt an. "Und das ist auch der Grund, warum Karkaroff Snape etwas auf seinem linken Arm gezeigt hat?"
"Ein Liebestattoo?" Ich zuckte mit den Schultern.

Mein Bruder seufzte und drückte mit Daumen und Zeigefinger gegen seinen Nasenrücken. "Und wieso sagt er dann, dass es 'noch nie so deutlich war'?"
"Was weiß ich. Es gibt bestimmt Zaubertattoos und wenn die Liebe wieder stärker wird, dann wird auch das Tattoo stärker oder so ein Mist", erwiderte ich arglos.
"Rachel", sagte er und verzog das Gesicht.
"Du hast damit angefangen!

"Was hast du denn für dringendere Probleme?", fauchte Harry, um ein neues Thema anzuschneiden.
Ich verdrehte genervt die Augen. "Zum Beispiel, dass ich mir immer noch schleimig vorkomme!"
"Ich habe Schnecken ausgekotzt , also beschwer dich nicht", sagte Ron, der neben Harry und mir aufgetaucht war. Hermine trottete gut gelaunt hinter ihm her.
"Meint ihr, Seidenschnabel ist noch bei Sirius?"
"Er muss ja mit irgendetwas fliehen, oder?", murmelte ich. Mein Bruder warf mir einen zornigen Blick zu. "War doch nur ein Scherz", fügte ich hinzu.

Um die Mittagszeit gingen wir aus dem Schloss, hinaus in das noch schwache Sonnenlicht. Es war der bisher mildeste Tag des Jahres und als wir nach einem schnellen Marsch in Hogsmeade angekommen waren, zogen wir unsere Umhänge aus und warfen sie uns über die Schultern. Zuerst wollten Harry, Hermine und Ron in den Besenknecht gehen, aber ich lehnte ab und besuchte stattdessen mit Fred und George Zonkos Scherzartikelladen , wo ich mich jedoch ebenfalls nicht lange aufhielt und schon zu Derwisch und Banges vorging, um dort auf meinen Bruder, Ron und Hermine zu warten. Ich sah mich schnell um, aber nirgends konnte ich einen Mann, der meinem Paten ähnlich sah, oder einen Hund entdecken. Kurz darauf kam auch schon das goldenen Trio und zu viert gingen wir die gewundene Straße entlang, die aus Hogsmeade hinausführte- Hier gab es nur vereinzelte Landhäuser mit großen Gärten, die ein wenig verloren in der Gegend herumstanden. Zunächst führte die Straße auf einen Berg zu, doch dann folgte eine Biegung und am Ende der Straße konnte man nun ein Gatter erkennen. Dort wartete, die Vorderpfoten auf der obersten Stange, ein sehr großer, zottiger schwarzer Hund, der einen Packen Zeitungen im Maul trug. Als er uns erblickte, wedelte er mit dem Schwanz, dann fiel sein Blick auf mich. Seine dunklen Augen bohrten sich in meine, doch ich hatte keine Probleme diesem standzuhalten. 

"Hallo, Sirius", begrüßte ihn Harry, der in seiner Tasche Essen für Sirius dabei hatte. Dieser schnüffelte kurz daran, wedelte kurz und trottete dann über das struppige Grasland davon, das bis zum Fuß des Berges reichte. Hermine, Ron, Harry und ich kletterten der Reihe nach über das Gatter. Wir folgten dem Hund bis zum Berg, ab wo wir unter Anstrengungen einen gewundenen steinigen Pfad emporkletterten. Sirius lief vor uns her, bis er plötzlich verschwand.

Ich bildete das Schlusslicht, als wir ihm hinterherliefen und einen schmalen Spalt im grauen Fels entdeckten. Nachdem Harry, Hermine und Ron sich durchgedrängt hatten, folgte ich ihnen und stand in einer kühlen, schwach erleuchteten Höhle. Hinten stand Seidenschnabel, angeleint an einen großen Stein. Seine wilden Augen blitzten auf, als er uns erkannte. Wir verbeugten uns tief vor dem halb Pferd, halb Adler, und nachdem er uns lange gemustert hatte, knickte er die schuppigen Vorderbeine ein und erlaubte es Hermine und mir kurz hinüberzugehen und seinen fedrigen Hals zu streicheln. Jedoch wandte ich mich wieder um und sah direkt in Sirius' Augen, der sich zurück in einen Menschen verwandelt hatte.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt