Das große Spiel

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Vier Wochen vor Ende der Sommerferien wachte ich nicht im Wool's Waisenhaus auf, sondern im mehrstöckigen Haus der Familie Weasley, dem Fuchsbau. Dort war alles krumm und schief, doch obwohl der Fuchsbau skurril und voller magischer Dinge war, fühlte ich mich dort recht wohl. Hogwarts war unangefochten das Zuhause, das ich nie hatte, doch der Fuchsbau war auf jeden Fall besser als das Waisenhaus.

Als ich später angezogen die Treppen herunterging, empfingen mich schon Fred und George, die miteinander flüsterten und mich dann grinsend ansahen. Misstrauisch blickte ich zurück. "Was habt ihr ausgeheckt?"

„Ach nichts", begann George. Fred beendete den Satz: „Nur eine kleine Überraschung für deinen dämlichen Cousin."

„Dudley? Ach bitte, Jungs, der ist zu blöd für eure Streiche", sagte ich und zog spöttisch eine Augenbraue hoch. Ich war meinem Cousin zwar noch nie begegnet, genauso wenig, wie meinem Onkel oder meiner Tante, aber Harrys Erzählungen nach, konnte ich froh darüber sein.

Molly Weasley saß noch in der Küche, als ich diese betrat. „Oh, gut, Rachel, Schätzchen. Endlich bist du wach."

Sie tat mir ein Spiegelei und etliche Toastscheiben auf einen Teller und ich sagte: „Danke, Mrs Weasley", obwohl ich gar keinen Hunger hatte. Plötzlich ließ sich Hermine neben mich fallen. „Harry kommt doch heute, oder?"

Ich nickte nur und nahm einen Bissen von Toast. Mein Bruder und ich waren am Ende vom 3. Schuljahr nicht besonders gut auseinandergegangen, da wir leicht unterschiedliche Ansichten über Sirius hatten. Ich wusste nicht woran es lag, aber Sirius gehörte nicht zu mir. Nicht er und auch nicht Harry konnten das klaffende Loch in meinem Herzen schließen. Manchmal fragte ich mich, wie es wäre, wenn ich mit meinen Eltern aufgewachsen wäre...

Hermine stieß mich mit dem Ellenbogen an. „Komm schon, Rachel. Jetzt sei nicht so ein Miesepeter! Morgen ist die Quidditchweltmeisterschaft!"

„Wie kann es sein, dass du dich auf die Weltmeisterschaft freust, wenn ich es nicht einmal tue!", erwiderte ich bloß und schob den noch halbvollen Teller von mir weg.

Als mich Mrs Weasley am nächsten Morgen weckte, kam es mir vor als hätte ich noch gar nicht richtig geschlafen. „Das kommt dir nicht nur so vor", murmelte Ginny, während ich mich rücklings wieder ins Bett fallen ließ. Jedoch wurden mir nicht einmal weitere fünf Minuten gegönnt, denn Hermine, die schon vollständig angezogen dastand und mir meine Kleider für die Quidditchweltmeisterschaft hinhielt, bestand darauf, dass ich aufstand.

Mürrisch nahm ich sie entgegen und zog meinen Schlafanzug aus. Nachdem auch Ginny sich überwunden hatte um diese ungnädige Uhrzeit aufzustehen, folgten wir Mrs Weasley hinunter in die Küche des Fuchsbaus, in der schon Fred, George, Ron und Harry saßen. Am Kopfende des Tisches erkannte ich Mr Weasley, auch wenn er einen merkwürdigen Pullunder trug, untypische Kleidung für einen Zauberer.

„Wieso müssen wir so früh aufstehen?", meinte Ginny und rieb sich über die Augen, während ich mich auf einen freien Stuhl fallen ließ und ein sarkastisches „Morgen, Bruderherz" zu Harry hinüber warf. Dieser sprach kein Wort mit mir, seit er gestern Nachmittag hier angekommen war und wir wieder auf Sirius zu sprechen gekommen waren.

„Oder ignorier mich, das finde ich auch total kindisch", fügte ich leise hinzu, als sich Hermine neben mich setzte. Mrs Weasley stellte uns jeweils eine Schüssel Haferbrei unter die Nasen und da mein Magen laut knurrte, war meine Schüssel schnell leer.

Beinahe wäre ich wieder eingenickt und hätte mein Haare, die mir mittlerweile bis zu den Schulterblättern reichten, im Haferbrei getaucht, wenn Mrs Weasley nicht so rasend den Zwillingen ihre ganzen Würgzungen-Toffees abgenommen hätte und alle aufgeschreckt waren.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt