Die Dunkelheit erhebt sich

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Hermine begleitete mich zum Krankenflügel und übergab mich dann Madam Pomfrey, die, wie es den Anschein hatte, nur auf die ersten Verletzten des Quidditchspieles gewartet hatte. Während sie meine gebrochene Nase wieder richtete und das Blut aus meiner Kleidung entfernte, fragte sie nach, wie es mir passieren konnte, meine Nase zu brechen, obwohl ich gar kein Quidditch spielte. Da ich mir nicht sicher war, was ich darauf antworten sollte, erzählte ich ihr einfach, dass mich ein Klatscher getroffen hätte.

Nachdem ich Madam Pomfrey versichert hatte, von nun an aufzupassen, durfte ich wieder gehen. Hermine hatte vor der großen Holztür des Krankenflügels auf mich gewartet und kam nun auf mich zu. "Alles gut?"

"Ja", sagte ich und grinste ihr zu. "Wie seh ich aus?"

"Hübsch wie eh und je", antwortete sie, während wir uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum machten.

Wir unterhielten uns über das Spiel und führten eine hitzige Diskussion über das Lied der Slytherins.

"Das war unter aller Würde!", meinte Hermine. "Ron tut mir wirklich leid."

"Wem sagst du das. So ein Lied hätte jeden fertig gemacht."

"Ich hoffe, es geht ihm gut", murmelte Hermine und ich überlegte, ob es vielleicht der richtige Augenblick war, um etwas Aufmunterndes zu sagen, doch ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, wurden wir von einer lauten Stimme aufgehalten, die "Potter!" rief.

Abrupt drehte ich mich um und erkannte, dass Malfoy derjenige war, der nach mir rief. Ich verdrehte die Augen und stöhnte genervt auf.

"Lass uns weitergehen", sagte ich zu Hermine, packte sie am Arm und zog sie weiter den Gang entlang.

Hinter uns erklangen noch immer Malfoys schnelle Schritte und schon bald hatte er uns eingeholt.

Ein wenig außer Atem kam er vor mir zum Stehen, ohne Hermine zu beachten. Ich trat ein Schritt zurück und zog überheblich die Augenbrauen hoch. "Was willst du denn?"

Malfoy musterte mein Gesicht, als würde er nach etwas suchen, und meinte dann mit beiläufigem Ton: "Ich würde gerne mit dir reden. Allein."

Nun sah er das erste Mal rüber zu Hermine, die seinem Blick mit vor Wut (oder auch Abscheu) geblähten Nasenflügeln standhielt. Ich wollte sagen, dass, was auch immer er mir mitteilen wollte, könnte er auch vor Hermine sagen, jedoch machte mein Mund mal wieder was er wollte. Ehe ich mich selbst unterbrechen konnte, sagte ich an Hermine gewandt: "Geh doch schon mal vor, okay?"

"Bist du dir sicher?", fragte sie leise. Ich nickte nur knapp, dann bog sie auch schon um die nächste Ecke und ließ mich mit Malfoy allein.

"Also", sagte ich, "was willst du?"

"Ich wollte mich ... entschuldigen." Er nahm tief Luft, als würden ihn seine nächsten Worte sehr viel Überwindung kosten. "Es tut mir leid... Ich wollte deine Nase nicht brechen, eigentlich wollte ich dich gar nicht verletzen, sondern –"

"Sondern meinen Bruder, ja, ich weiß."

Malfoy strich sich eine lockere Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte mir dann direkt in die Augen. Es machte mich nervös, wenn er mich so ansah, als würde er genau wissen, was ich in diesem Moment dachte.

"Deine Nase sieht aber so schön aus wie vorher", sagte Malfoy nun und wandte den Blick noch immer nicht ab.

Ich konnte nicht anders, als abfällig zu schnauben. "Danke. Ich nehme an, du schuldest mir jetzt einen Gefallen."
Es sträubte sich mir, ihn jetzt danach zu fragen, aber die Gefahr, dass Umbridge tatsächlich die Wahrheit herausfand, war zu groß.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt