Das St.-Mungo-Hospital

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Der Himmel war von stürmischen, grauen Wolken bedeckt und um uns herum rieselte unaufhörlich der Schnee auf den Boden. Hermine und ich standen am Bahnsteig in Hogsmeade und warteten darauf, dass unser Gepäck verladen werden konnte. Wir beide zitterten aufgrund der Kälte und hatten es eilig, in den warmen Zug zu steigen. Hermine stieg bereits ein, um uns ein Abteil zu sichern, und ich stand noch immer in der Kälte und passte auf unsere Koffer auf.
Plötzlich legte jemand seine Hand auf meine Schulter und ich fuhr erschrocken herum. Draco stand hinter mir und lächelte ein wenig.

"Hey", sagte er. "Ich dachte, du wolltest die Ferien über in Hogwarts bleiben?"

"Ähm – meine Pläne haben sich geändert, offensichtlich", erwiderte ich. Seit dem Kuss am Mittwoch hatte ich nicht mit Draco gesprochen. Ich hatte genügend Zeit gehabt, mir zu überlegen, was ich denn sagen solle, wenn ich das nächste Mal auf ihn treffe, doch nun, da er vor mir stand, war mein Mund komplett ausgetrocknet.

Malfoy zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. "Was ist denn passiert?"

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das erzählen darf", seufzte ich und drehte mich Hermines und meinem Gepäck wieder zu.
Draco stellte sich neben mich und wirkte nun noch interessierter. Doch ehe er erneut nachfragen konnte, nahm der Lokführer die Koffer entgegen und ich wollte erleichtert in den Zug einsteigen.

"Warte", hielt Draco mich auf, nahm mich am Handgelenk und zog mich hinter einen Pfeiler. Ich sah zu ihm hoch und musste feststellen, dass sein Gesicht einen sehr besorgten Ausdruck angenommen hatte. "Was ist passiert, Rachel?"

"Ich kann es dir wirklich nicht erzählen."

"Warum nicht?", fragte er und stützte sich neben meinem Kopf am Pfeiler ab. "Vertraust du mir nicht?"

Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme. "Gib mir einen guten Grund und ich sage dir, was passiert ist."

Draco schien zu überlegen, aber seine Augen ruhten auf mir. Schließlich seufzte er und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Wenn ich ehrlich bin", sagte er, "kann ich dir keinen Grund nennen, aus dem du mir vertrauen solltest."

Ich schnalzte mit der Zunge. "Tja, dann kann ich dir auch leider nicht –"

"Aber", fuhr er fort, "ich kann das hier und im Moment ist mir egal, ob uns jemand sieht oder nicht."

Mich überschlich eine böse Vorahnung und ich setzte gerade zu einem warnenden
Draco an, als er sich zu mir herunterbeugte und mich küsste. Dieser Kuss war nicht so sanft und zurückhaltend, wie der am Mittwoch, er schickte ein feuriges Prickeln durch meinen Körper, das von meinen Lippen ausging. Draco legte seine rechte Hand an meinen Hinterkopf und vergrub ihn in meinen offenen Haaren. Mit der anderen Hand packte er mich an der Taille und zog mich an ihn heran. Mir entwich ein erstaunter Laut, was ihn zum Lächeln brachte. Der Kuss fühlte sich wie eine kleine Ewigkeit an, doch als Draco mich losließ, vermisste ich seine Wärme an den Stellen, an denen er mich berührt hatte.

"Kannst du mir jetzt sagen, was los ist?", sagte Draco. "Ich habe ganz schön viel Überzeugungsarbeit geleistet."

"Haha", erwiderte ich trocken, musste jedoch zugeben, dass ich mich noch ein wenig benommen fühlte. Ich seufzte und ging meine Möglichkeiten durch. "Ich darf es dir wirklich nicht sagen, Draco."

"Rachel." Die Art, wie er meinen Namen sagte, hinterließ Gänsehaut auf meinem Rücken und ich musste ganze Gegenwehr leisten, um standhaft zu bleiben. Er versuchte wieder näher zu kommen, doch ich legte ihm abwehrend eine Hand auf die Brust.

"Ich muss jetzt gehen", sagte ich. "Hermine sucht wahrscheinlich schon nach mir."

Draco nickte verständnisvoll und trat einen Schritt zurück, damit ich hinter dem Pfeiler hervorkommen konnte. Als ich mich auf den Weg zum Zug machte, drehte ich mich noch einmal um und begegnete seinem Blick. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, lächelte er und kam dann ganz hinter der Säule hervor. Zuerst dachte ich, er würde auf mich zugehen, jedoch betrat er nun den Hogwarts-Express durch die Tür am oberen Ende des Zugs. Ich seufzte und genehmigte mir einen Moment, um mich zu sammeln. Draco brachte mich völlig durcheinander.

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt