Skrupellos

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„Voldemort hat Sirius?", wiederholte ich entsetzt. „Aber wie –? Wo?"

„Keine Ahnung, wie", sagte Harry. „Aber ich weiß genau wo."

„Was?", meinte Hermine. „Woher weißt du das?"

„Ich hab es gesehen. Gerade eben. Als ich in der Prüfung eingeschlafen bin", erklärte er mit zitternder Stimme. „In der Mysteriumsabteilung gibt es einen Raum voller Regale, die mit irgendwelchen Glaskugeln vollgestellt sind. Sirius ... Voldemort ... Sie sind am Ende von Reihe siebenundneunzig ... er will Sirius benutzen, damit er ihm holt, was immer er von dort drin haben will ... er foltert ihn!" Seine Atmung war unkontrolliert und er lief nun rastlos vor uns auf und ab.

Für einen Moment herrschte Stille, dann sagte Hermine sanft: „Aber Harry – wie soll Voldemort überhaupt an Sirius rangekommen sein? Er hat den Grimmauldplatz nie verlassen."

„Woher soll ich das wissen?", rief Harry. „Ich weiß nur, dass wir ins Ministerium müssen, um ihn zu retten! Erwartest du etwa von mir, dass ich ihn sterben lasse?"

„Nein, natürlich nicht!", sagte Hermine beklommen. „Ich meine nur ... Harry, überleg doch mal. Das macht alles keinen Sinn. Wie sollen Voldemort und Sirius, wahrscheinlich die zwei meistgesuchten Zauberer der Welt, am helllichten Tage ins Ministerium gekommen sein? Warum sollte Voldemort Sirius benutzen, um die Waffe zu kriegen oder worum es auch immer geht?"

„Keine Ahnung, es könnte eine Menge Gründe dafür geben!", erwiderte Harry, der sie wütend anstarrte. Ron und ich wechselten einen Blick, da wir nicht wussten auf wessen Seite wir uns schlagen sollten. 

„Harry, hör mal", sagte ich schließlich. „Du hast geträumt. Das hast du eben selbst gesagt. Vielleicht war es nur das; ein Traum."

„Du verstehst es nicht, oder?", schleuderte er mir entgegen. „Das sind nicht einfach nur Träume! Wie erklärst du dir die Sache mit Rons Dad, was das alles sollte, woher ich wusste, was mit ihm passiert war?"

„Da hat er Recht", meinte Ron. „Außerdem wollte Sirius immer aus diesem Haus raus. Es ist doch möglich, dass ihm einfach der Geduldsfaden gerissen ist; darauf hat Voldemort gewartet."
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und seufzte. „Was, wenn Voldemort dich das sehen lassen wollte, Harry, um dich ins Ministerium zu locken? Was, wenn das alles nur eine Falle ist, um an dich ranzukommen?"

„Das spielt doch gar keine Rolle!", brüllte Harry und ich zuckte zusammen. „Ich werde nicht so tun, als ob ich das nicht gesehen hätte! Ist euch etwa egal, ob er stirbt? Ist es dir egal, Rachel?"

„Nein, ist es mir nicht!", erwiderte ich und griff nach der Kette, die noch immer um meinen Hals hing. „Ich zweifle nur daran, ob du ihn wirklich gesehen hast oder ob du nur geträumt hast!"

„Warum willst du es nicht verstehen?", brüllte er weiter. „Ich habe keine Alpträume, ich träume das nicht einfach nur! Wofür, glaubst du, waren all diese Okklumentikstunden, warum wollte mich Dumbledore deiner Meinung nach daran hindern, diese Dinge zu sehen? Weil sie wirklich passieren, und das heißt, Sirius ist gefangen, ich hab ihn gesehen. Voldemort hat ihn, und niemand sonst weiß es, was bedeutet, dass wir die Einzigen sind, die ihn retten können, und wenn du es nicht tun willst, schön, ich gehe jedenfalls, verstanden?"

Ich sah ihn trotzig an, doch dann nickte ich. „Ich komme mit." 

Ehe er etwas antworten konnte, ging die Klassenzimmertür auf und wir wirbelten herum. Ginny und Luna traten herein, beide sahen ein wenig verlegen aus. „Hi", sagte Ginny. „Wir haben Harrys Stimme gehört. Weshalb schreist du denn so?"

„Das geht dich nichts an", meinte Harry barsch.

Ginny zog unbeeindruckt die Augenbrauen hoch. „Wir wollten nur wissen, ob wir vielleicht helfen können."

Bis zum bitteren Ende [Draco Malfoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt