36. Kapitel

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Maurice wurde von Maras Hand auf seiner Wange geweckt. Sie streichelte ihn und als er sich endlich dazu durchrang, die Augen zu öffnen, - Seine Lider fühlten sich abnormal nach Betonklötzen an. - hielt sie ein Tablett mit einer Aspirin, einem Glas Wasser und einer kleinen Schale Cornflakes in der Hand.
Beim Anblick des Essens wurde ihm direkt schlecht.
Mara bemerkte die Blässe, die die Farbe aus seinem Gesicht vertrieb und deutete auf einen Eimer zu seiner Rechten.
Er schüttelte den Kopf. Nein, kotzen musste er nicht.
"Bist du okay?", flüsterte sie.
Er nickte. "Gib mal die Aspirin." Gott, war er heiser.
Sie reichte ihm die Tablette und er schluckte sie trocken, bevor er das Wasserglas in einem Zug leer trank.
Mara rückte an seine Seite.
Sie hatte heute Morgen seltsame Nachrichten von Carol gesehen.
Welche, in denen sie gefragt wurde, ob sie es wirklich für klug hielt, mit Leo allein zu chillen, solange Maurice nicht da war.
"Warst du gestern kurz weg?" Ihre Stimme ließ sie vorsichtshalber gesenkt.
Er schmunzelte. "Dann hast du's bemerkt."
Mara wurde rot und blieb stumm. Nein, eigentlich nicht, dachte sie und schämte sich. War sie gestern wirklich allein mit Leo hier gewesen, während Maurice sich außer Haus rumgetrieben hatte?
"Oh ... Also doch nicht", realisierte er. Ein bisschen weh tat es schon. Nicht mehr so doll wie mit dem ganzen Alkohol im Blut, aber genug.
"Ich hatte zu viel gestern", gab sie zu. "Wo warst du?", fragte sie neugierig.
"Spielt keine Rolle", wich er aus. Kann ihr schlecht erzählen, dass ich mich fast mit ihrem neuen Kumpel geprügelt hätte, dachte er.
War er bei einer anderen gewesen? Maras Gedanken suchten Abgründe, wo keine waren.
"Ich putz mir eben die Zähne", flüchtete er.
Manchmal passiert es, dass Menschen aneinander vorbei reden. Und dann entstehen die größten Missverständnisse.
Da Maurice die Schüssel nicht angerührt hatte, schaufelte sich Mara Löffel für Löffel die Frühstücksflocken in den Mund. Ihr Appetit war wieder gewachsen. Zu Maurice' Freude. Sie hatten schon mehrfach zusammen gekocht, seit er von der FIA-Tour zurück war ... Die Tour. Und wenn er ein anderes Mädchen auf dem Berliner Konzert kennengelernt hatte? Und wieso war sie mit Leo allein gewesen? Vor allem betrunken? Hatte Maurice sie absichtlich allein gelassen?
Er schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Man sah ihm die Nacht an, aber weitestgehend war alles wie immer.
Er erinnerte sich daran, wie sie auf ihrem Bett gelegen hatte, als er sie fand. Ausgestreckt, Beine und Arme keine Streichhölzchen mehr, Hüft- und Rippenknochen endlich weniger hervorstechend. Hoffentlich hielt sie ihr Gewicht.
Sie tippte auf ihrem Handy, als er wieder das Zimmer betrat. Schrieb sie mit Leo?
Er zog sich um und schielte dabei unauffällig zu ihr rüber. Was gab es denn so vieles zu erzählen? Sie war nach höchstens einer halben Stunde dicht gewesen und der Filmriss hatte bestimmt auch nicht lange auf sich warten lassen.
Mara ließ Carol wissen, dass sie sich an absolut nada erinnerte:


Mara P.: Ich war mit Leo komplett allein? Ohne Maurice? Warum hast du das zugelassen?
Carolin (Carol) B.:
Bin ich deine Nanny? Wenn du meine Warnung liest und ignorierst, dann ist, vermute ich, alles in bester Ordnung.
Mara P.:
Alles in bester Ordnung? Mann, es hätte sonst was passieren können. Bitte versuch zumindest, mich vom Gegenteil zu überzeugen, falls die Idee dermaßen hirnrissig ist.
Carolin (Carol) B.:
Hab's notiert. Ich muss jetzt Philian rausschmeißen. Kein Stress. Hab gehört, Maurice ist bei dir, also alles in bester Ordnung oder wie oder was?
Mara P.:
Philian? -.- Duh. Du lernst es nie.
Mara P.:
Woher weißt du das?
Carolin (Carol) B.:
Leo.
Mara P.:
Hat er dir gesagt, was gestern war?
Carolin (Carol) B.:
Nope. Bloß, dass es dir gut geht. Auf meine Anfrage hin.
Mara P.:
*Kopf meets Wand*
Mara P.:
Boah, bitte versprich mir einfach, dass du in Zukunft besser auf mich aufpasst.
Carolin (Carol) B.:
Ja ja und jetzt Schluss, ich muss wirklich dringend Phil loswerden.
Mara P.:
Phil?!
Carolin (Carol) B.:
Ich hab dich lieb? ♡
Mara P.: Ich dich nicht ... ;*


Plötzlich war Maurice über ihr, seine Lippen auf ihren. Mara schloss die Augen und vergaß für einen Moment jeden Zweifel an seiner Treue. So ein guter Küsser. Ihr Handy fiel ihr runter und sie verschränkte beide Hände in seinem Nacken.
Er krabbelte regelrecht auf sie und ihm schoss durch den Kopf, wie unnötig die Klamotten waren, die er eben übergeworfen hatte. Mara zerrte bereits an seinem T-Shirt, dann stoppte sie ihn abrupt.
"Bist du sicher? Vor ein paar Minuten warst du noch völlig verkatert", hauchte sie atemlos. Ihr Blick sprach eine gänzlich andere Sprache.
Maurice gab keine Antwort, sondern wanderte mit seinen Fingern unter ihren Rock. Er beobachtete ihre Reaktion und brach ab, bevor er sich besonders intimen Regionen näherte.
"Was soll das?" Sie klang fast wütend.
"Wie du mir, so ich dir", grinste er. "Und jetzt muck nicht rum; genieß es." Er löschte ihre Antwort mit einem neuen Kuss aus.
Sein Atem ging schneller, als seine Hose enger wurde. Mara berührte die Gürtelschnalle, machte aber keine Anstalten, den störenden Stoff zwischen ihnen zu entfernen.
"Dir macht das Spaß, hm?", fragte er ganz nah bei ihr.
Sie knabberte an seinem Ohrläppchen. "Ist ganz witzig", flüsterte sie verführerisch.
Maurice gab auf und befreite sich selbst von seiner Jeans.
Sie strich demonstrativ ihren zitronengelben Oversize-Pullover glatt. Er guckte unbeeindruckt zu. Seufzend über sein fehlendes Interesse öffnete Mara den Reißverschluss ihres Rocks und zittrig striff sie seine Boxershorts herunter.
Auf einmal ungeduldig geworden, beschleunigte sie die Situation.
Er strafte sie mit Warterei, bis sie ihn wegdrückte und böse ansah. "Das ist ein blödes Spiel", sagte sie trotzig.
"Gerade fandst du's lustig", lächelte er.
"Jetzt aber nicht mehr. Entweder du legst einen Zahn zu oder die Sache stirbt."
Er beugte sich über sie, nahm ihren Pullover an sich und kassierte einen Klaps auf den Hintern für ein letztes Necken, indem er seine Zunge um ihre Klitoris kreisen ließ, sie aber partout nicht stimulierte.
"Hör jetzt auf", sagte sie, aber ihre Augen lächelten und es brachte ihn zum Lachen.
Sie beachtete es kaum und führte ihn ein. Ein Schmerz durchzuckte sie, dann stieß er zu.
"Oh, Maurice", stöhnte sie. Verzicht auf diese Befriedigung? Das kam ewig nicht in Frage. Die Tour hatte ihm alles verboten, was er jetzt wieder mit ihr anstellen konnte. Er konnte fühlen, wie ihre Nägel seinen Rücken aufkratzten und es war ihm so egal. Oder ... Nicht egal, eher betörend.
Gegen Ende half sie nach, schob ihm ihr Becken entgegen, bis er kam und sie sich ins Laken krallte, weil auch ihr Körper von der unaufhaltsamen Welle des Höhepunkts erfasst wurde.
"Ich liebe dich", sagte sie leise, nachdem er aus ihr heraus war und sie nicht mehr vor Erregung bebten.
"Ich liebe dich auch." Er küsste Mara zaghaft und sie verlor sich in ihm.

Blau wie wirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt