Kapitel 40 - Wo bin ich?

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Kleetau konnte ihre Augen nur einen kleinen Spalt weit aufmachen, da ihr sofort eine große Menge grelles Licht in die Augen stach. Der Boden war eiskalt. Doch der Wind war sehr warm, für Kleetau ein ziemlich komisches Gefühl.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Kleetaus Augen an das grelle Licht gewöhnten. Mit der Zeit konnte sie Umrisse von Bäumen erkennen. Jedoch waren nicht die Bäume dunkel und der Himmel hell, sondern leuchteten die Bäume strahlend weiss, wobei der Himmel in einem dunklen violett-blau über ihr stand. Unter ihren Pfoten wuchs durchschimmerndes Gras, das den violett-blauen Himmel spiegelte und seltsam glitzerte, jedoch so frisch roch, dass Kleetau gleich davon gefressen hätte, wäre sie eine Kuh. Jedoch war das Gras eiskalt, als ob eine dicke Lage Schnee auf der Wiese wäre. Kleetau wurde schnell klar, dass sie sich nicht annähernd in ihrem vertrauten Wald befand.

Es war unheimlich still, aber Kleetau verspürte keine Angst. Sie war von Neugier erfüllt. Wo bin ich? Wie gelangte ich hierher? Wieso bin ich hier? Ist noch jemand anders hier? Werde ich jemals wieder ins WellenClan-Territorium zurückkehren? Dutzende von Fragen huschten ihr durch den Kopf.

Plötzlich hörte sie hinter sich ein leises Geräusch. Dann erblickte sie neben einem der seltsam strahlenden Bäume ihre Schwester Salbeiklang. Schnell huschte Kleetau zu ihr. »Hey Salbeiklang, ich bin so glücklich dass du auch hier bist. Hast du irgend eine Ahnung, wozu wir hier sind?«

Salbeiklang kniff die Augen zu. »Ist das grell hier! Ich kann nichts sehen!«, jammerte sie. Kleetau verstand. Sie war wohl einige Zeit vor ihrer Schwester aufgewacht. Doch bevor sie antworten konnte, hörte sie eine Katzenstimme. Sie war sehr seltsam, klang wie der Wind, war jedoch trotzdem vollkommen verständlich. Nun ertönte noch eine zweite Stimme, die Kleetau sehr bekannt vorkam. »Efeukralle!« Kleetau sprang auf und schaute suchend um sich.

Da sah sie zwei Katzen auf sich zukommen. Neben Efeukralle lief eine schwarze Katze, deren einzige weisse Stelle ihr buschiger Schwanz war. In ihrer zischenden, aber liebevollen Stimme sprach sie: »Siehst du, ich habe dich zu deinen Geschwistern geführt. Und nun sollt ihr erfahren, weshalb ihr an diesen Ort gelangt seid und wer ich bin.«

Ihre Stimme hallte im Echo von den Bäumen, bis sie schliesslich ganz verklang. Efeukralle nickte und sprang zu seinen Geschwistern. »Ihr müsst keine Angst haben. Sie tut euch nichts. Sie sagt, sie sei die Katze des Schicksals und hat eine Aufgabe für uns.«

Kleetau konnte nicht fassen, was ihr Bruder gerade sagte. »Was?...«, fragte Salbeiklang, die genau so wenig wie Kleetau verstand und einen verwirrten Blick aufsetzte. Efeukralle nickte der fremden Kätzin zu. »Hört selbst.«

Die finstere RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt