Kapitel 66 - Die Dunkelheit flattert aus sich selbst heraus

120 14 7
                                    

Die ganze Zeremonie über standen die drei dicht neben Rosenpfote. Als sie aufgerufen wurde, erhielt sie den Namen Rosenduft. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Salbeiklangs Augen glühten. Auch Kleetaus Beine zitterten. Sie konnte ihre Gefühle nicht beschreiben. Ob es Trauer oder Freude war, konnte sie nicht sagen. Efeukralle war genauso überwältigt. Er drückte sich fest an Rosenduft. Kleetau und Salbeiklang taten es ihm nach.

»Siehst du Mama? Siehst du, was für tolle Krieger aus uns geworden sind?« Nein, natürlich nicht. Du kannst uns nicht sehen.

Nicht mal ein kleines Anzeichen gab Rosenduft von sich. Schnurrend und mit erhobenem Kopf, schaute sie in die Katzenmenge, die ihren neuen Namen riefen. Die anderen Katzen erhielten die Namen Welkhaar, Nachtschweif und Wespenpelz.

Kleetau konnte es nicht fassen, dass sie ihrer Mutter nochmal begegnet ist. Sie war so jung und munter. Blutüberströmt und stinkend sah Kleetau sie das letzte mal. Doch dieses Bild wollte sie aus ihrem Gedächtnis verbannen. Sie wollte nur noch an die überglückliche Rosenduft denken, die ihren Kriegernamen voller Freude entgegennahm, eine aufgestellte und lebende Rosenduft.

Warmes Sonnenlicht stach Kleetau in die Augen, als sie diese öffnete. Trauer überstürzte sie. Nun war dieser wunderschöne Moment vorbei, in dem sie sich alle an ihre Mutter kuschelten. Der Traum war vorbei. Dies war der schönste Traum, den ich jemals hatte. Anfangs waren die verschiedenen Szenen dieses Traumes ziemlich verwirrend und auch traurig. Doch zum Schluss hat sich alles geändert. 

Der Tag verlief ziemlich ruhig. Kleetau dachte viel über die alten Zeiten nach, als Rosenduft noch lebte. Die drei wanderten in gleichmässigem Tempo verschiedenen Feldern und Wäldern entlang. Vor ihnen ragten einige Berge auf. »Finden wir hier wirklich einen guten Schlafplatz?«, fragte Kleetau. »Wir müssen irgend ein Plätzchen finden«, miaute Efeukralle.

Die Sonne war schon untergegangen und die Nacht brach herein. »Das sieht wie eine Höhle aus. Vielleicht können wir dort übernachten. Ich rieche weder Fuchs noch Dachs. Sie wird wahrscheinlich verlassen sein.«, miaute Efeukralle und preschte gleich auf die Höhle zu und hinein.

Wenige Atemzüge war es still. Doch dann hörte Kleetau ein wildes Geflatter und Efeukralle kam gefolgt von einer Scharr Fledermäusen heraus gerannt. In der finsteren Höhle konnte man diese schwarzen Tiere fast nicht sehen.

Efeukralle sprang wieder zu seinen Geschwistern zurück und legte zwei Fledermäuse hin, die er gefangen hat. »Bitteschön, euer Abendessen.« Salbeiklang kicherte los. »Du hättest dich sehen sollen, Efeukralle! Du bist von diesen Fledermäusen weggehoppelt, als ob du ein Fisch ohne Augen wärst.«

Auch Kleetau lachte los. »Unser Bruderherz wollte doch nur für Unterhaltung sorgen. Jemand muss ja mal was von sich geben, wenn wir den ganzen Tag schon so ruhig waren«, miaute sie amüsiert.

Doch Efeukralle setzte sich hin und sprach: »Die Dunkelheit flattert aus sich selbst heraus.« Sofort wurde die Atmosphäre wieder ernst. »Du hast recht Efeukralle. Das ist die nächste Weisung unseres Weges. Die Höhle ist dunkel, so wie auch die Fledermäuse. So flattert Dunkelheit aus Dunkelheit. Nun fehlt nur noch eine letzte Wegweisung. Bald haben wir unser Ziel erreicht. Doch ich kann mir nicht vorstellen, was es sein wird.«, miaute Kleetau und schaute ihre Geschwister an. 

»Naja jedenfalls haben wir jetzt die Höhle für uns alleine. Die Fledermäuse wurden ja vertrieben. Schlaft gut.«

###

Was denkt ihr, werden die drei Katzen nach oder bei der letzten Weisung finden? Hier nochmal die Weisung: »Das eigene Blut ist euch doch so fremd.«

Ihr findet alle Weisungen im Kapitel 59. Zudem sind die Kapitel, in denen die Weisungen erfüllt wurden jeweils mit der entsprechenden Weisung benannt.

LG Maoam-Chan

Die finstere RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt