Kapitel 59 - Schattenkern

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Ein dreifarbener Kater schlich langsam auf sie zu. »Der Mond steht heute Nacht wie eine Sichel über uns.«, sprach er mit einer heiseren Stimme. »Wer bist du?«, fragte Efeukralle, ohne auf seine Worte zu achten. »Ich bin Schattenkern, ein RuinenClan-Krieger. Ich habe euch erwartet.«

Er hat uns erwartet? Wie konnte er wissen, dass wir kommen?

»Wie konntest du uns erwartet haben?«, sprach Kastanienwind ihre Gedanken aus. »Das ist unwichtig. Hauptsache, der Mond ist eine Sichel und ihr seid hier.« »Wieso ist es wichtig, dass der Mond eine Sichel ist?«, fragte Kleetau.

Schattenkern trat näher. »Fünf Clans, fünf Katzen, in der dunkelsten Nachtzeit, am dunkelsten Ort.«

Kleetau blieb die Sprache weg. Natürlich! Die Prophezeiung! Sonnenpracht aus dem WellenClan, Wisperpfote aus dem SumpfClan, Kastanienwind aus dem BlätterClan, Löwenpfote aus dem FinsterClan und Schattenkern aus dem RuinenClan. Wenn der Mond eine Sichel ist, ist die dunkelste Nachtzeit. Und dieser Ort hier unter der Erde wird wohl der dunkelste Ort sein.

Schattenkern schloss die Augen und sprach. »Der goldene Stern sinkt hinter den Horizont.« Sonnenpracht schloss ihre Augen ebenfalls und sprach. »Die Wolken weiden hinter Zäunen.« Wisperpfote sprach mit geschlossenen Augen. »Der Himmel fliesst zerzaust, bis er klar ersichtlich ist.« Ihm folgte Kastanienwind. »Die Dunkelheit flattert aus sich selbst heraus.« Und zuletzt sprach Löwenpfote. »Das eigene Blut ist euch doch so fremd.« Den letzten Satz sprachen alle zusammen. »Folgt dem Pfad unserer Worte.« Dann öffneten sie ihre Augen wieder.

Kleetau wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hat sich jeden Satz gut gemerkt. Efeukralle und Salbeiklang wirkten ebenfalls so verwirrt.

»Folgt mir aus dieser Höhle heraus.«, sprach Schattenkern und lief in die Richtung, aus der er hergekommen ist. Denn im hinteren Winkel des Raumes befand sich ein Spalt, der zu einem neuen unterirdischen Gang führte. Die Katzen schlüpften durch den Spalt und folgten ihm.

Am Ende des Ganges kletterten sie die Steinblöcke hinauf und kamen schliesslich an der Oberfläche an. Sie befanden sich mitten im RuinenClan-Lager. Viele Katzen schauten sie feindselig an. »Verräter! Verräter!« schrieen die Katzen Schattenkern zu. Dieser blieb stehen und schaute zu einem grossen, rötlichen Kater. »Aromastern, ich verlange von dir nicht, dass du mir vergibst. Aber bitte lass mir die Freiheit. Ich werde mich nicht wieder blicken lassen.« Aromastern, der Anführer des RuinenClans, trat nahe vor ihn. »Einverstanden. Aber nun, verschwinde! Und nehme diese feindlichen Katzen gleich wieder mit.« Er musterte die Katzen, die hinter Schattenkern standen.

Kleetau wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fand zwar, dass Schattenkern ein ziemlich komischer Kater war, doch sie hatte Mitleid mit ihm. Was auch immer hier geschah und was auch immer dieser Kater erlebt hat, schien es, als würde er von seinem Clan nicht mehr akzeptiert werden.

Die finstere RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt