Kapitel 81 - Erlösung

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Kleetau öffnete ihre Augen. Efeukralle lag neben ihr. Sein Fell war warm. Sie kuschelte sich näher zu ihm. Die Sonne begann aufzugehen und beleuchtete den Wald, in dem sie waren, rötlich. Efeukralle wachte ebenfalls auf und gab ihr über den Kopf Zungen. »Wo ist Salbeiklang?«, fragte Kleetau. Efeukralle schaute sie an. Er sagte nichts. »Sie lebt nicht mehr, oder?«, fragte Kleetau. Efeukralle nickte. Kleetau wusste nur noch Bruchstücke von dem, was vorgefallen war. Die letzten Tage fühlten sich an, wie Träume, als hätten sie keine Bedeutung. Und da meinte sie nicht die Träume von Perlentanz. Sondern diese, in denen man einfach irgendwo im Wald herumläuft und sich den Bauch mit Mäusen vollstopft. Diese vergisst man am nächsten Morgen gleich wieder.

Kleetau wollte trauern. Doch sie konnte nicht, sie hatte keine Kraft dazu. Efeukralle strich ihr über den Rücken. »Bleib ruhig. Denke nicht daran. Denke an Flutmähne, den du bald wieder sehen wirst. Ich gehe unterdessen etwas jagen.« Kleetau konnte aber nicht anders. Sie musste daran denken, dass sie Salbeiklang nie wieder sehen wird. Ausser vielleicht im SternenClan? Nein! Den gibt es nicht. Obwohl, ich weiss es nicht.

Einige Momente später kam Efeukralle mit einem Eichhörnchen zurück. »Efeukralle, spürst du den SternenClan manchmal?«, fragte Kleetau und war selbst verblüfft darüber. Doch sie wollte es einfach wissen. Denn sie hatte Angst. Sie fürchtete sich vor Welkstern, vom Wald der Finsternis. Sie wusste, dass ein Teil von ihr sich mit ihm verbunden hatte. Doch wenn sie ihrem Bruder in die Augen schaute, sah sie etwas, das ihr Hoffnung bereitete. Er war so aufrichtig. In ihm gibt es keine dunklen Seiten, die von einer finsteren Katze heimgesucht wurden. Er war stärker als diese, er konnte dagegen ankämpfen.

»Ja, ich spüre den SternenClan. Zwar nicht immer, aber ich bin mir sicher, dass er immer bei mir ist, auch jetzt.« Efeukralle schnurrte. »Wie fühlt er sich an?«, fragte Kleetau weiter. »Er fühlt sich an, wie Wärme, Liebe und Geborgenheit.« Kleetau fing an zu schluchzen. Mehr denn je. Sie weinte, weil sie diese Wärme, diese Liebe und diese Geborgenheit auch spüren wollte. Sie schluchzte, weil Salbeiklang gestorben ist. Sie schluchzte, weil sie selbst fast gestorben wäre. Sie schluchzte aus Liebe zu ihrem Bruder. Sie schluchzte, weil sie zu schwach war, um gegen Welkstern zu kämpfen. Sie schluchzte, weil sie so stolz auf Efeukralle war und ihm ihr Leben verdankte. Sie fing an, ein Trauergeheul in den Himmel zu heulen. Efeukralle heulte mit ihr.

»SternenClan, erlöse mich! Erlöse mich vom Wald der Finsternis! Gib mir Kraft! Es tut mir so leid!«

Diesen Satz wiederholte sie dutzende Male. Sie hörte erst auf, als Nachtschweif zu ihnen trat. Er setzte sich vor Efeukralle und senkte den Kopf. »Hilf mir. Ich will euch nicht töten. Doch er verlangt es von mir und manchmal hätte ich es fast getan.« Kleetau wusste, dass er von Welkstern sprach. Sie nickte Efeukralle zu. Dieser legte seinen Schwanz auf den Rücken von Nachtschweif und schloss die Augen. Er betet zum SternenClan, dass unser Vater erlöst wird.

Die finstere RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt