„Hallo", grüsste Lucinda lächelnd und liess die Geschwister rein. „Ich bin Lucinda", stellte sie sich dann Matthew gegenüber vor.
Dieser zögerte kurz und gab ihr dann die Hand. „Ich bin Matt", meinte er und Lucinda dachte belustigt daran, dass Lizzie ihn als Matthew bezeichnet hatte. „Hab schon einiges von dir gehört", meinte er dann lachend.
Lucinda hob eine Augenbraue. „Ach ja, zum Beispiel?" Sie sah zu Lizzie hinüber, die die beiden grinsend beobachtete.
Lizzie führte seinen Bruder zu dem Sofa, Lucinda folgte den beiden und sie setzten sich hin.
„Ich hab gar nicht so viel erzählt", protestierte Lizzie, die es sich gemütlich gemacht hatte, und Matt zuckte seinerseits mit den Schultern. Er wirkte nicht besonders gesprächig und liess seinen Blick kurz durch die Wohnung gleiten. Im Gegensatz zu Lizzie hatte er keine braunen, sondern dunkelblaue Augen und er war um einiges grösser als Lucinda.
„Naja, Matt, ich wollte dich fragen, ob es dir recht ist, wenn ich mit Lizzie ausfliege", kam Lucinda zur Sache und gab es auf, sich mit Matt unterhalten zu wollen. Lizzie war um einiges gesprächiger...
Matts Blick fuhr zu ihren Flügeln, als habe er sie bis jetzt gar nicht bemerkt. Wusste er etwa nicht, dass sie eine Sotíra war? Nun lachte er leicht. „Ach, das nennt man wirklich ausfliegen?", fragte er, auf einmal hatte er einen sarkastischen Unterton und erinnerte Lucinda damit mehr an seine Schwester.
Lucinda lachte. „Naja, das ist die Kreation deiner Schwester", erwiderte sie und warf dieser einen Blick zu. „Aber mir gefällt das Wort."
Matt grinste, er sass gerade auf dem Sofa. „Na dann." Auch er schaute zu Lizzie, doch sein Blick wirkte eher väterlich denn belustigt. „Kannst du sie denn tragen?"
Lucinda unterdrückte ein Schnauben. „Würde ich mit ihr ausfliegen, wenn ich sie nicht tragen könnte?", stellte sie eine Gegenfrage.
Matt musterte sie, er schien den Sarkasmus überhört zu haben. „Ich kenne dich nicht?", gab er zurück. „Aber ich werte das als ein Ja."
Lucinda nickte, zufrieden, dass er es begriffen hatte.
„Komm schon, Matt, sag ja", bat Lizzie ihn mit einem perfekten Hundeblick.
Matthew hob einen Mundwinkel und berührte Lizzie kurz an der Schulter. „Okay, aber halt dich gut fest, ja?", warnte er sie und blickte dann wieder Lucinda an. „Und, Lucinda, bitte bring sie vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück, okay?"
Lucinda nickte. Dieser Bruder war doch total vernünftig. Was hatte Lizzie gegen ihr Zuhause? „Geht klar. Wahrscheinlich sogar früher." Sie blickte ihm in die Augen und zum ersten Mal sahen sich die beiden an, wie zwei Jugendliche sich ansahen: Verstehend und auf einer Augenhöhe. Normal.
„Von mir aus könntest du auch mitkommen und ich fliege zweimal", schlug Lucinda noch, da ihr das höflicher vorkam. Ihre Flügel waren sehr stark und wenn Matthew auf ihren Rücken sitzen würde wie auf ein Pferd, konnten die Flügel einen grossen Anteil seines Körpergewichts übernehmen und sie würde auch ihn transportieren können. „Das geht schon mit dem Gewicht", fügte sie hinzu, als sie Matthew zögern sah und sie deutete ein Lächeln an.
„Lu, er...", begann Lizzie, aber Matt schnitt ihr schnell das Wort ab.
„Nein, schon okay, ich lasse euch beide alleine, danke", lehnte er ab und lächelte, dabei sah er an Lucinda vorbei in die Küche.
Lucinda zuckte mit den Schultern. „Okay, wenn du nicht willst."
Matt lächelte nur zur Antwort und Lizzie sagte nichts.
„Also, wir gehen via den Balkon, okay, Lizzie?", schlug Lucinda nach einem Moment der Stille vor. Sie erhob sich und ging zur Balkontüre, um diese zu öffnen.
„Ja, klar!", rief Lizzie begeistert und hüpfte zu ihr, auch Matt war nun aufgestanden.
Bevor sie aufbrachen, packte Lucinda einen kleinen Rucksack mit Essen und Trinken ein, damit sie picknicken konnten. Matt schaute ihr dabei zu und Lizzie stand schon auf dem Balkon.
„Ziehst du den dann an?", fragte Matt leicht skeptisch und deutete auf den Rucksack.
Lucinda hielt inne und schüttelte dann den Kopf, mit dem Fuss schloss sie die Türe zum Kühlschrank. „Nein, den muss ich Lizzie geben, sonst kann sie nicht auf meinen Rücken sitzen."
„Achso, das klingt logisch", erwiderte Matthew und Lucina wusste nicht, ob er es ernst meinte oder ironisch. Auch die neugierige Art, wie er sie beim Packen musterte, war ein Rätsel für sie. War er einfach zurückhaltend oder vertraute er ihr nicht? Mochte er sie nicht oder wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte? Sie wusste es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie herausfinden, aber im Moment musste sie sich auf Wichtigeres konzentrieren.
„Lizzie?", rief sie durch die Wohnung, als sie fertig war. „Kommst du kurz rein?"
Das Mädchen kam eilig in die Wohnung und hüpfte zu Lucinda und Matt. „Kommt er etwa doch mit?", fragte sie verwundert und schaute von ihrem Bruder zu Lucinda und zurück.
„Nein." Lucinda lachte leicht. „Aber kannst du diesen Rucksack anziehen?", bat sie dann und hielt ihn ihr unter die Nase. Sie hatte absichtlich nichts allzu schweres eingepackt.
Lizzie musterte ihn misstrauisch. „Wieso fragst du so? Klar kann ich ihn nehmen?" Gerade begutachtete sie den Rucksack von unten, als würde er ticken.
„Elisabeth, sie meint, du sollst ihn tragen, weil sie ihn nicht mit dir zusammen auf den Rücken nehmen kann", erklärte Matt mit einem belustigten Unterton.
Elisabeth? Das war wohl der volle Name von Lizzie, dachte sich Lucinda schmunzelnd.
Prompt warf Lizzie ihrem Bruder einen wütenden Blick zu. „Ich hasse den Namen", schimpfte sie und Matt hob lachend die Hände. „Schon gut, tut mir leid", kapitulierte er und er wirkte viel entspannter, als wenn er mit Lucinda redete. Okay, das war ja auch verständlich.
Lizzie schnappte sich den Rucksack und meinte: „Ich kann den schon nehmen." Sie grinste. „Schliesslich ist da essen drin."
Lucinda lachte. „Und auf dem Rückweg ist dann sowieso nichts mehr drinnen", fügte sie hinzu.
„Genau." Lizzie zog hastig den Rucksack an und ignorierte, dass Matt ihr dabei seine Hilfe anbot, da sie seltsame Verrenkungen anstellte. Aber sobald sie ihn anhatte, zog sie aufgeregt an Lucindas Arm. „Komm! Jetzt ist doch alles geklärt, oder?"
Lucinda entnahm ihr sanft ihren Arm. „Ja, wir sind bereit", bestätigte sie, wandte sich dann aber an Matthew. „Danke für deine Erlaubnis", sagte sie höflich und er verstand den Wink von alleine.
„Kein Problem", meinte er lächelnd und bewegte sich auf die Wohnungstür zu. „Bei dem Jammern von Lizzie muss man ja nachgeben", fügte er dann hinzu und zwinkerte seiner Schwester hinzu, die ihn ihrerseits mit einem unschuldigen Blick bedachte.
Lucinda ignorierte die geschwisterliche Kommunikation und erwiderte: „Naja, da geb' ich dir Recht."
„Also, ich seh sie wieder, bevor es dunkel wird?", vergewisserte sich Matt noch und öffnete die Türe.
„Versprochen, grosser Bruder", zog Lucinda ihn auf und verabschiedete sich dann. Nachdem er gegangen war, schloss sie die Haustüre ab und ging dann mit Lizzie auf den Balkon, damit sie starten konnten. Die Balkontüre zog sie hinter sich kräftig zu, bis sie ins Schloss fiel und von aussen nicht mehr zu öffnen war. Dann erklärte sie Lizzie, wie sie auf ihren Rücken klettern musste, damit sie abheben konnte.
***
Hier ist das vierte Kapitel zu Ende. :)
Bald kommt was... :D Irgendwelche Ideen, was?
Was haltet ihr von Matthew?
Jedenfalls freue ich mich über Votes, Kommis, Feedbacks und Adds zu Leselisten <3.
Bald passiert etwas... schon irgendwelche Ideen?
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Engelsschwingen - Ausgestossen
ParanormalLucinda hat Flügel, aber sie ist kein Engel. Vielmehr hat sie die Aufgabe, Menschen aus ihrem Leidwesen zu erlösen - die Seele des Menschen entscheidet, ob sie leben oder sterben werden. In der Akademie der Erlöser werden neben ihr noch massenhaf...