29.Kapitel- get lost

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Louises P.o.V

"Süße, hab dich doch nicht so." raunte mir der Latinotyp, welcher mich ebend beim Pokern gewonnen hatte ins Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Rücken aus. Nein, ich wollte das hier alles echt nicht.
Er drängte mich durch den überfüllten lauten Club weiter an der Bar vorbei. Dabei umfasste er mein Handgelenk so stark, dass es bereits schmerzte. Hinter dem Bartresen bemerkte ich eine junge Frau, die gerade Gläser putzte. Sie hatte einen unordentlichen Dutt und eine schwarze Bluse an. Sie schaute kurz von ihrer Arbeit auf und ihr Blick traf meinen. Sie sah mich bemitleidend an und stellte das Glas zur Seite.
"Ricky." sagte sie zu dem Typen neben mir. Er drehte sich genervt zu ihr um. Er hob fragend eine Augenbraue.
"Tu ihr nicht weh." bat sie ihn.

Sein Griff wurde fester und ich unterdrückte ein schmerzhaftes Wimmern.
"Ich mach mit ihr was und wie ich es will." gab er knurrig zurück und drückte mich weiter durch die Tür.
"Stop!" rief die Barkeeperin auffordernd. Zögernd hielt er kurz inne. Er warf ihr einen bitterbösen Blick zu. Sie legte das Putztuch weg und ging um die Theke auf uns zu. Sie blieb direkt vor ihm stehen und legte vorsichtig die Hand auf seine Schulter.
"Bitte Ricky. Lass sie gehen." sagte sie bittend. Wow, diese Frau war ja echt unglaublich. Sie versuchte mir wirklich zu helfen! Innerlich war ich ihr gerade so unglaublich dankbar, dass ich es gar nicht ausdrücken konnte.
Langsam guckte ich zu Ricky. Seine Gesichtszüge wurden für einen kurzen Moment wieder weicher. Es sah so aus, als würde er kurzzeitig wieder zu sich kommen und seinen teuflischen Willen verdrängen.

Doch dann verengten sich seine Augen wieder.
"Nein Cessy, misch dich da gefälligst nicht ein!" antwortete er gereizt und schubste mich durch die Tür, die zum hinteren dunklen Flur führte. Ich stolperte ein paar Schritte nach vorn und wäre fast gefallen, als sich seine Hand dann plötzlich um meine Taille schloss und mich zu ihm heranzog.
"Bleib schön hier." sagte er und ich spürte seinen Körper an meinem Rücken. Ich versuchte mich von ihm zu lösen um etwas Abstand zu gewinnen, doch dabei verlor ich das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Boden. "Verdammt, was tust du da? Pass doch mal auf!" schrie mich Ricky an, wobei sich sämtliche Falten auf seiner Stirn bildeten. Als ich versuchte aufzustehen, spürte ich wie ein stechender Schmerz meinen Knöchel durchfuhr. Automatisch ließ ich mich zurückfallen. Ach scheiße, wieso.. was... warum...?! Verzweiflung überkam mich und ich konnte plötzlich keinen ordentlich Gedanken mehr fassen. Ich wollte nicht mehr. Und ich konnte gar nichts mehr! Was machte ich nur hier?!

Mein Kopf brummte heftig und ich merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Das war alles zu viel für mich. Eigentlich war ich nie so emotional, geschweige denn weinte. Solche Gefühle wie Trauer verdrängte ich immer sofort. Aber in diesem Moment ging es einfach nicht anders. Ich war innerlich so fertig, dass es irgendwann mal raus musste. Dann hielt ich es nicht weiter aus und eine große Träne kullerte über meine heißen Wangen.

Als Ricky das sah warf er mir einen abwertenden Blick zu.
"Was soll das? Reiß dich gefälligst zusammen! Und jetzt steh auf Schlampe!" grölte er so laut, dass es mir in den Ohren weh tat. Er packte mich am Unterarm und zog mich ruckartig auf, wobei mein Knöchel wieder höllisch zu schmerzen begann. Weitere Tränen strömten über mein Gesicht.

Mir wurde plötzlich kalt und ich begann zu zittern. Seine Hand hob grob mein Kinn an, sodass ich gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen, doch ich schaute ausweichend zu Boden.
"Sieh mich gefälligst an!" befahl er und verstärkte seinen Griff. Ich weigerte mich zuerst, doch als der Druck an meinem Arm, den er umfasste zu groß wurde, sah ich ihn schließlich in seine tiefbraunen Augen. Sie waren fast schwarz und zu engen Schlitzen geformt. Er war sauer. Und zwar tierisch. Einen Moment sah er mich schweigend an. Dann knallte wie aus dem Nichts seine Hand gegen meine Wange, sodass mein Kopf zur Seite geschleudert wurde.

Roadtrip with MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt