58.Kaptitel- hint hint

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Meine Augen begutachteten jedes einzelne Blatt des Buches aufmerksam, aber nichts schien uns einen hilfreichen Anhaltspunkt zu geben, der uns zu Mindless führte.

Eine Seite fiel mir besonders ins Auge. Sie war leer geblieben, eine weiße kahle Fläche. Aber wen störte das schon? dachte ich und wollte gerade umblättern, da hielt mich Zayn zurück. Seine warme Hand ergriff flüchtig meine und stoppte mein Vorhaben. Ich verharrte in meiner Position.

"Was ist?" fragte ich verwirrt. Sah er einen Sinn hinter diesem leeren Stück Papier?

"Da stimmt etwas nicht." Er setzte sich kerzengerade auf und nahm mir das Buch aus der Hand. "Es bleibt nicht einfach etwas frei in diesem Buch." Wie ein Kunde, der gerade einen Vertrag unterschreiben wollte und nach dem Kleingedruckten suchte, studierte er die Seite. Er hielt es sich mal ganz dicht vor die Augen, mal ganz weit weg, mal gegen das Licht und betrachtete es in der Dunkelheit.  Er drehte es nach links und rechts herum, stellte es auf den Kopf und wieder gerade. Ich beobachtete ihn bei seiner Untersuchung gespannt. Doch auf seinem Gesicht schien sich keine Erkenntnis sichtbar zu machen. Die nachdenklichen Falten auf seiner Stirn bestätigten meinr Vermutung.

"Und wie sieht's aus?"

"Ich kann nichts finden."

"Lass mich mal sehen." sagte ich, als er eine Weile schwieg und streckte die Hände danach aus.

Mit knirschenden Zähnen drückte er es mir in die Finger. Ich führte Zayns Prozedur ein zweites Mal durch, genau wie er. Drehte und wendete es, von vorne nach hinten, von oben nach unten. Doch auf dem Papier ergab sich auch für mich nichts erkennbares, außer ein kleiner brauner Fleck in der rechten unteren Ecke. Eigentlich sollte dieser wohl keine große Rolle spielen, aber es war das einzig sichtbare, das uns vielleicht weiterhelfen konnte. Allerdings war er viel zu winzig. Da kam mir eine Idee. "Vielleicht brauchen wir eine Lupe."

Zayn verzog das Gesicht unbegeistert. "Ich glaube die bringt uns nicht viel."

"Doch, doch warte nur." meinte ich euphorisch, sprang mit einem Satz aus dem Bett, schlüpfte in meine Turnschuhe und flitzte in Windeseile zur Lobby. "Bin gleich wieder da." rief ich ihm noch flüchtig zu, bevor ich aus der Tür verschwand.

An der Rezeption erwartete mich die Empfangsdame im eleganten dunklen Blazer und strenger Hochsteckfrisur freundlich.

"Entschuldigen sie, haben sie eine Lupe für mich? Ich würde sie mir gerne kurz ausleihen." erklärte ich.

Ihre Augenbrauchen schossen fragend in die Höhe, die Mundwinkel zogen sich überrascht nach unten. "Eine Lupe Madam?"

"Ja, eine Lupe." wiederholte ich und nickte eifrig.

"Nun gut." Ihr Blick fiel vor sich auf die Ablage und sie begann eine Schublade nach der anderen zu öffen und durchstöbern. "Normalerweise, haben wir soetwas hier, aber da wir schon ewig nicht mehr so ein Ding gebraucht haben ist es-" Sie bückte sich und verschwand hinter dem Tresen, für mich war nur noch eine gedämpfte Stimme hörbar. "irgendwie verschwunden." Angestrengte Laute, ein erschöpftes Pusten kamen aus ihrem Mund. Hatte ich sie mit dieser Aufgabe überfordert? Geduldig wartete ich. Die Sekunden verstrichen. Hinter mir stellte sich ein altes Rentnerehepaar in die Warteschlange.

"Die muss hier doch irgendwo sein!" schimpfte die Dame. Mit einem Mal schoss ihr Kopf wieder hinter der Theke hervor. Auf ihrer Stirn hatten sich angestrengte Falten gebildet. "Das gibt es doch gar nicht."

Die Schubladen gingen auf und zu, die Schranktüren klapperten bei jedem Öffnen und Schließen, Papier raschelte beim Durchwühlen. Die nächste Frau mit ihrer kleinen Tochter an der Hand stellte sich hinter dem alten Ehepaar in die wartende Reihe. Das kleine Mädchen bohrte gelangweilt in ihrer Nase, bis die Mutter ihr empört die Hand wegführte. Minuten musste  mittlerweile vergangen sein. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, musste das so lange dauern? Hinten platzierte sich ein dicker Mann in einem meeresblauen Jacket, der ungeduldig mir der Fußspitze im Takt auf den Boden tippte. Ich hielt mit meiner kleinen Bitte noch den ganzen Empfangsbereich auf.

Roadtrip with MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt