61.Kapitel- running in circles

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   Außer Atem erreichten wir den ersten Terminal. Eine angenehm kühle Luft umhüllte mich hinter den Glastüren. Das Schlieren von rollenden Koffern über den hochpolierten Fußboden drang aus allen Richtungen in mein Ohr. Jenseits der hohen Fenster vereinte sich rosarotes Licht der Dämmerung in mit einem tiefes Nachtblau.

   Die Polizistin hatte mir beim Telefonat im Auto erklärt, dass Senior Commander Hale, der Kollege von Officer Stan, heute beruflich am Flughafen unterwegs sei. Nur die Frage war: wo?

   Er war der Einzige Cop, dem wir Mindless ausliefern konnten, um nicht selbst im Gefängnis zu landen. Der Einzige, der uns wirklich helfen konnte.  Um polizeiliche Unterstützung zu bekommen, mussten wir ihn finden.

   "Teilen wir uns auf?", fragte ich Zayn.

   "Ja, ich werde durch den Sicherheitsbereich gehen und hinten an den Gates nach ihm suchen." Sein Blick studierte den Terminalbereich von oben bis unten. Von der 15 Meter hohen Decke bis zu den sandfarbenen Mamorfliesen.

   "Wie willst du durch die Kontrolle kommen?", fragte ich überrascht. Ohne ein Passagier oder Mitarbeiten zu sein würde er nicht durchkommen.  

   Er zuckte mit den Schultern. "Ich denk mir was aus."
   Ich zweifelte an seinem Einfallsreichtum. Und was wenn er nicht durchkommen würde? Würdne wir Commander Hale dann überhaupt finden?
   Wie aus dem Nichts hatte ich eine Idee. "Ein Last Minute Ticket!"
   "Hm?", fragte Zayn sichtlich verwirrt. 
   "Mit einem Last Minute Ticket kommst du durch die Kontrolle! Die bekommst du bestimmt hier noch irgendwo!"
    Zayn begriff und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. "Der Einfall ist perfekt, so werde ich es machen." Er hob seinen linken Arm und warf einen Blick auf die glänzende Armbanduhr. "Wir haben nur noch 20 Minuten bis der Flieger von Mindless startet, wir müssen uns beeilen."

   "In Ordnung, ich werde hier nach ihm Ausschau halten. Ruf mich an, sobald du ihn gefunden hast."

   "Mach ich." Er trat einen Schritt näher an mich heran, sodass ich den Geruch seines herben Aftershaves riechen konnte. Die dunklen braunen Augen schaute tief in meine, fesselten mich . "Pass auf dich auf, Liebling" , flüsterte er mit belegter Stimme.

   Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. "Du auf dich auch."

Seine Hände schlossen sich um meine Taille und zogen mich sanft in eine innige Umarmung. Meine Hände schlangen sich fest um seinen Hals. Ich schloss die Augen und betete dafür, heil mit ihm und den anderen aus der ganzen Mindless-Sache herauszukommen. Besonders für Zayn.

   Er drehte den Kopf. Seine Haare kitzelten in der Bewegung an meinem Ohr. Die weichen Lippen fanden meine. Er schenkte mir einen liebevollen Kuss und strich mir behutsam über das Haar.

"Bis später", flüsterte er, wandte sich um und ging in Richtung der Sicherheitskontrolle.

   Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Etwas in mir sagte ich solle ihm nachlaufen und zurückholen, in Sicherheit bringen. Aber das konnte ich nicht.  Wir mussten dieses Kapitel endlich zu Ende schreiben oder Ewigkeiten weiter in diesem Verfolgungsalbtraum leben, mit der Angst von einer herzlosen Gang getötet zu werde.

   So sah ich ihm nach, starrte der geliebten Jeansjacke mit grauen kuschligen Ärmeln und Kaputze hinterher, wie sie in der Menschenmenge verschwand. Zu gerne murmelte ich mich nachts vor dem Einschlafen in dieses Kleidungsstück, atmete tief den Duft von Zayn ein. Sie hüllte mich in ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz, wie eine Raupe in ihrem Kokon.   Es gab nichts schöneres zum Einschlafen. Aber ich musste jetzt loslassen und Senior Commander Hale finden.  Und zwar schleunigst, die Uhr tickte.

   Ich löste mich aus meiner Starre und wandte mich nach links und rechts um. Wo sollte ich als erstes nach ihm suchen? Ich musste Ausschau halten nach einem kleinen Mann in Polizeiuniform und kugelrundem Gesicht. Allerdings gab es hier mehr als nur einen Polizisten. Es wimmelte überall nur von ihnen!

   Meine Füße bewegten sich wie von selbst auf  Terminal zwei zu. Verschiedenste Sprachen schwirrten von allen Seiten um mich herum. Vor mir führte ein spanisches Pärchen eine hitzige Diskussion. Die Frau schnatterte aufgeregt und fuchtelte dabei mit wilden Gesten durch die Luft. Ihr Freund redete lauthals dagegen an und hob abwährend die Hände. Es war der reinste Hahnenkampf. Hinter  mir quengelte ein französisch sprechender Junge an der Hand seiner Mutti etwas über Süßigkeiten, das war das einzige, was ich davon verstehen konnte. 

   Ich von niemandem von Mindless entdeckt zu werden und zog den Saum der Kapuze tiefer ins Gesicht, sodass die fast meine Augen verdeckte.
   Was tat ich wenn sie mich doch fanden? Würde ich weglaufen? Würden sie mir überhaupt hinterherrennen? Vielleicht wäre auch ich diejenige die sie verfolgen würde.
    Ich wusste es nicht... ich hatte keine Zeit mir darüber weitere Gedanken zu machen. Es blieb mir nichts anderes übrig als die Situation auf mich zukommen zu lassen.
    Ich kämpfte mich weiter durch die Menschenmenge. Von dem Commander weit und breit keine Spur. Meine Gedanken überschlugen sich.
   Wie diese Drogen Lieferung von Mindless wohl ablief? Es war unmöglich etwas im Handgepäck zu schmuggeln, genauso wenig wie in den Koffern. Vielleicht nähten sie sich den Stoff in die Kleidung,  wie es viele erfahrene Schmuggler taten, aber das würde die Drogenhunde erschnüffeln. Vielleicht schluckten sie es auch hinunter, wie Mulis. Oder sie versteckten es im Flugzeug, jenseits der Sicherheitskontrollen.   Würde die Polizei Mindless-Mitglieder nicht erkennen, wenn sie durch die Passkontrolle mussten? So naiv waren die Trever & Co. sicher nicht. Bestimmt hatten sie einen Dritten Mann bestochen, die Ware ins Ausland zu überbringen, als unauffälliger Passagier.

   Ach, ich hatte davon keine Ahnung. Darüber sollte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich musste mich auf das wesentliche konzentrieren. Den Officer finden.


Zayn's P.o.V

   Geschickt schlängelte ich mich durch das Getummel aus Touristen im Foyer und schritt direkt auf die Sicherheitskontrolle zu. Bevor ich den Eingang betrat, blieb ich stehen und betrachtete das Geschehen hinter den Glaswänden.

   Menschen  reihten sich wie Ameisen in endlosen Schlangen hintereinander ein und warteten in den makierten Bereichen auf ihre Kontrolle. Hinter den Türen packten sie artig ihr Handgepäck in die kastenförmigen Plasikschalen, die anschließend durch die Röntgenanlage rollten.

   Das betörend laute Piepen der Metalldetektoren war bis hier zu vernehmen. Es erinnerte mich an das Geräusch von antiken Funkgeräten oder Soundeffekten aus uralten Science-Fiction Filmen. Polizisten durchkämmten, die wie Ampelmännchen darstehenden Leute. Ihre Arme streckten  sie lang zu beiden Seiten aus und ließen die Prozedur über sich ergehen. 

  Sie waren überall. Cops. Allerdings nicht der richtige. Nirgends führte ein sicherer Weg vorbei. Ich konnte mich nicht heimlich an den Kontrollen vorbeischleichen. Zeit dafür, Louise' Plan in die Tat umzusetzten.



Roadtrip with MalikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt