Kapitel 99: Freiheitsberaubung

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Es tut weh ihn zu sehen und nicht zu küssen, geschweige denn ihm nah zu sein. Ich verspüre sofort das Bedürfnis zu ihm zu laufen, mein Kopf sagt mir jedoch, dass ich so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen sollte.

„Josh hat mich her bestellt. Wir wollen dich davon abhalten, den größten Fehler deines Lebens zu begehen."

Das hat er also damit gemeint, als er sagte er wolle mir helfen. Aber wie soll es mir helfen, wenn Harry meine Gefühle und Gedanken noch mehr durcheinander wirft?
Mit dem Fehler scheint er die kurz bevorstehende Krönung zu meinen. Ich weiß nicht mal, ob ich diesen Begriff nicht zustimmen soll. Vielleicht haben sie recht und es ist der größte Fehler meines Lebens.

„Ich hab mich entschieden. Außerdem ist es meine Pflicht.", Rede ich ihm und vorallem mir selbst ein.

„Pflicht?", fragt er laut und aufgebracht. „Vor Wochen hast du auf jede Pflicht geschissen. Wo ist diese Emily hin? Seit wann bist du so...so folgsam und tust das, was dir vorgeschrieben wird? Du wolltest doch immer dagegen kämpfen und jetzt rennst du freiwillig in dein Verderben.
Du musst ehrlich zu dir selbst sein. Ist es wirklich diese Zukunft, die du willst? Willst du lieber auf einem Tron sitzen, als in einem Tonstudio? Hier sieht du nämlich nicht mal halb so glücklich aus. Das hier passt nicht zu dir"

Wortlos schaue ich auf den Boden, damit er in meinem Augen nicht erkennt, wie recht er doch hat.
Das ist leider auch der Grund, warum ich nicht bemerke, dass er näher gekommen ist. Ich will schnell noch einen Schritt nach hinten ausweichen, doch mein Rücken macht mit der Tür Bekanntschaft.

„Bitte ignorier die Tatsache, das ICH vor dir stehe. Hör nur auf meine Worte"
Ja genau Harry, hör du nur mal die Worte, die dir die Person sagen möchte, die du abgöttisch liebst, aber eigentlich vergessen willst.
„Mach das, was dich glücklich macht, bitte"

„Das ist nicht so leicht", flüstere ich leise.

„Ich bin heute nicht hier, um dich zurück zu gewinnen. Nicht, dass ich etwas dagegen habe, nein. Ich will dich wieder um jeden Preis. Ich vermisse dich und werde so lange warten, bis du wieder bereit bist und eine zweite Chance zu geben.
Aber heute bin ich hier, um dich vor dir selbst zu bewahren."

„Dann kommst du leider ein bisschen zu spät. Die Krönung ist bereits in nicht mal mehr einer Stunde. Was willst du da noch groß ändern?", frage ich und halte die Luft an, als er noch einen weiteren Schritt auf mich zu kommt.
Hecktisch drehe ich mich um und will die Tür öffnen, damit ich aus diesem Raum verschwinden kann. Doch es bewegt sich nichts, auch wenn ich kräftig an der Tür rüttel. Sie wurde von außen abgeschlossen.
Wütend haue ich mit der flachen Hand gegen die Tür, bevor ich meinen Kopf an sie lehne.

„Das kann nie im Leben euer Ernst sein", sage ich extra laut, damit auch Harrys Verbündeter, der hinter der Tür steht, weiß, dass ich schlau genug bin um eins und eins zusammen zu zählen.
„Josh öffne sofort die Tür."
Keine Sekunde später höre ich das Klicken der Tür und ich muss mir noch nicht einmal die Mühe machen sie zu öffnen.
„Das war zu einfach. Was habt ihr vor?"

Joshs Grinsen verrät mir nichts Gutes.

„Wir machen einen kleinen Ausflug", lautet seine Antwort. Doch das kann er vergessen.

„Nicht mit mir ich bleibe hier. Ich werde sowieso gleich von Dad abgeholt.", meine ich und verschränke die Arme vor der Brust.
Natürlich spüre ich Harrys Blicke auf mir, doch ich versuche sie gekonnt zu ignorieren.

„Wir haben noch 35 Minuten Zeit. Ich hoffe die reichen."

„Ich werde aber nicht mit gehen", stelle ich mich weiter stur.

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