Kapitel 23: Jeden Mittwoch

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„Emily?", ruft mich Dad zu sich.
„Kannst du Henri unseren Garten zeigen?"

„Ich weiß nicht so genau Dad. Wir haben vor dem Tor Win paar Personen stehen, die mich möglicherweise nicht nach draußen lassen.", sage ich vorwurfsvoll und verschränke meine Arme vor der Brust.

„Du hälst mir das ewig vor oder?", seufzt er.

„Ja natürlich, was denkst du denn? Du lässt mich nicht mal in unseren Garten. Weißt du, das ist für mich ein schrecklich großer Vertrauensbruch.", gestehe ich.

„Schatz, bitte nicht vor Henri. Geh mit ihm nach draußen. Ich geb den Befehl durch, dass du darfst. Heute Abend reden wir."

Ich setze gerade wieder an, um etwas zu sagen, jedoch hebt mein Vater seine Hand, um mir zu zeigen, dass die Diskusion vorrübergehend beendet ist.
Ich gehe auf Henri zu, der zwischen mir und Dad ein bisschen irritiert hin und her schaut.

„Komm schon, Kleiner. Lass uns in den Garten gehen.", lächel ihn in sanft an und ignoriere Dad vollkommen.

„Habt ihr euch Tiere?", fragt er mit großen Augen und steuert seinen Rollstuhl die Tür hinaus.

„Ja haben wir. Wenn du willst können wir auch zu denen gehen", schlage ich vor und drehe mich doch wieder zu Dad um.
„Sag deinen Wachhunden ich muss auch zum Tier Gehege und zum Stall"

Ohne mich zu verabschieden schlage ich die Tür zu und begebe mich mit Henri auf den Weg in den Garten. 
Bei den unzähligen Treppen im Schloss wird er zwar die meiste Zeit von irgendwelchen Wachen getragen, aber ihm scheint das nichts auszumachen.
Vor dem großen Tor angekommen, stehen da auch schon Greg und Steve.

„Ich muss da raus", sage ich entschlossen.

„Wissen wir.", erwiedert Steve nur.
„Und ich soll mitkommen."

Fassungslos sehe ich ihn an, als er die Tür öffnet.

„Sorry Emily, aber diesmal war es eine Anordnung von beiden Chefs.", erklärt er mir und trägt Henri die ganzen Stufen, samt Rollstuhl herunter.

„Von Dad und Josh?", frage ich nach.

„Ja von deinem Dad habe ich den Befehl auf dich aufzupassen und von Josh auf Henri aufzupassen."

„Kann es sein, dass mir hier niemand auch nur irgendetwas zutraut?", will ich beleidigt wissen.

„Wir sind nur vorsichtig.", erzählt er mir und wir laufen Henri hinterher, der zielgenau auf die Hollywood Schaukel zusteuert.

Wow, das hat er aber schön umschrieben.

„Emy, Emy ich will da drauf.", sagt Henri ganz aufgeregt und zeigt auf die Hollywood Schaukel.

„Ich mach das schon", meint Steve, doch ich halte ihm am Arm zurück.

„Nein! Ich mache das."

Ich löse die Schnalle, die den kleinen Henri in seinem Rollstuhl hält und hebe ihn auf die Schaukel. Ich selbst lasse mich neben ihm nieder und lege einen Arm um seine Schulter, damit er nicht raus fallen kann. Ganz vorsichtig stupse ich uns mit einem Fuß ab, worauf ich Henri ein fröhliches Kichern entlocke.

„Noch mehr.", klatscht er begeistert in die Hände.

„Ich glaube das ist hoch genug Henri", sage ich und sehe dann zu Steve, der uns aus zwei Metern Entfernung zuschaut.
„Siehst du, ich bin auch fähig etwas alleine zutun"

Frech strecke ich ihm meine Zunge entgegen, worauf er nur lachend den Kopf schüttelt.

„Und du sollst Prinzessin sein. Sei ein Vorbild Em, du hast ein Kind neben dir sitzen", höre ich aufeinmal Joshs vertraute Stimme.

Er stellt sich neben Steve und verschränkt ebenso die Arme.

„Du kannst gehen Steve ich übernehme jetzt.", meint er.

„Du übernimmst hier gar nichts. Du hast immer noch Urlaub.", erinnere ich ihn.

„Genau Joshi hat Urlaub.", bestätigt Henri neben mir.

Genervt verdreht er die Augen, kommt auf uns zu und lässt sich neben seinen kleinen Bruder fallen.

„War Emy nett zu dir?", erkundigt er sich.

„Jaaa können wir öfter kommen?", will der kleine wissen.

„Henri du weißt ich arbeite viel und-", beginnt Josh ein bisschen mitleidig und ich weiß er will ihm erklären, dass er seinen Wunsch wohl nicht erfüllen kann. Doch bevor das passiert unterbreche ich ihn.

„Und das wird sich jetzt ändern. Jeden Mittwoch kommt Josh dich abholen und du kommst hier her OK?", lächel ich Henri an, der im nächsten Moment ein großes Grinsen im Gesicht hat.

„WAS?", fragen Steve und Josh gleichzeitig.

„Ja, was ist denn großes dabei? Du bist vielleicht eine Stunde weg, wenn es hochkommt und danach verbringen wir einfach Zeit zu dritt. Dann hast du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Du verbringst Zeit mit deinem Bruder und hast gleichzeitig mich im Auge. In der Zeit, in der du nicht da bist, ist Steve da oder jemand anderes.", erkläre ich und klatsche einmal zufrieden in die Hände.
„Oh Gott dieser Plan ist perfekt. Ich bin so ein Genie."

„Das kannst du sowas von vergessen. Ich darf doch meine Arbeitszeit nicht mit Privat Personen verbringen.", widerspricht mir Josh.

OK ich wollte es ja nie ausnutzen, aber es ist zu seinem besten. Zeit Josh zu sagen, wer hier eigentlich das sagen haben müsste.

„Josh du weißt ich nutze meine Position nie aus, aber wenn du es nicht anders willst, dann seh es als Befehl. Ich will Henri jeden Mittwoch hier im Schloss sehen und dich auch.", zufrieden grinse ich ihn an und Josh schaut überfordert zu Steve, der genauso dumm aus der Wäsche guckt.

„Darf sie das? Einfach so?"

„Ich-ähm- keine Ahnung. Eigentlich schon.", stottert Steve nachdenklich.

„Gut dann ist es ja beschlossene Sache. Wir haben jeden Mittwoch ein Date, Henri ", sage ich glücklich und halte dem Kleinen meine Hand zum High Five hin.

„Steve, gibts da nicht irgendeine Lücke? Das kann sie doch nicht einfach machen.", versucht es Josh weiter.

„Hey, du bist mein Boss. Nicht andersrum. Eigentlich müsstest du das wissen", verteidigt sich Steve.

„Aber du bist 54 und schon länger im Geschäft als ich."

„Danke, dass du mich auf mein Alter aufmerksam machst, Josh", lacht er.
„Ich habe dir vor ein paar Jahren nicht meinen Posten übergeben, damit du doch bei jeder Kleinigkeit zu mir kommst und nach anderen Möglichkeiten fragst."

Ja, richtig gehört. Steve war zuerst Joshs Chef, hat ihm aber, nach Absprache mit Dad, den Posten überlassen, weil er meinte, es sei ihm zu viel Verantwortung. Außerdem braucht er Zeit mit seiner Familie, da seine Frau schwer krank ist. Natürlich hat Dad das verstanden und sieht in Josh auch immer noch einen würdigen Nachfolger.

„Ich frage nicht bei jeder Kleinigkeit. Das hier ist keine Kleinigkeit. Ich habe gerade von meiner nicht blutsverwandten Schwester einen Befehl bekommen."

So nennt er mich oft. Ich bin seine nicht blutsverwandte Schwester und er mein nicht blutsverwandter Bruder. Diese Worte beschreiben unsere Beziehung eigentlich ziemlich gut.

„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es nicht leicht wird, wenn ihr zwei ein so gutes Verhältnis habt, aber jetzt sei doch einfach mal glücklich und nimm die Situation so hin. Sie verschafft dir mehr Zeit mit deinem Bruder, die du auch wirklich benötigst."

Ich danke Steve in Gedanken, dass er sich doch noch auf meine Seite geschlagen hat. Das würde aber jeder tun, der sieht, wie gut Josh die Zeit mit seinem Bruder tut.

Nachdenklich sieht Josh zu Henri, der immer noch glücklich vor sich her grinst.
In seinen Augen sehe ich, wie Josh nachgibt und schließlich sagt:

„Na schön, jeden Mittwoch. Um 14 Uhr komme ich dich abholen."

@PrincessAlice1999 Ich hoffe du und alle anderen seid nicht enttäuscht. ;) Hab das Kapitel gerade auf die Schnelle geschrieben. Rechtschreibfehler werden später verbessert.
Ich wünsche euch allen noch ein schönes sonniges Wochenende :)♥

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