Kapitel 102: Keine Lösung

8.5K 389 20
                                    

„Emily", höre ich Steves Stimme, bevor ich die Tür zum Speisesaal öffne. Er kommt mit Harry im Schlepptau auf mich zu und sofort muss ich anfangen zu grinsen, als ich ahne was hier läuft.

„Du kannst mich doch nicht einfach so alleine lassen. Du weißt doch, dass ich mich hier kaum auskenne. Das gibt Rache meine Liebe", verspricht Harry mir und versucht alles, um seinen böses Blick aufzusetzen. Leider klappt es nicht so, wie er sich das vorstellt und es sieht eher so aus, als ob er eine Grimasse zieht.

„Er hat recht. Ich hab den armen Kerl völlig verwahrlost im Flur aufgegabelt.", übertreibt Steve ein bisschen. Auch er macht sich ein bisschen über Harry lustig, was ihm aber keiner verübelt. Harry hat einfach kein Orientierungssinn.

„Schon ein Wunder, dass du es überhaupt von deinem Zimmer in meins geschafft hast. Immerhin muss man zwei Mal abbiegen.", lache ich und greife nach Harrys Hand, um ihn zu mir zu ziehen.
„Jaja mach dich nur lustig über mich. Das bekommst du noch zurück.", meint er kampfbereit.
„Viel Glück dabei. Jetzt lass uns frühstücken gehen. Ach ja und danke Steve, dass du Harry hier her gebracht hast. Hättest du ihn nicht gefunden hätte er wahrscheinlich nie wieder zu uns gefunden und wäre verhungert."

Beleidigt sticht Harry mir mit seinem Zeigefinger in die Seite, weshalb ich schreckhaft einen Schritt zur Seite gehe.

„Harry!", sage ich entsetzt und funkel ihn wütend an.

„Was? Du hast es verdient", rechtfertigt er sich schulterzuckend und geht ohne auf mich zu warten durch die große Tür.
Ich drehe mich zu Steve um, damit ich wenigstens von ihm Bestätigung bekomme.

„Eigentlich hat er recht.", sagt er unschuldig und grinst mich unschuldig an.

„Männer", beschwere ich mich Augen verdrehend als ich auch den Speisesaal betrete.
Meine gute Laune verfliegt sofort, als ich die betrübte Stimmung mitbekomme. Mein Lächeln erfriert, als ich den besorgten Blick von Harry sehe, der gerade mit meinem Dad redet.
„Was ist hier los?", will ich vorsichtig wissen.

Stürmisch kommt meine kleine Schwester auf mich zu und schlingt ihre Arme um meinen Hals. Verwundert erwidere ich die Umarmung, ziehe dabei aber verwirrt die Augenbrauen zusammen.

„Es tut mir leid, Emily. Ich würde sofort für dich einspringen, aber du weißt, dass das nicht geht. Die Tradition."

„Würdet ihr mir sagen worum es eigentlich genau geht? Die Krönung?"
Ich werde urplötzlich panischer als ich bemerke, dass ich wahrscheinlich recht habe.
„Dad", sage ich mit gedämpfter Stimme, um mir die ungewollte Bestätigung zu holen.

„Ich lag die ganze Nacht wach, aber es tut mir leid. Mir ist nichts eingefallen. Noch länger verschieben können wir es nicht. Das Volk erwartet es von dir."

„Morgen also?", frage ich mit brüchiger Stimme.

„Ich kann es nicht mehr ändern. Es ist zu spät."

Er will auf mich zukommen, doch ich drehe einfach um und beginne zu rennen. Ich muss raus aus diesem Schloss. Auf dem Weg zum Stall laufe ich an mehreren Sicherheitsleuten vorbei. Insbesondere an Josh und Steve, die mir nur verwundert hinter schauen.

Harrys Sicht

„Soll ich sie aufhalten lassen?", richtet Emilys Dad seine Frage an mich.

„Nein, lassen Sie sie durch. Ich weiß, wo sie hin will."

„Ok Josh fährt dich", sagt Mister Ratland sofort entschlossen.
„Wenn ihr wieder am Schloss seid, will ich, dass ihr ohne Umwege hier her kommt. Sie wird sich nicht in ihr Zimmer verkriechen. Sonst kommt sie da nie wieder raus."

PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt